Der Umgang mit der Schuld
Wie sinnvoll ist das Konzept Gefängnishaft? Drei Jahre lang haben die Dokumentarfilmer Daniel Postrak und Jörn Neumann langjährige Strafgefangene interviewt. Sie zeigen die Innenansichten der Betroffenen und dokumentieren deren Gefühle. "Von der Beraubung der Zeit" startet heute in unseren Kinos.
Mit dem Film wolle man eine Auseinandersetzung über das Thema Strafvollzug in Gang bringen, sagte Daniel Postrak. Zugleich solle das Thema Zeit aus einer anderen Perspektive beleuchtet werden. Freiheitsentzug bedeute nämlich auch, dass die Zeit dem Menschen "als etwas Fremdverwaltetes gegenübergestellt wird, in gewisser Weise genommen wird".
Es stelle sich immer wieder die Frage: "Was hat die Schuld mit der Zeit zu tun? Wie kann man das qualitative Verhältnis von der Schuld in eine quantitative Zeitmessung übersetzen? Wenn wir das betrachten, stoßen wir an Grenzen", so Postrak, einer der beiden Regisseure des Dokumentarfilms.
Man habe im Film die Innenperspektive der Gefangenen gewählt: "Uns ging es gerade darum zu zeigen, wie das Gefängnis funktioniert. Was für Auswirkungen hat dieser Zeitentzug? Wie sehr wird ein Mensch dadurch bestimmt?" Auf der einen Seite sei das Gefängnis sehr "wirkmächtig". Die meisten Menschen hätten eine Meinung dazu: "Aber im Grunde weiß niemand, wie sehr dieser Zeitentzug einen Menschen betrifft."
Der Dokumentarfilm "Von der Beraubung der Zeit" startet heute in Leipzig, Köln und Berlin, andere Städte werden folgen.