Stimmungsbarometer für die Oscars
Die Golden Globes sind die zweitwichtigsten Filmpreise, die Hollywood zu vergeben hat und gelten als Vorboten für die Oscars. Beim Preisregen der ausländischen Fachpresse wurden viele Hollywoodveteranen geehrt. Im Mittelpunkt stand aber ein schwarz-weißer Stummfilm aus Frankreich.
"The Artist" war der große Gewinner des Golden Globe Abends. Dreimal konnten die Filmemacher des schwarz-weißen Stummfilms aus Frankreich auf die Bühne kommen, um eine Auszeichnung der Hollywood Foreign Press entgegen zu nehmen. Für Musik, bester Hauptdarsteller Jean Dujardin und beste Komödie. Die Hommage an die Stummfilmära hat in einer Zeit mit Filmen voller Effekte, Lärm und Explosionen Hollywood verzaubert. Für Schauspieler Dujardin eine fast unglaubliche Erfahrung:
"Als ich anfing mit dem Schauspielen sagte mir ein Agent: Du kommst nie zum Film, dein Gesicht ist zu expressiv, zu groß. Aber ich bin immer meinem Instinkt gefolgt und habe für meine Träume gekämpft. Deshalb danke ich ihm dafür, dass ich ihn Lügen strafen konnte."
Doch hinter dem Erfolg von "The Artist" steckt mehr als die Sehnsucht Hollywoods nach einer vergangenen Ära. Er ist vor allem der New Yorker Produktionsfirma der Brüder Weinstein zu verdanken und dort spezifisch Bruder Harvey.
Madonna, "Artist"-Produzent Thomas Langman und Meryl Streep verbeugten sich augenzwinkernd beim Empfang ihrer Preise vor dem "Folterer", dem "Boss" und "Gott". Harvey Weinstein hat sich einen Namen gemacht durch seine Liebe für ungewöhnliche Filme und dadurch, dass er weder Kosten noch Kontroversen scheut, um sie in Hollywood durchzusetzen. Gelernt hat er den Wahlkampf um Filmpreise vom Sport und einem demokratischen Politiker, für den er als junger Mann arbeitete:
"Er hat mir erzählt, dass sie früher kleine Bomben auf der Straße gezündet haben. Als alle aus ihren Häusern gerannt kamen, um zu sehen, was los ist, hat er sich auf eine Kiste gestellt und seine Rede gehalten. Für mich heißt das: Wenn du etwas Lärm machst, entscheiden sich die Menschen vielleicht gegen den dummen Film und dafür, ihrem Geist Nahrung zu geben."
In diesem Jahr wurde der Weinstein-Einsatz durch zahlreich prominente Globe-Erfolge gekrönt: Drei Preise für "The Artist", ein Globe für Madonnas Song zu ihrem Film W.E., ein Globe für Michelle Williams Darstellung von Marilyn Monroe und einen für Meryl Streeps Margaret Thatcher in "Die eiserne Lady". Streep bedankte sich außer bei Weinstein auch bei Autoren, die sich trauen, vielschichtige Drehbücher zu schreiben:
"Manchmal scheint es als wären ernsthafte, anspruchsvolle, seltsame Filme wie exotische Vögel kurz vorm Aussterben. Aber jedes Jahr kommt ein neuer Schwarm geflogen."
"The Descendants" auf deutsch "Familie und andere Angelegenheiten" gewann in den Drama-Kategorien mit zwei Auszeichnungen die meisten Preise. Eine weitere Bestätigung für die Liebe der Hollywood-Auslandsjournalisten zu George Clooney, der den Golden Globe als bester Hauptdarsteller bekam.
Viele ausländische Akzente waren an diesem Golden Globe-Abend zu hören, vor allem französisch und spanisch. Doch wer darauf gehofft hatte, dass durch die Nominierungen des Dramas "The Help" über Rassismus im Mississippi der 60er-Jahre auch mehrere afroamerikanische Schauspieler geehrt werden würden, sah sich enttäuscht. Lediglich Octavia Spencer wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle als Haushaltshilfe ausgezeichnet.
"Was Dienstpersonal angeht, jetzt und damals, hat Dr. Martin Luther King es am besten gesagt: Jede Arbeit, die Menschen aufrichtet, hat Würde. Danke dafür, dass sie das mit diesem Film anerkennen."
Gewonnen haben an diesem Abend auch viele Hollywoodveteranen, von Steven Spielberg für "Die Abenteuer von Tim und Struppi" als bester Zeichentrickfilm über Woody Allens "Midnight in Paris" bis zu Martin Scorseses 3D-Film "Hugo Cabret" für beste Regie.
