Klare Haltung der Vereine gefordert
04:39 Minuten
Judenhass im Fußball hat Tradition. Antisemitische Stereotype werden als Beleidigungen von rechten Fans aus den Kurven gebrüllt. Über Strategien gegen Antisemitismus haben Sportler bei der Konferenz "You'll never walk alone" in Frankfurt am Main beraten.
Alex Markert ist im weißen Trikot mit dem schwarzen Adler auf der Brust in das Haus des Deutschen Sports in den Frankfurter Stadtwald gekommen. Schließlich gibt es gleich nebenan im Stadion am Abend noch ein Europapokalspiel von Eintracht Frankfurt. Das will sich der begeisterte Eintracht-Fan nicht nehmen lassen.
Doch zuvor will Alex Markert über Anfeindungen gegen jüdische Fußballspieler diskutieren. Die hat er selbst schon sehr früh bei seinem ehrenamtlichen Engagement erlebt. Als er nämlich vor nun acht Jahren im neuen Frankfurter Stadtteil Riedberg einen Sportclub mit gegründet hat, der heute bereits zu den größten Fußballclubs in Hessen gehört, den SC Riedberg:
"Wir hatten das auch in einer Trainingssituation mal, wo ein Spieler direkt angegangen wurde, wo der Trainer außen stand. Wir haben ihn dann angesprochen: Möchtest du da nicht eingreifen? Er meinte dann nur lapidar: Die kriegen sich schon wieder ein. Da gab es Schlägereien. Dann haben wir dann auch gesagt: Mit einem solchen Trainer wollen wir nicht zusammenarbeiten. Wir haben uns dann vor der ersten Saison der Herrenmannschaft noch von ihm getrennt. Das geht einfach gar nicht."
"Wir hatten das auch in einer Trainingssituation mal, wo ein Spieler direkt angegangen wurde, wo der Trainer außen stand. Wir haben ihn dann angesprochen: Möchtest du da nicht eingreifen? Er meinte dann nur lapidar: Die kriegen sich schon wieder ein. Da gab es Schlägereien. Dann haben wir dann auch gesagt: Mit einem solchen Trainer wollen wir nicht zusammenarbeiten. Wir haben uns dann vor der ersten Saison der Herrenmannschaft noch von ihm getrennt. Das geht einfach gar nicht."
Hakenkreuz-Schmierereien auf dem Fußballrasen
Alex Markert ist auch mit jüdischen Fußballern des FC Gudesding Frankfurter e.V. befreundet, dessen Ehrenpräsident der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit ist. Alex Markert weiß, dass die Spieler von Gudesding öfters antisemitisch angegriffen werden. Daniel Cohn-Bendit bestätigt das:
"Es ist ja merkwürdig. Gudesding wird ja als jüdischer Verein gesehen, nur weil ich dabei bin. Und mein Sohn Bela, der es gegründet hat. Ansonsten ist das ein normaler Fußballverein. Und da gibt es einfach ziemlich schnell antisemitische Angriffe, Beschimpfungen, beziehungsweise der Rasen von Gudesding im Ostpark wurde mit Hakenkreuzen beschmiert."
Ähnliche Erfahrungen macht auch der bereits im Jahr 1921 gegründete jüdische Sportverband Makkabi Deutschland, der bundesweit mehrere tausend Mitglieder in inzwischen wieder 38 Ortsvereinen organisiert hat. 35 Prozent der Mitglieder von Makkabi sind Juden.
"Es ist ja merkwürdig. Gudesding wird ja als jüdischer Verein gesehen, nur weil ich dabei bin. Und mein Sohn Bela, der es gegründet hat. Ansonsten ist das ein normaler Fußballverein. Und da gibt es einfach ziemlich schnell antisemitische Angriffe, Beschimpfungen, beziehungsweise der Rasen von Gudesding im Ostpark wurde mit Hakenkreuzen beschmiert."
Ähnliche Erfahrungen macht auch der bereits im Jahr 1921 gegründete jüdische Sportverband Makkabi Deutschland, der bundesweit mehrere tausend Mitglieder in inzwischen wieder 38 Ortsvereinen organisiert hat. 35 Prozent der Mitglieder von Makkabi sind Juden.
