Stimmgewaltiger Rollenspieler
Der Schauspieler und Sprecher Stefan Kaminski hat ein bemerkenswertes Talent: Er kann offensichtlich beliebig viele Stimmen erfinden oder nachahmen. Dazu hat er eine schwer zu bremsende Lust an Rollenspielen, die er seit der Kindheit kultiviert und gepflegt hat. Nun vereinigt Stefan Kaminski Spielwut und Stimmtalent auf der Bühne zu einem abenteuerlichen Genre: dem dreidimensionalen Live-Hörspiel.
"Kamera läuft ... und Action!"
Stefan Kaminski dreht die Kurbel einer Kaffeemaschine, das klingt wie Filmkamera. Der schmale blasse Junge ist 32 Jahre alt. Kurze dunkelblonde Locken, ein flaumiger Dreitagebart, klare blaue Augen, verwaschenes T-Shirt, ausgefranste Jeans. Die Füße mit den braunen Turnschuhen stecken in einer Holzkiste mit Kies, das klingt wie Schritte. Um ihn herum sind andere Klangutensilien auf der Bühne: eine Spielzeugpistole, Ketten, eine Plastikpalme. Der Theatermusiker Sebastian Hilken spielt dazu Cello. Mit solch kleinen Mitteln macht Stefan Kaminski großes Kino im Kopf.
Stefan Kaminski: "In meinem Fall ist es wirklich das auf die Bühne verlagerte Kinderzimmer. Ich hatte einfach Lust zuhause mit meinem Doppelkassettenrekorder, einem billigen Mikrofon und knispelnden Geräuscheplatten Geschichten zu erzählen."
Früher waren es Märchen der Gebrüder Grimm, Jetzt ist es die Geschichte von King Kong und der weißen Frau. Einer seiner Lieblingsfilme.
"Mit 20 Jahren, da hab ich mir geschworen immer Kind zu bleiben, und es ist durch meinen Beruf einfach gegeben, dass ich mir das bewahren kann. Ich mach das nicht bewusst, ich bin einfach so."
Stefan Kaminski hat ein Stimmtalent. Bei King Kong spricht er alle neun Rollen, Mit artistischer Präzision wechselt er Stimmen und Charaktere. Vom zynischen Filmproduzenten ("und jetzt verschwinde") zum naiven Mädchen ("hä? Was?"), vom seebärigen Kapitän ("..das Barometer sinkt noch immer !") zum verliebten Steuermann ("oh Anne, ich ..."), vom Künstleragenten ("nicht nötig") zum orientalischen Verkäufer ("alles ein Euro billiger"), von der Möwe (kraihh) zum Wind (pffff) zum Äffchen.
"Ich glaube, das ist etwas, was viele Kinder machen. Das ist eine Urlust, die alle Menschen haben."
Geboren ist Stefan Kaminski in Dresden, mit einem Jahr zieht er mit seinen Eltern in eine Plattenbauwohnung in Ost-Berlin. Hier hört das Einzelkind seine ersten Vorbilder. Komiker wie Loriot oder Helge Schneider..
"Oder Otto, Otto war auch ganz wichtig. 'Hallo ich bin dein Föhn.' Oder 'ne Schauspielerin wie Carmen-Maya Antoni, die den Burratino auf der Ost-Platte da gemacht hatte. Kannte ich auswendig. Da versucht man dann seine Stimme zu verstellen und genauso zu klingen wie die. Und dann macht man Helmut Kohl nach, weil man Thomas Freitag im Fernsehen gesehen hat, ob man das auch kann. Und dann kommt man plötzlich vom Kuchenbacken zu Arschbacken und höhö, lass die mal miteinander quatschen. Und dann spricht halt der Radiergummi mit dem Bundeskanzler Kohl, und plötzlich ist es was Witziges und klingt gar nicht nach einem selbst, und ist irgendwas anderes. Dazu noch Geräusche gemischt und schon hast du eine kleine Szene.""
Mit 15 kauft Stefan Kaminski einen eigenen Kassettenrekorder, nimmt solche Geschichten auf: Grimms Märchen, Eisenhans, Froschkönig. Damit bewirbt er sich beim Radio - mit 21 Jahren - und landet bei der Kindersendung Zappelduster. Dort lässt er Dinge und Tiere sprechen:
"Ich bin ein Tapir, nein ich bin kein Nashorn, glaub mir, ich bin ein Tapir."
Aber das Sprechen mit verstellter Stimme genügt ihm nicht. Stefan Kaminski will spielen. Mit 24 Jahren wird der scheue junge Mann auf Anhieb an der renommierten Schauspielschule Ernst Busch angenommen und lässt sich für die Bühne ausbilden.
"Ich konnte mein komisches Talent auch einbringen, aber auch meine Lust zerbrechliche und sensible Figuren zu spielen, ich hab da 'ne Menge gelernt über mich. Wer ich selber bin - ohne Verstellung. Dass das auch schon gut genug ist, so was hab ich da gelernt."
Am deutschen Theater in Berlin bekommt er ein festes Engagement, er spielt in Schillers "Don Carlos" oder in Elfriede Jelineks "Sportchor". 15 Hörbücher hat er schon besprochen. Mittlerweile wohnt Stefan Kaminski in einer Altbauwohnung in Berlin Friedenau, zusammen mit zwanzig abrufbaren Stimmen in seinem Kopf und seiner Freundin.
"Und meine Freundin, die Silke, die ich sehr liebe, die erlebt durchaus oft, dass ich mich verwandle auch zuhause. Manchmal nervt's, manchmal ist es lustig, manchmal macht sie mit - und die begleitet mich da sehr und das ist mir wichtig mein Privatleben."
Kaminskis Kinderzimmer findet nun auf der Bühne statt. Hier probt und tobt er herum. Hier kann er King Kong sein, animalisch, furchterregend und zartfühlend. Eine stimmliche Herausforderung:
"Also es ist ein 'nach innen atmen' und schaben an der Luftröhre - so: krch krch, wenn man nach innen rülpsen würde, so wär's außerhalb krchh, und so nach innen (Kong-Stimme) tut ein bisschen weh, aber es geht. Hmmmm, macht Spaß und dann noch die Bässe aufdrehen und ein bisschen laut machen, dann fetzt das den Leuten die Scheitel nach hinten."
King Kong klettert auf das Empire State Building. Die Luftwaffe greift an. Stefan Kaminski setzt sich einen grünen Spielzeug Helm auf, hält einen Batterie-Ventilator und ein rotes Plastikgewehr dicht ans Mikro: King Kong, das feinfühlige Monster, brüllt um sein Leben.
Stefan Kaminski dreht die Kurbel einer Kaffeemaschine, das klingt wie Filmkamera. Der schmale blasse Junge ist 32 Jahre alt. Kurze dunkelblonde Locken, ein flaumiger Dreitagebart, klare blaue Augen, verwaschenes T-Shirt, ausgefranste Jeans. Die Füße mit den braunen Turnschuhen stecken in einer Holzkiste mit Kies, das klingt wie Schritte. Um ihn herum sind andere Klangutensilien auf der Bühne: eine Spielzeugpistole, Ketten, eine Plastikpalme. Der Theatermusiker Sebastian Hilken spielt dazu Cello. Mit solch kleinen Mitteln macht Stefan Kaminski großes Kino im Kopf.
Stefan Kaminski: "In meinem Fall ist es wirklich das auf die Bühne verlagerte Kinderzimmer. Ich hatte einfach Lust zuhause mit meinem Doppelkassettenrekorder, einem billigen Mikrofon und knispelnden Geräuscheplatten Geschichten zu erzählen."
Früher waren es Märchen der Gebrüder Grimm, Jetzt ist es die Geschichte von King Kong und der weißen Frau. Einer seiner Lieblingsfilme.
"Mit 20 Jahren, da hab ich mir geschworen immer Kind zu bleiben, und es ist durch meinen Beruf einfach gegeben, dass ich mir das bewahren kann. Ich mach das nicht bewusst, ich bin einfach so."
Stefan Kaminski hat ein Stimmtalent. Bei King Kong spricht er alle neun Rollen, Mit artistischer Präzision wechselt er Stimmen und Charaktere. Vom zynischen Filmproduzenten ("und jetzt verschwinde") zum naiven Mädchen ("hä? Was?"), vom seebärigen Kapitän ("..das Barometer sinkt noch immer !") zum verliebten Steuermann ("oh Anne, ich ..."), vom Künstleragenten ("nicht nötig") zum orientalischen Verkäufer ("alles ein Euro billiger"), von der Möwe (kraihh) zum Wind (pffff) zum Äffchen.
