Zusammenhalt ist abhängig von Haltung
In Berlin läuft derzeit gerade die Stiftungswoche. Leitmotto dieses Mal: "Was uns zusammenhält". Altbischof Wolfgang Huber findet: Das Problem ist nicht so schlimm, wie es gemacht wird. Und: Wir können es lösen.
Zum achten Mal findet in Berlin gerade die Stiftungswoche statt, diesmal unter dem Motto "Was uns zusammenhält". Die Stiftungsrede dazu hält der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Altbischof Wolfgang Huber. Im Deutschlandradio Kultur skizzierte er vorab einige Grundgedanken. Laut Huber ist der Zusammenhalt in Deutschland, vor allem im Vergleich mit andern Ländern, noch immer "beträchtlich" - er sieht das Problem eher darin, wie derzeit darüber geredet, diskutiert und geschrieben wird.
Es gebe eine öffentliche Diskussion rund um das Thema, die dem Zusammenhalt nicht zuträglich sei:
"Wir reden über die wachsende Disparität zwischen Arm und Reich, über zunehmende Kriminalität, über die Erosion verbindlicher Werte und Verhaltensweisen, über die Auflösung von Formen des gemeinsamen Lebens - und vor allem geht die Behauptung durchs Land, dass die Zuwanderung von Fremden den gesellschaftlichen Zusammenhalt auflöst, und es scheint manchmal so zu sein, als sei die Rede darüber, dass wir das alles nicht könnten, eigentlich die größte Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land."
Huber sprach im Gegensatz dazu von Hunderttausenden, die Geflüchteten helfen - dies sei ein Beispiel für praktizierten Zusammenhalt und beeindrucke ihn sehr, betonte der Altbischof. Zugleich räumte er ein, dass die Anonymisierung voranschreitet und soziale Medien oftmals eher das Gegenteil von dem bewirken, was sie eigentlich mit dem Begriff "sozial" versprechen. Das sei aber überhaupt kein Grund zur Resignation, sagte Huber. Der gesellschaftliche Zusammenhalt sei Aufgabe der Institutionen, aber auch jedes Einzelnen. Ohne Haltung gebe es auch keinen Zusammenhalt, unterstrich er. (ahe)