Stille Heldinnen
Kamerun hat wie viele afrikanische Länder eine patriarchalische Gesellschaft. Die Männer regieren, während die Frauen kaum eine Minute Freizeit haben. Doch es gibt Kamerunerinnen, die es mit den bestehenden Verhältnissen aufnehmen wollen.
Viele haben es nicht glauben wollen. Was diese Frau geschafft hat, kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Das sagen vor allem die Männer. Und bezichtigen sie der Magie. Sarah Etongué kann darüber nur lächeln. Sie ist Athletin aus Buea, einem kleinen Ort am Fuße des 4100 Meter hohen Mount Cameroon. Immer wieder hat sie beim Rennen auf den Berg mitgemacht, einem der härtesten Läufe der Welt. Und immer wieder hat sie gewonnen, sieben Mal. Auch mit 38 Jahren noch, als sie schon siebenfache Mutter war:
"Ich habe sehr viel trainiert. Jede Woche bin ich einmal auf den Berg gerannt, das ist sehr weit. Manche begreifen nicht, dass man es weit bringen kann, wenn man bereit ist, hart zu arbeiten. Sehen Sie, das hier ist mein Büro, ich habe es mir selbst aufgebaut. Dank harter Arbeit habe ich Karriere gemacht."
Sarah Etongué zeigt stolz auf ihr neues Versicherungsbüro, in dem sie zwei Angestellte beschäftigt. Ihr Büro konnte sie mit den Preisgeldern des Rennens finanzieren. Heute kann sie mit ihrem Einkommen ihre Kinder auf die Schule schicken. Sarah ist eine Selfmade-Frau. Es sind Menschen wie sie, die vielen Kamerunerinnen ein Vorbild sind. Weil sie sich nach oben gekämpft haben. Weil sie aus dem Schatten ihrer Männer getreten sind, den Frauen Kameruns ein Gesicht gegeben haben. Madeleine Afite, Bürgerrechtlerin:
"Die Kamerunerinnen sind bewundernswerte, starke Frauen. Was meinen sie, wer hier mehr produziert – der Mann oder die Frau? Die Frau natürlich! Sie läuft hier am Morgen den LKWs hinterher, um ihre Waren zu verkaufen. Sie schläft draußen, unter freiem Himmel! Die Marktfrauen sind die ersten, die Sie um vier Uhr morgens auf den Straßen sehen!"
Madeleine Afite setzt sich mit ihrer Vereinigung für die Rechte der Frauen ein, seit vielen Jahren. Ihr Telefon klingelt ständig. Zahllose Frauen rufen sie an, um sie um Rat zu fragen. Madeleine kennt die Dramen, die sie täglich durchleiden. Auch ihre eigene Familie ist nicht davon verschont geblieben. Die Schwester ist gerade erst gestorben. Immer wieder wurde sie von ihrem Ehemann geschlagen. Sie wollte ihn nicht verlassen, weil sie Angst hatte, ihre Kinder zu verlieren. Die Misshandlungen haben sie letztlich das Leben gekostet.
"Es gibt immer noch kein Familiengesetzbuch in Kamerun. Die Frau ist immer noch häufig Opfer. Was sie erleidet - im Haushalt oder im Beruf - ist teilweise kaum zu beschreiben. In den Familien wird sie häufig nur als Objekt betrachtet. Wie etwas, das man gekauft hat - und dass man dann bei Nichtgefallen wieder weggeben kann."
Tatsächlich hat eine Frau in Kamerun ihren Preis. Ein Preis, der zwischen Bräutigam und Vater der Braut ausgehandelt wird. Der in Form von Geld, Reis, Ziegen oder Whiskyflaschen bezahlt werden kann. Oft werden die Ehen von den Familien arrangiert - ohne Mitsprache der künftigen Ehefrau. Ein Mann, der viel Geld hat, kann sich gleich mehrere Frauen leisten, wenn er will. Das entscheidet er ganz allein. Eine Frau, die sich gegen eine Ehe wehrt oder sich scheiden lässt, kann keine Unterstützung erwarten. Witwen erben in der Regel nichts. Und doch wird von ihnen häufig erwartet, dass sie die Bestattung ihres Mannes vollständig aus eigener Tasche bezahlen.
