Stiftungen im Sport

Ist Geben seliger denn Nehmen?

Der Laureus-Botschafter und frühere Torhüter Jens Lehmann kickt mit Schülerinnen vom Projekt "Kicking Girls" am 19.09.2014 in München (Bayern) auf dem Sportplatz der Grundschule an der Bad-Soden-Straße Fußbälle. Botschafter der Laureus-Stiftung besuchten Kinder und Trainer des Projekts "Kicking Girls", bei dem Mädchen mit Migrationshintergrund an ihrer Schule in Trainings-AGs angeleitet werden.
Der Laureus-Botschafter und frühere Torhüter Jens Lehmann kickt in München auf dem Sportplatz der Grundschule an der Bad-Soden-Straße Fußbälle. © picture-alliance / dpa / Tobias Hase
Von Günter Herkel |
Der Sport spielt eine wichtige Rolle im Stiftungswesen. Etwa jede zehnte der rund 20.000 Stiftungen widmet sich dem Sport. So steht es im vom Bundesverband Deutscher Stiftungen herausgegebenen Report: Kritiker wenden ein, der Boom könne auch fatale Folgen haben.
Was haben Manuel Neuer, Dirk Nowitzki und Steffi Graf gemeinsam? Nun, sie sind oder waren nicht nur erfolgreiche Sportler. Sie haben auch ihre Popularität genutzt, um eine eigene Stiftung zu gründen. Auf den ersten Blick eine gute Sache: Athleten helfen mit ihrer Prominenz, Geld für Menschen zu sammeln, die vom Leben weniger verwöhnt wurden als sie selbst. Ob es nun um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund geht, um die Förderung von Gesundheitsprävention oder um die Unterstützung sozial benachteiligter Kinder - oftmals hilft der Sport, gesellschaftliche Defizite abzufedern, die der Staat mangels ausreichender Ressourcen nicht mehr beheben kann oder will.
Mehr Marketing als Wohltätigkeit?
Sportler bürgen in der Regel mit ihrem guten Namen für die Seriosität ihres Stiftungsprojekts. Mindestens ebenso wichtig erscheint eine möglichst lückenlose Transparenz über die Arbeit der Einrichtung. Wo diese Transparenz fehlt, kann leicht der Verdacht aufkommen, die Stiftung habe mehr mit Marketing als mit Wohltätigkeit zu tun. Ein verräterisches Indiz kann etwa die Angabe darüber sein, wie hoch der Prozentsatz der tatsächlich in Projekte gesteckten Spendengelder liegt.
Wo Verwaltungs- und Werbekosten einen Großteil der Spendeneuros verschlingen, ist Vorsicht angebracht. Wer der Öffentlichkeit zum Beispiel die Vorlage eines Finanzberichts verweigert, darf sich nicht wundern, wenn seine edlen Absichten bisweilen infrage gestellt werden. So geschehen im Fall der Katarina Witt-Stiftung, die entsprechende Recherchen eine Zeitlang mit Drohschreiben eines Medienanwalts beantwortete.
Noch ein anderer Aspekt dürfte dazu beitragen, dass sich nicht immer oder nicht nur edle Motive hinter Stifteraktivitäten verbergen. Wenn heute ein begüterter Mensch eine Million Euro in eine Stiftung steckt, bekommt er fast die Hälfte vom Fiskus zurück. Doch was die Stiftung mit den Erträgen aus dieser Million anstellt, bestimmt der Stifter weitgehend allein. Schon klar: Niemand zahlt gern Steuern. Und doch sind sie unerlässlich zur Finanzierung eines funktionierenden demokratischen Gemeinwesens: für Straßen, Krankenhäuser, Schulen und so weiter.
Steuersubventionierter Demokratieabbau?
Auf die Gesamtgesellschaft bezogen, so wenden Kritiker ein, könne der Boom des Stiftungswesens fatale Folgen haben. Wenn ein nicht unerhebliches Finanzvolumen auf diese Weise staatlicher Verfügungsgewalt entzogen werde, handle es sich letztlich schlicht um steuersubventionierten Demokratieabbau. Da ist was dran.
Andererseits: Wer könnte etwas dagegen haben, wenn Per Mertesacker und Manuel Neuer sich – sagen wir - für Flüchtlingskinder aus Syrien einsetzen? Das ist Immer noch besser als der Einsatz von Bundeswehr-Tornados in Syrien.
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