"Ich glaube, das ist etwas, was viele Kinder machen. Das ist eine Urlust, die alle Menschen haben."
Geboren ist Stefan Kaminski in Dresden, mit einem Jahr zieht er mit seinen Eltern in eine Plattenbauwohnung in Ost-Berlin. Hier hört das Einzelkind seine ersten Vorbilder. Komiker wie Loriot oder Helge Schneider..
"Oder Otto, Otto war auch ganz wichtig. 'Hallo ich bin dein Föhn.' Oder 'ne Schauspielerin wie Carmen-Maya Antoni, die den Burratino auf der Ost-Platte da gemacht hatte. Kannte ich auswendig. Da versucht man dann seine Stimme zu verstellen und genauso zu klingen wie die. Und dann macht man Helmut Kohl nach, weil man Thomas Freitag im Fernsehen gesehen hat, ob man das auch kann. Und dann kommt man plötzlich vom Kuchenbacken zu Arschbacken und höhö, lass die mal miteinander quatschen. Und dann spricht halt der Radiergummi mit dem Bundeskanzler Kohl, und plötzlich ist es was Witziges und klingt gar nicht nach einem selbst, und ist irgendwas anderes. Dazu noch Geräusche gemischt und schon hast du eine kleine Szene.""
Mit 15 kauft Stefan Kaminski einen eigenen Kassettenrekorder, nimmt solche Geschichten auf: Grimms Märchen, Eisenhans, Froschkönig. Damit bewirbt er sich beim Radio - mit 21 Jahren - und landet bei der Kindersendung Zappelduster. Dort lässt er Dinge und Tiere sprechen:
"Ich bin ein Tapir, nein ich bin kein Nashorn, glaub mir, ich bin ein Tapir."
Aber das Sprechen mit verstellter Stimme genügt ihm nicht. Stefan Kaminski will spielen. Mit 24 Jahren wird der scheue junge Mann auf Anhieb an der renommierten Schauspielschule Ernst Busch angenommen und lässt sich für die Bühne ausbilden.
"Ich konnte mein komisches Talent auch einbringen, aber auch meine Lust zerbrechliche und sensible Figuren zu spielen, ich hab da 'ne Menge gelernt über mich. Wer ich selber bin - ohne Verstellung. Dass das auch schon gut genug ist, so was hab ich da gelernt."
Am deutschen Theater in Berlin bekommt er ein festes Engagement, er spielt in Schillers "Don Carlos" oder in Elfriede Jelineks "Sportchor". 15 Hörbücher hat er schon besprochen. Mittlerweile wohnt Stefan Kaminski in einer Altbauwohnung in Berlin Friedenau, zusammen mit zwanzig abrufbaren Stimmen in seinem Kopf und seiner Freundin.
"Und meine Freundin, die Silke, die ich sehr liebe, die erlebt durchaus oft, dass ich mich verwandle auch zuhause. Manchmal nervt's, manchmal ist es lustig, manchmal macht sie mit - und die begleitet mich da sehr und das ist mir wichtig mein Privatleben."
Kaminskis Kinderzimmer findet nun auf der Bühne statt. Hier probt und tobt er herum. Hier kann er King Kong sein, animalisch, furchterregend und zartfühlend. Eine stimmliche Herausforderung:
"Also es ist ein 'nach innen atmen' und schaben an der Luftröhre - so: krch krch, wenn man nach innen rülpsen würde, so wär's außerhalb krchh, und so nach innen (Kong-Stimme) tut ein bisschen weh, aber es geht. Hmmmm, macht Spaß und dann noch die Bässe aufdrehen und ein bisschen laut machen, dann fetzt das den Leuten die Scheitel nach hinten."
King Kong klettert auf das Empire State Building. Die Luftwaffe greift an. Stefan Kaminski setzt sich einen grünen Spielzeug Helm auf, hält einen Batterie-Ventilator und ein rotes Plastikgewehr dicht ans Mikro: King Kong, das feinfühlige Monster, brüllt um sein Leben.