Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Wissenschaftsrat empfiehlt Auflösung

05:35 Minuten
Modell der Museumsinsel aus Bronze vor der James-Simon-Galerie in Berlin.
Wo geht es hin mit den Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Der Wissenschaftsrat hat weitreichende Pläne für die Kultureinrichtungen. © imago images / Ulli Winkler
Christiane Habermalz im Gespräch mit Julius Stucke |
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Geht es nach dem Wissenschaftsrat, soll die Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufgelöst und in vier getrennten Einrichtungen neu organisiert werden. Die gemeinsame Dachstruktur sei dysfunktional, heißt es.
Schlanke Linie ist kein Etikett, das man auf die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) kleben könnte. Die in den 50er-Jahren gegründete Stiftung ist eine der größten Kulturinstitutionen der Welt. Die rund 2.000 Mitarbeitenden verwalten einen riesigen Kultur- und Wissenschaftsschatz - darunter Museen und deren Sammlungen, Bibliotheken, Archive und Institute.

Auflösen und umstrukturieren

Als Entwurf zunächst liegt nun eine Studie des Wissenschaftsrats vor, die Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU) in Auftrag gegeben hatte. Zwei Jahre lang war dafür die SPK unter die Lupe genommen worden. Noch in dieser Woche nun soll das Papier besprochen und am Freitag verabschiedet werden. Unsere Kulturkorrespondentin Christiane Habermalz konnte die Studie bereits vorab lesen.
Die weitestreichende Empfehlung sei die Auflösung der Stiftung in ihrer bisherigen Form, so Habermalz. Außerdem heiße es in dem Papier, die einzelnen Einrichtungen bräuchten mehr Autonomie und Entscheidungsbefugnis; die gemeinsame Dachstruktur sei dysfunktional und würde auf kreative Prozesse hemmend wirken, statt diese zu befördern.
Die Reform der SPK sei von Grütters in den Koalitionsvertrag geschrieben worden, so Habermalz. Die Kulturstaatssekretärin dürfte nun die vom Wissenschaftsrat erarbeiteten Empfehlungen gewissenhaft prüfen.

Finanzarchitektur entzerren

Aus der bisherigen, hierarchischen Struktur sollen vier unabhängige Einrichtungen hervorgehen. So sollen beispielsweise die Staatlichen Museen zu Berlin in eine eigene Stiftung überführt werden. Auch die Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv und das Ibero-Amerikanische Institut sollen selbstständige Einrichtungen in der Trägerschaft des Bundes werden.
Außerdem soll die Finanzarchitektur entzerrt werden: "Die Länder sollen raus aus der Finanzierung und das Land Berlin nur noch anteilsmäßig an den Staatlichen Museen beteiligt, der Rest in die Trägerschaft des Bundes überführt werden - also auch eine große Vereinfachung", fasst die Kulturjournalistin die Pläne zusammen.
Notwendig geworden sei die Umstrukturierung, weil "viele wichtige Modernisierungsprozesse an der Stiftung vorbeigegangen" sind. In dem Gutachten werde von "struktureller Überforderung" gesprochen, so Habermalz.

Entwicklung verpasst

Durch die vielen Einrichtungen drohe, dass der Anschluss an aktuelle Entwicklungen und Debatten verloren gehe – beispielsweise der Umgang mit dem kolonialen Erbe oder die Digitalisierung. In der Studie des Wissenschaftsrats heißt es dazu: "Den Anspruch einer internationalen Ausstrahlung und Wirkung vermögen die Museen innerhalb der SPK nur bedingt einzulösen".
(rzr)

In unserer Sendung "Fazit" sprachen wir mit Tobias Timm, der gemeinsam mit Anna-Lena Scholz mit als erstes über die Empfehlungen des Wissenschaftsrats berichtete:
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