Stoff aus dem Kaufhaus
Peter Heisterkamp alias Blinky Palermo zählt zu den jungen Wilden der 1960er Kunstszene. Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt rund 40 Werke des 1977 im Alter von 33 Jahren verstorbenen Künstlers, dessen Einfluss bis heute von der Öffentlichkeit unterschätzt wird.
Im Foyer der Düsseldorfer Kunsthalle kann man Blinky Palermo noch einmal in seinem Element erleben: Etwa 20 Schwarzweiß-Fotos zeigen den jungen Wilden der 1960er Jahre mit Kollegen oder bei der Arbeit: zum Beispiel auf Schwindel erregend hohen Leitern bei der Anlage von Wandmalereien.
Bevor seine Kunst bekannt wurde, musste ein Künstlername her. Denn als Peter Heisterkamp anerkannt zu werden, schien zu dieser Zeit doch unwahrscheinlich. Ihm kam ihm der Zufall zu Hilfe, erzählt Ulrike Groos, Chefin der Düsseldorfer Kunsthalle und zugleich Kuratorin:
"Palermo war jemand, der sehr stark in der Düsseldorfer Szene verankert war und irgendwann im Karneval, wo er sich ne schwarze Lederjacke gekauft hatte und immer mit seinem kleinen Flachhut rumlief, sagte jemand, der sieht ja aus wir Blinky Palermo."
Der war ein berüchtigter amerikanischer Mafioso und Boxpromoter - und kurz zuvor ermordet worden.
Blinky Palermo, den Künstler, auf eine klare Position festlegen zu wollen, ist kaum möglich. Fest steht allerdings, dass er seine Objekte, Zeichnungen, Stoff- und Metallbilder immer auf einen definierten Raum bezog – manchmal auf einen existierenden, manchmal auf einen imaginären.
Klarheit und eine erstaunliche Ruhe bestimmen die Ausstellung von knapp 40 Arbeiten, die in vier Werkgruppen gegliedert sind – jede in einem eigenen Raum. Damit greift Ulrike Groos auf, was schon für den 1977 mit 33 Jahren gestorbenen Künstler entscheidend war.
"Wir wollten durchaus einzelnen Arbeiten besonderen Raum geben; das macht sehr stark die Stille aus. Nicht viel durcheinander und übereinander hängen, weil es ihm sehr wichtig war, jedem einzelnen Bild den nötigen Platz gibt."
Im zwei Etagen hohen Kinosaal des schmucklosen 60er-Jahre-Baues sind gerade mal zehn Objekte an den Wänden versammelt. Der Schmetterling besteht nur aus einem angedeuteten langen, schmalen Körper und einem Flügel. Leisesprecher I und II sind stoffbespannte Holzplatten in Form und Größe der vor 40 Jahren üblichen Lautsprecherboxen. Hier wie in den anderen Sälen hängen groß- und kleinformatige Werke in einer eigentümlichen Spannung bei einander. Das ist kein Zufall:
"Es gibt teilweise genaue Anweisungen, Abstand vom Boden, Abstand untereinander. Wir haben die Ausstellung aufgebaut mit Pia Gottschaller, einer Restauratorin, die sich stark auf das Werk von Palermo spezialisiert hat. Und die hat die Hängung vorgegeben, weil sie aufgrund seiner Körpergröße und von Fotos, wie er seine Arbeiten gehängt hat, nachweisen konnte, auf welche Höhe die auf den Wänden zu hängen haben."
Solche nicht neuen, aber bisher wenig beachteten Erkenntnisse geben dem Werk des bis heute in der Öffentlichkeit unterschätzten Künstlers einen unerwarteten Reiz. Hinzu kommt, dass die vier Ausstellungsräume keine Zwischen- oder Stellwände haben und die Objekte, Zeichnungen und Gemälde miteinander in Beziehung treten.
Zum Beispiel die Stoffbilder. Dafür ging Blinky Palermo nicht in einen Laden für Farben und Rahmen, sondern in die Stoffabteilung beliebiger Kaufhäuser, und fügte die Textilbahnen mit einer Nähmaschine zusammen
"Da hat er sehr früh mit Synthetikstoffen gearbeitet und hat sehr früh festgestellt, dass die sich verziehen und zu sehr glänzen und ist dann auf Baumwolle übergegangen."
Die meisten dieser frühen Experimente mit fast unsichtbaren Nähten hat Blinky Palermo wieder vernichtet, weil ihm die Ergebnisse nicht gefielen. Eines dieser seltenen Bilder ist direkt aus einer Ausstellung verkauft worden und deshalb erhalten geblieben. Diese unbetitelte rosa-orangefarbene Arbeit ist nun erstmals – wie etliche andere - öffentlich zu sehen.
Neben großen Museen in Deutschland, der Schweiz und in New York haben auch Künstlerkollegen beizeiten die Qualität und Wirkung vor Palermos Werk erkannt, der 1972 als 29-Jähriger von Harald Szeemann zur Documenta 5 nach Kassel eingeladen wurde.
Palermo sei stark von den 60er Jahren geprägt, in der nahezu alles in Frage gestellt wurde. Allen voran durch seinen Lehrer Joseph Beuys, sagt Ulrike Groos:
"In der Beuys-Klasse herrschte eine die Malerei-ist-tot-Stimmung. Das war etwas, vor dessen Hintergrund man die Entwicklung von Palermo, aber auch von Künstlern wie Imi Knoebel, Immendorff ganz stark betrachten muss."