Die Frau in Kamerun ist oft Ernährerin, Haushälterin, Erzieherin und Feldarbeiterin in einer Person. Besonders auf dem Land ist das Leben eine Plackerei. Auch schwangere Frauen machen die harte Feldarbeit, zerstampfen Hirse, holen Wasser und sammeln Holz. Die Geburt findet hier oft meist unter primitiven Bedingungen statt. Es fehlt an Wissen, an Geld und an Krankenhäusern. Entsprechend viele Säuglinge sterben. Ist es ein uneheliches Kind, sind die Frauen auf sich allein gestellt, so Charlotte Nieck:
"Mädchen sind oft Opfer von Vergewaltigungen und Misshandlungen in den Familien. Es kommt vor, dass Cousins ihre Cousinen vergewaltigen. So etwas geschieht vor allem auf dem Land. Für sie ist das Mädchen ein sexuelles Objekt, an dem man sich bedienen kann. Die sagen sich: Vielleicht wird sie trotzdem einen Mann finden, sonst schlägt sie sich schon irgendwie durchs Leben."
Zwar kann sexuelle Gewalt mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. In der Praxis geschieht das allerdings selten. Nur wenige Frauen haben den Mut, es sich mit ihrer Familie zu verderben, und gehen vor Gericht. Richter legen das Gesetz oft zugunsten des Mannes aus. Und deswegen schweigen die Frauen, aus Angst.
Besonders die Christinnen suchen Trost in der Kirche. Der Sonntagsgottesdienst ist in Kamerun noch Pflichtbesuch. Madeleine Afite:
"Ich habe Frauen gesehen, die im Gefängnis waren, weil ihr Mann schlecht über sie geredet hat. Wenn eine Frau gegen die Gewalt in der Ehe klagen will, hat sie kaum Möglichkeiten dazu. Man darf sich keine Illusionen machen. Auch wenn wir wohlhabende Frauen in dicken Autos sehen - wir wissen nicht, was sie zu Hause erleiden müssen. Eine Frau muss sich vom Gesetz beschützt fühlen! Das ist mein Anliegen. Wir müssen alles dafür tun. Denn das ist kein Leben, was die Frauen hier in Kamerun führen."
"Ich habe sehr viel trainiert. Jede Woche bin ich einmal auf den Berg gerannt, das ist sehr weit. Manche begreifen nicht, dass man es weit bringen kann, wenn man bereit ist, hart zu arbeiten. Sehen Sie, das hier ist mein Büro, ich habe es mir selbst aufgebaut. Dank harter Arbeit habe ich Karriere gemacht."
Sarah Etongué zeigt stolz auf ihr neues Versicherungsbüro, in dem sie zwei Angestellte beschäftigt. Ihr Büro konnte sie mit den Preisgeldern des Rennens finanzieren. Heute kann sie mit ihrem Einkommen ihre Kinder auf die Schule schicken. Sarah ist eine Selfmade-Frau. Es sind Menschen wie sie, die vielen Kamerunerinnen ein Vorbild sind. Weil sie sich nach oben gekämpft haben. Weil sie aus dem Schatten ihrer Männer getreten sind, den Frauen Kameruns ein Gesicht gegeben haben. Madeleine Afite, Bürgerrechtlerin:
"Die Kamerunerinnen sind bewundernswerte, starke Frauen. Was meinen sie, wer hier mehr produziert – der Mann oder die Frau? Die Frau natürlich! Sie läuft hier am Morgen den LKWs hinterher, um ihre Waren zu verkaufen. Sie schläft draußen, unter freiem Himmel! Die Marktfrauen sind die ersten, die Sie um vier Uhr morgens auf den Straßen sehen!"
