Wo Vorurteile nutzen - und wo nicht
Niemand gibt es gerne zu, doch Vorurteile hat jeder. Grundsätzlich ist die gedankliche Einteilung von Menschen in Gruppen auch hilfreich, sagt der Sozialpsychologe Ulrich Wagner - doch dieser Grundmechanismus werde oft politisch ausgenutzt.
Wir tun es alle, bewusst oder bewusst: Wir scheren über einen Kamm. Die Rede ist dann von DEN Ostdeutschen, DEN Fahrradfahrern oder auch DEN Muslimen. Dadurch wird die Welt zwar überschaubarer, erklärt Ulrich Wagner, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Marburg, - aber leider nicht einfacher.
"Wir brauchen solche Einteilungen unserer Umwelt", so Wagner im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Sehr häufig sei das auch sinnvoll: "Wenn ich im Krankenhaus bin, ist es gut, wenn ich weiß, wer der Arzt und wer andere Patienten sind." Gleichzeitig tue es auch gut, Gruppen anzugehören, die positiv bewertet werden. Diese psychologischen Grundmechanismen würden allerdings immer wieder politisch ausgenutzt.
Gleichzeitig bestehe die Gefahr einer Übergeneralisierung, so Wagner. "Diejenigen die Vorurteile haben sind meistens diejenigen, die die wenigsten konkreten und praktischen Erfahrungen mit der Gruppe haben, über die sie reden." Vorurteile ersetzten häufig im praktischen Umgang den Kontakt.
Hilfreich gegen Vorurteile: Bildung
Hilfreich gegen Vorurteile sei Bildung: "Je höher das Niveau formaler Bildung, um so geringer die Neigung Vorurteile zu übernehmen." Dies habe damit zu tun, dass Bildung dazu beitrage, die Dinge differenziert zu sehen - auch die Einzelnen in einer Gruppe. "Das hilft dann auch die Vorurteile zu relativieren und vor allem die eigenen Vorurteile selbst auch immer wieder in Frage zu stellen."
Schwierig werde es bei denen, die in hohem Maß mit Vorurteilen belegt seien, so der Sozialpsychologe. Als Beispiel Rechtsradikale oder jene, die im Moment zu den Montagsdemonstrationen gingen, seien schwer zu erreichen, "weil sie in ihrem Überzeugungssystem verbaut sind und sich mit Menschen umgeben, die die selben Überzeugungen vertreten. Das ist von außen ganz schwer heranzukommen."