Stimme der NS-Opfer
Der jüdische Historiker Saul Friedländer hat in Frankfurt am Main den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in Empfang genommen. Der 75-Jährige erhielt die Auszeichnung vor rund 1000 Gästen in der Paulskirche für seine Erforschung des nationalsozialistischen Massenmordes an den Juden.
Gottfried Honnefelder, der Vorsteher des deutschen Börsenvereins, würdigte Saul Friedländer als einen Wissenschaftler, der die übliche Distanzierung seiner Zunft aufgegeben habe, um der Fassungslosigkeit angesichts der Verbrechen Raum zu geben.
Saul Friedländer entkam dem Holocaust nur knapp. Er erlebte die Geschichte der Judenvernichtung direkt. Das wurde im vor Jahrzehnten zum Vorwurf gemacht. Denn ein Historiker könne nicht seine eigene Geschichte objektiv beschreiben. In seinen beiden Büchern "Über das Dritte Reich und die Juden" erforschte Friedländer nicht nur die Dokumente der Täter, sondern auch die der Opfer. Er konfrontierte Dokumente von jüdischen Zeitzeugen mit denen der Nazi-Organisationen.
Er gab gerade den Stimmen der Opfer einen breiten Raum. So erregte er Mitleid mit den verfolgten Menschen, die zum Objekt der Geschichte wurden. Und Friedländer erlebte selbst die gesichtslose Maschinerie, den Apparat der Diktatur, für ihn verkörpert in Wachsoldaten, die er nur als Helme wahrnah.
Wolfgang Frühwald stellte in seiner Laudatio auf Friedländer gerade dessen subjekive Erinnerung, sein Involviertsein in die Geschichte als besonderen Ausweis für den Historiker heraus. Er lobte seine erzählerischen wie seine analytischen Fähigkeiten bei der Beschreibung und Erklärung des Holocaust..
Frühwald leistete sich auch einen Seitenhieb auf die Rede von Martin Walser. Walser hatte vor neun Jahren noch am selben Ort der Paulskirche von der "Auschwitzkeule" gesprochen und dafür den allgemeinen Beifall des Publikums erhalten:
Saul Friedländer gab in seiner Dankesrede ein Beispiel seiner erzählerischen Geschichtsschreibung, die gerade durch die Stimmen der Opfer besticht und in der eigenen Biographie wurzelt.
Friedländer erzählte von seinen Eltern. Sie flohen 1942 aus Prag nach Frankreich, versteckten ihr Kind in einem katholischen Internat und baten eine Frau, sich um ihren Sohn zu kümmern. Saul Friedländer las in der Paulskirche den letzten Brief seiner Mutter vom 28. August 1942.
Friedländers Eltern wurden aus Frankreich abgeschoben, deportiert. Er sah sie nie wieder. Mit unbeteiligter Stimme las Friedländer weitere Briefe seiner Verwandten vor, als wolle er beweisen, dass er doch die Fähigkeit des distanzierten Historikers besitze. Diese Trockenheit indessen machte den Alltag der Angst und des Schreckens nur noch deutlicher.
In der Tat: Saul Friedländers Erinnerungen an seine vernichteten Eltern und Verwandten, sein Zitieren ihrer Briefe, erschüttert mehr als mancher Hollywood-Schinken über den Holocaust.
Saul Friedländer entkam dem Holocaust nur knapp. Er erlebte die Geschichte der Judenvernichtung direkt. Das wurde im vor Jahrzehnten zum Vorwurf gemacht. Denn ein Historiker könne nicht seine eigene Geschichte objektiv beschreiben. In seinen beiden Büchern "Über das Dritte Reich und die Juden" erforschte Friedländer nicht nur die Dokumente der Täter, sondern auch die der Opfer. Er konfrontierte Dokumente von jüdischen Zeitzeugen mit denen der Nazi-Organisationen.
Er gab gerade den Stimmen der Opfer einen breiten Raum. So erregte er Mitleid mit den verfolgten Menschen, die zum Objekt der Geschichte wurden. Und Friedländer erlebte selbst die gesichtslose Maschinerie, den Apparat der Diktatur, für ihn verkörpert in Wachsoldaten, die er nur als Helme wahrnah.
Wolfgang Frühwald stellte in seiner Laudatio auf Friedländer gerade dessen subjekive Erinnerung, sein Involviertsein in die Geschichte als besonderen Ausweis für den Historiker heraus. Er lobte seine erzählerischen wie seine analytischen Fähigkeiten bei der Beschreibung und Erklärung des Holocaust..
Frühwald leistete sich auch einen Seitenhieb auf die Rede von Martin Walser. Walser hatte vor neun Jahren noch am selben Ort der Paulskirche von der "Auschwitzkeule" gesprochen und dafür den allgemeinen Beifall des Publikums erhalten:
Saul Friedländer gab in seiner Dankesrede ein Beispiel seiner erzählerischen Geschichtsschreibung, die gerade durch die Stimmen der Opfer besticht und in der eigenen Biographie wurzelt.
Friedländer erzählte von seinen Eltern. Sie flohen 1942 aus Prag nach Frankreich, versteckten ihr Kind in einem katholischen Internat und baten eine Frau, sich um ihren Sohn zu kümmern. Saul Friedländer las in der Paulskirche den letzten Brief seiner Mutter vom 28. August 1942.
Friedländers Eltern wurden aus Frankreich abgeschoben, deportiert. Er sah sie nie wieder. Mit unbeteiligter Stimme las Friedländer weitere Briefe seiner Verwandten vor, als wolle er beweisen, dass er doch die Fähigkeit des distanzierten Historikers besitze. Diese Trockenheit indessen machte den Alltag der Angst und des Schreckens nur noch deutlicher.
In der Tat: Saul Friedländers Erinnerungen an seine vernichteten Eltern und Verwandten, sein Zitieren ihrer Briefe, erschüttert mehr als mancher Hollywood-Schinken über den Holocaust.