"Gutes Verfahren, guter Nachfolger"
Winfrid Halder heißt der künftige Direktor der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagt, der 52-Jährige habe bei der Bewerbung einen hervorragenden Eindruck gemacht. Das sehen einige Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats anders − es hagelt Rücktritte.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters verteidigt die
umstrittene Wahl des Historikers Winfrid Halder
zum neuen Direktor der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin. Die CDU-Politikerin sagte im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur, Halder habe in den Gesprächen mit dem Stiftungsrat "einen hervorragenden Eindruck hinterlassen". Es sei ein Signal und eine Zäsur, dass zum ersten Mal ein Direktor für die Stiftung gewählt worden sei. Halder ist seit 2006 Leiter der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf.
Grütters sagte, man wolle Halder eine sehr gute Chance einräumen, sein Wissen und seine Expertise hier unter Beweis zu stellen. "Meine volle Unterstützung hat er. Und ich glaube, dass wir einen guten wissenschaftlichen Beraterkreis finden werden." Sie habe nicht den Eindruck, dass der Rücktritt mehrerer Beiratsmitglieder eine Botschaft sei, dass Halder von ihnen nicht mitgetragen werde.
Nach der Entscheidung für Halder hatte der polnische Historiker Krzysztof Ruchniewicz sein Mandat niedergelegt. Der neue Direktor und seine Qualifikation seien ihm unbekannt: "Es ist ein guter Brauch, dass der Stiftungsrat in Zusammenarbeit mit dem neuen Direktor einen neuen Beirat wählen sollte, mit dem er (der Direktor) gut und einvernehmlich zusammenarbeiten kann." Ebenfalls zurückgetreten sind Halders Gegenkandidat Michael Schwartz, der Vorsitzende Stefan Troebst und Beiratsmitglied Piotr Madajczyk,
sagte Ruchniewicz im Deutschlandradio Kultur
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"Ich sehe keine Probleme"
Die Kulturstaatsministerin wies Kritik an der Entscheidungsfindung − der Beirat hat kein Stimmrecht − zurück: "Wir haben jetzt in einem sehr geordneten und, wie ich finde, zügig durchgeführten, guten Verfahren tatsächlich einen guten Nachfolger gefunden. Wir haben eine gute Bewerberlage gehabt. Es hat eine Findungskommission gegeben, alle Sitzungen sind reibungslos und unter Beteiligung des Beraterkreises gelaufen. Ich sehe keine Probleme."
Dass das Düsseldorfer Hauptmann-Haus, dessen Leiter Winfrid Halder noch ist, in seiner Satzung von den "historischen deutschen Ostgebieten" spricht, ficht Grütters nicht an: "Tatsächlich ist die Satzung des Gerhart-Hauptmann-Hauses nicht unser Thema. Bei uns gilt eindeutig die Konzeption, die im Einvernehmen mit allen Beteiligten hier beschlossen wurde, indem die Geschichte der Vertreibung der Deutschen für die Ausstellung der Schwerpunkt der Geschichtsschreibung und der Politik sein wird."
Zur Frage, ob die Stiftung niemals aus den Schlagzeilen herauskomme und warum es immer Streit gibt, sagte Grütters: "Es gibt nicht immer Streit, sondern es hat in der Tat Schwierigkeiten bei einem Ausstellungsprojekt gegeben, was dann am Ende den Direktor gedrängt hat, den Weg frei zu machen für eine andere Leitungsform."