Die Golden Globes gelten als Barometer für die Oscars. Doch nach wie vor bleibt es ein großer Unterschied, ob rund 80 Journalistinnen und Journalisten über die Filme des vergangenen Jahres abstimmen oder fast 6000 Mitglieder der Oscar-Akademie. Diese gibt ihre Nominierungen in einer Woche bekannt.
Links bei dradio.de:
Stummfilm räumt bei Golden Globes ab -
"The Artist" in drei Kategorien ausgezeichnet
"Als ich anfing mit dem Schauspielen sagte mir ein Agent: Du kommst nie zum Film, dein Gesicht ist zu expressiv, zu groß. Aber ich bin immer meinem Instinkt gefolgt und habe für meine Träume gekämpft. Deshalb danke ich ihm dafür, dass ich ihn Lügen strafen konnte."
Doch hinter dem Erfolg von "The Artist" steckt mehr als die Sehnsucht Hollywoods nach einer vergangenen Ära. Er ist vor allem der New Yorker Produktionsfirma der Brüder Weinstein zu verdanken und dort spezifisch Bruder Harvey.
Madonna, "Artist"-Produzent Thomas Langman und Meryl Streep verbeugten sich augenzwinkernd beim Empfang ihrer Preise vor dem "Folterer", dem "Boss" und "Gott". Harvey Weinstein hat sich einen Namen gemacht durch seine Liebe für ungewöhnliche Filme und dadurch, dass er weder Kosten noch Kontroversen scheut, um sie in Hollywood durchzusetzen. Gelernt hat er den Wahlkampf um Filmpreise vom Sport und einem demokratischen Politiker, für den er als junger Mann arbeitete:
"Er hat mir erzählt, dass sie früher kleine Bomben auf der Straße gezündet haben. Als alle aus ihren Häusern gerannt kamen, um zu sehen, was los ist, hat er sich auf eine Kiste gestellt und seine Rede gehalten. Für mich heißt das: Wenn du etwas Lärm machst, entscheiden sich die Menschen vielleicht gegen den dummen Film und dafür, ihrem Geist Nahrung zu geben."
In diesem Jahr wurde der Weinstein-Einsatz durch zahlreich prominente Globe-Erfolge gekrönt: Drei Preise für "The Artist", ein Globe für Madonnas Song zu ihrem Film W.E., ein Globe für Michelle Williams Darstellung von Marilyn Monroe und einen für Meryl Streeps Margaret Thatcher in "Die eiserne Lady". Streep bedankte sich außer bei Weinstein auch bei Autoren, die sich trauen, vielschichtige Drehbücher zu schreiben:
"Manchmal scheint es als wären ernsthafte, anspruchsvolle, seltsame Filme wie exotische Vögel kurz vorm Aussterben. Aber jedes Jahr kommt ein neuer Schwarm geflogen."
"The Descendants" auf deutsch "Familie und andere Angelegenheiten" gewann in den Drama-Kategorien mit zwei Auszeichnungen die meisten Preise. Eine weitere Bestätigung für die Liebe der Hollywood-Auslandsjournalisten zu George Clooney, der den Golden Globe als bester Hauptdarsteller bekam.
Viele ausländische Akzente waren an diesem Golden Globe-Abend zu hören, vor allem französisch und spanisch. Doch wer darauf gehofft hatte, dass durch die Nominierungen des Dramas "The Help" über Rassismus im Mississippi der 60er-Jahre auch mehrere afroamerikanische Schauspieler geehrt werden würden, sah sich enttäuscht. Lediglich Octavia Spencer wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle als Haushaltshilfe ausgezeichnet.
"Was Dienstpersonal angeht, jetzt und damals, hat Dr. Martin Luther King es am besten gesagt: Jede Arbeit, die Menschen aufrichtet, hat Würde. Danke dafür, dass sie das mit diesem Film anerkennen."
Gewonnen haben an diesem Abend auch viele Hollywoodveteranen, von Steven Spielberg für "Die Abenteuer von Tim und Struppi" als bester Zeichentrickfilm über Woody Allens "Midnight in Paris" bis zu Martin Scorseses 3D-Film "Hugo Cabret" für beste Regie.
Die Golden Globes gelten als Barometer für die Oscars. Doch nach wie vor bleibt es ein großer Unterschied, ob rund 80 Journalistinnen und Journalisten über die Filme des vergangenen Jahres abstimmen oder fast 6000 Mitglieder der Oscar-Akademie. Diese gibt ihre Nominierungen in einer Woche bekannt.
Links bei dradio.de:
Stummfilm räumt bei Golden Globes ab -
"The Artist" in drei Kategorien ausgezeichnet