Eine enge Freundschaft verband Palermo mit dem gleichaltrigen Gerhard Richter. Sie reisten gemeinsam durch die USA und hatten zusammen mit Günter Uecker 1970 eine Ausstellung im Palais des Beaux Arts in Brüssel.
Service: Blinky Palermo
In der Kunsthalle Düsseldorf
Vom 21. Oktober 2007 bis 20. Januar 2008
Bevor seine Kunst bekannt wurde, musste ein Künstlername her. Denn als Peter Heisterkamp anerkannt zu werden, schien zu dieser Zeit doch unwahrscheinlich. Ihm kam ihm der Zufall zu Hilfe, erzählt Ulrike Groos, Chefin der Düsseldorfer Kunsthalle und zugleich Kuratorin:
"Palermo war jemand, der sehr stark in der Düsseldorfer Szene verankert war und irgendwann im Karneval, wo er sich ne schwarze Lederjacke gekauft hatte und immer mit seinem kleinen Flachhut rumlief, sagte jemand, der sieht ja aus wir Blinky Palermo."
Der war ein berüchtigter amerikanischer Mafioso und Boxpromoter - und kurz zuvor ermordet worden.
Blinky Palermo, den Künstler, auf eine klare Position festlegen zu wollen, ist kaum möglich. Fest steht allerdings, dass er seine Objekte, Zeichnungen, Stoff- und Metallbilder immer auf einen definierten Raum bezog – manchmal auf einen existierenden, manchmal auf einen imaginären.
Klarheit und eine erstaunliche Ruhe bestimmen die Ausstellung von knapp 40 Arbeiten, die in vier Werkgruppen gegliedert sind – jede in einem eigenen Raum. Damit greift Ulrike Groos auf, was schon für den 1977 mit 33 Jahren gestorbenen Künstler entscheidend war.
"Wir wollten durchaus einzelnen Arbeiten besonderen Raum geben; das macht sehr stark die Stille aus. Nicht viel durcheinander und übereinander hängen, weil es ihm sehr wichtig war, jedem einzelnen Bild den nötigen Platz gibt."
Im zwei Etagen hohen Kinosaal des schmucklosen 60er-Jahre-Baues sind gerade mal zehn Objekte an den Wänden versammelt. Der Schmetterling besteht nur aus einem angedeuteten langen, schmalen Körper und einem Flügel. Leisesprecher I und II sind stoffbespannte Holzplatten in Form und Größe der vor 40 Jahren üblichen Lautsprecherboxen. Hier wie in den anderen Sälen hängen groß- und kleinformatige Werke in einer eigentümlichen Spannung bei einander. Das ist kein Zufall:
"Es gibt teilweise genaue Anweisungen, Abstand vom Boden, Abstand untereinander. Wir haben die Ausstellung aufgebaut mit Pia Gottschaller, einer Restauratorin, die sich stark auf das Werk von Palermo spezialisiert hat. Und die hat die Hängung vorgegeben, weil sie aufgrund seiner Körpergröße und von Fotos, wie er seine Arbeiten gehängt hat, nachweisen konnte, auf welche Höhe die auf den Wänden zu hängen haben."
Solche nicht neuen, aber bisher wenig beachteten Erkenntnisse geben dem Werk des bis heute in der Öffentlichkeit unterschätzten Künstlers einen unerwarteten Reiz. Hinzu kommt, dass die vier Ausstellungsräume keine Zwischen- oder Stellwände haben und die Objekte, Zeichnungen und Gemälde miteinander in Beziehung treten.
Zum Beispiel die Stoffbilder. Dafür ging Blinky Palermo nicht in einen Laden für Farben und Rahmen, sondern in die Stoffabteilung beliebiger Kaufhäuser, und fügte die Textilbahnen mit einer Nähmaschine zusammen
"Da hat er sehr früh mit Synthetikstoffen gearbeitet und hat sehr früh festgestellt, dass die sich verziehen und zu sehr glänzen und ist dann auf Baumwolle übergegangen."
Die meisten dieser frühen Experimente mit fast unsichtbaren Nähten hat Blinky Palermo wieder vernichtet, weil ihm die Ergebnisse nicht gefielen. Eines dieser seltenen Bilder ist direkt aus einer Ausstellung verkauft worden und deshalb erhalten geblieben. Diese unbetitelte rosa-orangefarbene Arbeit ist nun erstmals – wie etliche andere - öffentlich zu sehen.
Neben großen Museen in Deutschland, der Schweiz und in New York haben auch Künstlerkollegen beizeiten die Qualität und Wirkung vor Palermos Werk erkannt, der 1972 als 29-Jähriger von Harald Szeemann zur Documenta 5 nach Kassel eingeladen wurde.
Palermo sei stark von den 60er Jahren geprägt, in der nahezu alles in Frage gestellt wurde. Allen voran durch seinen Lehrer Joseph Beuys, sagt Ulrike Groos:
"In der Beuys-Klasse herrschte eine die Malerei-ist-tot-Stimmung. Das war etwas, vor dessen Hintergrund man die Entwicklung von Palermo, aber auch von Künstlern wie Imi Knoebel, Immendorff ganz stark betrachten muss."
Eine enge Freundschaft verband Palermo mit dem gleichaltrigen Gerhard Richter. Sie reisten gemeinsam durch die USA und hatten zusammen mit Günter Uecker 1970 eine Ausstellung im Palais des Beaux Arts in Brüssel.
Service: Blinky Palermo
In der Kunsthalle Düsseldorf
Vom 21. Oktober 2007 bis 20. Januar 2008