"Wir müssen uns andere Geschichten ausdenken"
Muslime? Beten oder führen "heiligen Krieg". Afrikaner? Hungern, sind krank oder auf der Flucht. Welche Rolle die Medien bei der Erzeugung dieser stereotypen Bilder von Fremden und Minderheiten spielen, ist Thema einer Konferenz im Jüdischen Museum Berlin.
Der Journalist René Aguigah ist Sohn einer Deutschen und eines Togolesen und hat sich schon oft über stereotype Darstellungen des Fremden in den Medien geärgert. Zum Beispiel durch das Magazin "Focus" und dessen Titelgeschichte "Die dunkle Seite des Islam" von vor einigen Wochen:
"'Acht unbequeme Wahrheiten über die muslimische Religion' haben die Kollegen vom Focus das genannt und 'Ein Glaube zum Fürchten'. Und dann wird auf 20 Seiten ausgebreitet, wie schrecklich der Islam sei", kritisierte Aguigah. "Und das ist in meinen Augen vielleicht die kürzeste Definition fast schon, was man nicht tun sollte als Journalist: die Religion reduzieren auf katastrophale, kriegerische und politische Sachen."
Haben Afrikaner der Mittelschicht keinen Nachrichtenwert?
Was in den Medien fehle, seien beispielsweise Afrikaner, die der Mittelschicht angehören, oder nicht verschleierte Musliminnen, was Aguigah zufolge deren fehlendem Nachrichtenwert geschuldet ist. Es gebe aber im Journalismus auch andere Möglichkeiten, differenzierter über Wirklichkeit nachzudenken und Wirklichkeit zu erzählen, etwa in Reportagen.
Die Zunahme von Fernsehmoderatoren mit ausländischem Hintergrund könne "eine Art von Anfang sein", sagt der Deutschlandradio-Redakteur.
"Aber das, worum es eigentlich gehen müsste im Journalismus, wäre, sich andere Geschichten auszudenken."