Angriffe auch von jungen Muslimen
Die antisemitischen Angriffe auf dem Fußballplatz seien vor allem in den letzten zwei Jahren vermehrt von jungen Muslimen ausgegangen, schildert Alon Mayer, der Präsident von Makkabi Deutschland. Einmal sei jedoch ein muslimisches Mitglied seiner Mannschaft mit einem Muslim aus dem gegnerischen Lager aneinandergeraten. Eine Messerstecherei war die Folge. Im Krankenwagen habe sich dann folgender Dialog zwischen den beiden entwickelt:
"Und auf dem Weg ins Krankenhaus hat unser Spieler den anderen auf Persisch angesprochen und gesagt: Guck mal, was du angerichtet hast, weil er wusste, dass der andere Perser ist, aber er hat die ganze Zeit nicht persisch gesprochen. Da ist dem anderen erst einmal die Kinnlade runtergefallen und der hat gesagt: Wie, du kannst persisch! Sagte der andere: Klar. Antwort: Sag bloß, du bist einer von uns? Unserer fragt: Was meinst du, wenn du sagst, einer von uns? Fragt der andere: Bist du Moslem? Antwort: Ja. Der Gegner: Wie und du spielst bei Makkabi? Ja. Gegner: Wenn du mir das vorher gesagt hättest, hätte ich dich nicht attackiert, was bist denn du für ein Idiot! Unserer: Nein, du bist ein Idiot. Weil du mich attackierst, ohne zu wissen wer ich bin nur weil ich so ein Trikot trage."
Während man mit oft eher gedankenlosen Jugendlichen diskutieren müsse, führen Dialoge mit gefestigten Antisemiten aus dem islamistischen oder rechtsextremen Spektrum oft nicht weiter. Auch wenn sie etwa von Fußballbund-Mediatoren begleitet werden.
"Und auf dem Weg ins Krankenhaus hat unser Spieler den anderen auf Persisch angesprochen und gesagt: Guck mal, was du angerichtet hast, weil er wusste, dass der andere Perser ist, aber er hat die ganze Zeit nicht persisch gesprochen. Da ist dem anderen erst einmal die Kinnlade runtergefallen und der hat gesagt: Wie, du kannst persisch! Sagte der andere: Klar. Antwort: Sag bloß, du bist einer von uns? Unserer fragt: Was meinst du, wenn du sagst, einer von uns? Fragt der andere: Bist du Moslem? Antwort: Ja. Der Gegner: Wie und du spielst bei Makkabi? Ja. Gegner: Wenn du mir das vorher gesagt hättest, hätte ich dich nicht attackiert, was bist denn du für ein Idiot! Unserer: Nein, du bist ein Idiot. Weil du mich attackierst, ohne zu wissen wer ich bin nur weil ich so ein Trikot trage."
Während man mit oft eher gedankenlosen Jugendlichen diskutieren müsse, führen Dialoge mit gefestigten Antisemiten aus dem islamistischen oder rechtsextremen Spektrum oft nicht weiter. Auch wenn sie etwa von Fußballbund-Mediatoren begleitet werden.
Cohn-Bendit: Nur entschlossene Haltung hilft
Diese Erfahrung machen Makkabi-Sportler genauso wie die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, die in Kooperation mit dem hessischen Sozialministerium Dialog-Projekte im Fußball organisiert. Auch Daniel Cohn-Bendit plädiert dafür, sich bei hasserfüllten Antisemiten im Fußball keinerlei Illusionen hinzugeben.
"Wenn die Fans der Offenbacher Kickers, diese berühmten Sprüche gegenüber den Eintracht-Fans, dass sie keine U-Bahn nach Offenbach wollen, sondern nach Auschwitz, dann wissen sie genau, was sie sagen. Oder: Wenn die Fans von Feyenoord Rotterdam gegenüber Ajax Amsterdam – Ajax wird in Holland gesehen als der Judenclub – dann immer so klappern, ganz laut. Das ist das Klappern der Gaskammern. Gas auf, Gas zu! Das alles gibt es und die wissen doch genau was sie machen!"
In solchen Fällen, betont Daniel Cohn-Bendit, helfe nur eine entschlossene Haltung von Sport, Justiz und der gesellschaftlichen Mehrheit insgesamt.
"Wenn die Fans der Offenbacher Kickers, diese berühmten Sprüche gegenüber den Eintracht-Fans, dass sie keine U-Bahn nach Offenbach wollen, sondern nach Auschwitz, dann wissen sie genau, was sie sagen. Oder: Wenn die Fans von Feyenoord Rotterdam gegenüber Ajax Amsterdam – Ajax wird in Holland gesehen als der Judenclub – dann immer so klappern, ganz laut. Das ist das Klappern der Gaskammern. Gas auf, Gas zu! Das alles gibt es und die wissen doch genau was sie machen!"
In solchen Fällen, betont Daniel Cohn-Bendit, helfe nur eine entschlossene Haltung von Sport, Justiz und der gesellschaftlichen Mehrheit insgesamt.