Madeleine Afite setzt sich mit ihrer Vereinigung für die Rechte der Frauen ein, seit vielen Jahren. Ihr Telefon klingelt ständig. Zahllose Frauen rufen sie an, um sie um Rat zu fragen. Madeleine kennt die Dramen, die sie täglich durchleiden. Auch ihre eigene Familie ist nicht davon verschont geblieben. Die Schwester ist gerade erst gestorben. Immer wieder wurde sie von ihrem Ehemann geschlagen. Sie wollte ihn nicht verlassen, weil sie Angst hatte, ihre Kinder zu verlieren. Die Misshandlungen haben sie letztlich das Leben gekostet.
"Es gibt immer noch kein Familiengesetzbuch in Kamerun. Die Frau ist immer noch häufig Opfer. Was sie erleidet - im Haushalt oder im Beruf - ist teilweise kaum zu beschreiben. In den Familien wird sie häufig nur als Objekt betrachtet. Wie etwas, das man gekauft hat - und dass man dann bei Nichtgefallen wieder weggeben kann."
Tatsächlich hat eine Frau in Kamerun ihren Preis. Ein Preis, der zwischen Bräutigam und Vater der Braut ausgehandelt wird. Der in Form von Geld, Reis, Ziegen oder Whiskyflaschen bezahlt werden kann. Oft werden die Ehen von den Familien arrangiert - ohne Mitsprache der künftigen Ehefrau. Ein Mann, der viel Geld hat, kann sich gleich mehrere Frauen leisten, wenn er will. Das entscheidet er ganz allein. Eine Frau, die sich gegen eine Ehe wehrt oder sich scheiden lässt, kann keine Unterstützung erwarten. Witwen erben in der Regel nichts. Und doch wird von ihnen häufig erwartet, dass sie die Bestattung ihres Mannes vollständig aus eigener Tasche bezahlen.
Die Frau in Kamerun ist oft Ernährerin, Haushälterin, Erzieherin und Feldarbeiterin in einer Person. Besonders auf dem Land ist das Leben eine Plackerei. Auch schwangere Frauen machen die harte Feldarbeit, zerstampfen Hirse, holen Wasser und sammeln Holz. Die Geburt findet hier oft meist unter primitiven Bedingungen statt. Es fehlt an Wissen, an Geld und an Krankenhäusern. Entsprechend viele Säuglinge sterben. Ist es ein uneheliches Kind, sind die Frauen auf sich allein gestellt, so Charlotte Nieck:
"Mädchen sind oft Opfer von Vergewaltigungen und Misshandlungen in den Familien. Es kommt vor, dass Cousins ihre Cousinen vergewaltigen. So etwas geschieht vor allem auf dem Land. Für sie ist das Mädchen ein sexuelles Objekt, an dem man sich bedienen kann. Die sagen sich: Vielleicht wird sie trotzdem einen Mann finden, sonst schlägt sie sich schon irgendwie durchs Leben."
Zwar kann sexuelle Gewalt mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. In der Praxis geschieht das allerdings selten. Nur wenige Frauen haben den Mut, es sich mit ihrer Familie zu verderben, und gehen vor Gericht. Richter legen das Gesetz oft zugunsten des Mannes aus. Und deswegen schweigen die Frauen, aus Angst.
Besonders die Christinnen suchen Trost in der Kirche. Der Sonntagsgottesdienst ist in Kamerun noch Pflichtbesuch. Madeleine Afite:
"Ich habe Frauen gesehen, die im Gefängnis waren, weil ihr Mann schlecht über sie geredet hat. Wenn eine Frau gegen die Gewalt in der Ehe klagen will, hat sie kaum Möglichkeiten dazu. Man darf sich keine Illusionen machen. Auch wenn wir wohlhabende Frauen in dicken Autos sehen - wir wissen nicht, was sie zu Hause erleiden müssen. Eine Frau muss sich vom Gesetz beschützt fühlen! Das ist mein Anliegen. Wir müssen alles dafür tun. Denn das ist kein Leben, was die Frauen hier in Kamerun führen."