"Stolz und zufrieden"
"Wenn man jung ist, meint man, das Feuer den Göttern zu stehlen und das Rad neu zu erfinden." Doch mit zunehmendem Alter verstehe man, dass man Teil einer langen Tradition sei. Mit den Frankfurter Poetik-Vorlesungen sei ihm klar geworden, dass auch er in diese Reihe gehöre, sagte der Schweizer Autor Urs Widmer.
Dorothea Westphal: Die Poetik-Vorlesungen der Universität Frankfurt sind legendär, was auch an den Personen liegt, die bereits eingeladen waren. 1959/60 begann sie mit Ingeborg Bachmann, später lasen dort Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass, Adolf Muschg und viele andere Namen der deutschen Literatur. Im letzten Januar und Februar war der Schriftsteller Urs Widmer eingeladen. Für sein umfangreiches literarisches Werk hat er bereits viele Auszeichnungen und Preise bekommen. Zuletzt ist von ihm "Ein Leben als Zwerg erschienen". Jetzt hat der Diogenes-Verlag seine fünf Vorlesungen veröffentlicht, die er in Frankfurt gehalten hat.
Herr Widmer, in der ersten Ihrer Lesungen beschreiben Sie die deutschsprachige Tradition sehr bildhaft als eine lange Kette von Autoren, Sie nennen das eine Zottelkolonne, die die lebenden und verstorbenen Schriftsteller bilden, sodass sich jeder an der Schulter des anderen festhält. Als Sie am Podium in Frankfurt standen und vor sich die Reihe der Schriftstellerinnen und Schriftsteller hatten, war das auch so ein Gefühl?
Urs Widmer: Nein, aus einem simplen Grunde nicht. Dieses Bild meint die Tradition, in der wir Schriftsteller alle stehen, ob wir es wollen oder nicht. Wenn man jung ist, meint man, das Feuer den Göttern zu stehlen und das Rad neu zu erfinden. Und mit zunehmendem Alter wird man sich darüber klar, dass man in einer Reihe der Tradition geht. Die Erwähnten, von Ingeborg Bachmann bis Günter Grass, sind eher Kollegen. Und ich war natürlich stolz und zufrieden, auch in diese Reihe zu gehören.
Westphal: Sie haben ja eine starke Bindung an Frankfurt. War es auch deshalb schon etwas Besonderes, dort in Frankfurt zu sein?
Widmer: Natürlich, ich hatte ein Heimspiel. Der Saal war auch voll von Freunden. Allerdings habe ich nicht 1200 Freunde, leider, so viele kamen ja in etwa. Man hatte schon von mir gehört und erwartete etwas von mir, offenbar erfüllte ich es auch, denn die Leute kamen ja immer wieder.
Westphal: Der Hörsaal reichte ja gar nicht aus, man musste in einen zweiten übertragen. Haben Sie sich ein bisschen wie ein Popstar gefühlt?
Widmer: Nein, das merkt man ja nicht, wenn man oben steht. …
Westphal: Was hat das Publikum so fasziniert?
Widmer: Weiß ich nicht. Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Wahrscheinlich es mir doch gelungen, komplexe Sachen so zu vermitteln, dass man da sozusagen mitkommt. ...
Das gesamte Gespräch mit Urs Widmer können Sie bis zum 10.3.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio
Herr Widmer, in der ersten Ihrer Lesungen beschreiben Sie die deutschsprachige Tradition sehr bildhaft als eine lange Kette von Autoren, Sie nennen das eine Zottelkolonne, die die lebenden und verstorbenen Schriftsteller bilden, sodass sich jeder an der Schulter des anderen festhält. Als Sie am Podium in Frankfurt standen und vor sich die Reihe der Schriftstellerinnen und Schriftsteller hatten, war das auch so ein Gefühl?
Urs Widmer: Nein, aus einem simplen Grunde nicht. Dieses Bild meint die Tradition, in der wir Schriftsteller alle stehen, ob wir es wollen oder nicht. Wenn man jung ist, meint man, das Feuer den Göttern zu stehlen und das Rad neu zu erfinden. Und mit zunehmendem Alter wird man sich darüber klar, dass man in einer Reihe der Tradition geht. Die Erwähnten, von Ingeborg Bachmann bis Günter Grass, sind eher Kollegen. Und ich war natürlich stolz und zufrieden, auch in diese Reihe zu gehören.
Westphal: Sie haben ja eine starke Bindung an Frankfurt. War es auch deshalb schon etwas Besonderes, dort in Frankfurt zu sein?
Widmer: Natürlich, ich hatte ein Heimspiel. Der Saal war auch voll von Freunden. Allerdings habe ich nicht 1200 Freunde, leider, so viele kamen ja in etwa. Man hatte schon von mir gehört und erwartete etwas von mir, offenbar erfüllte ich es auch, denn die Leute kamen ja immer wieder.
Westphal: Der Hörsaal reichte ja gar nicht aus, man musste in einen zweiten übertragen. Haben Sie sich ein bisschen wie ein Popstar gefühlt?
Widmer: Nein, das merkt man ja nicht, wenn man oben steht. …
Westphal: Was hat das Publikum so fasziniert?
Widmer: Weiß ich nicht. Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Wahrscheinlich es mir doch gelungen, komplexe Sachen so zu vermitteln, dass man da sozusagen mitkommt. ...
Das gesamte Gespräch mit Urs Widmer können Sie bis zum 10.3.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio