Auf der Suche nach dem perfekten Mix
Was wir gerne hören oder vielleicht in Zukunft hören könnten, errechnen die Strategen von Streaming-Diensten wie Spotify mit Hilfe von Algorithmen. Für jede Stimmung, für jeden Anlass gibt es die passende Playlist. Ein Blick hinter die Kulissen.
So klingt ein gebrochenes Herz:
Und so klingt ein netter Abend mit Wein und gutem Essen:
So klingt ein Crossfit-Workout:
Für das Musikhören im digitalen Stream sind Playlisten zum wichtigsten Zugangspunkt geworden. Allein beim Streamingportal Spotify gibt es mehr als zwei Milliarden davon: Playlisten zu jedem erdenklichen Genre, von Post Garage Wave bis Schlager-Pop. Playlisten mit Songs, die sich zum Mitsingen unter der Dusche eignen oder für den Roadtrip mit der Familie.
Der typische Hörer ist unter 30
Über 50 Prozent der Spotify-Hörer sind unter 30 Jahre alt. Besonders Genres wie Rap und Hip Hop spielen in dieser Zielgruppe eine Rolle. Die Playlist Rap Caviar ist mit über sieben Millionen Abonnenten eine der erfolgreichsten Spotify-Listen weltweit.
Jeder Nutzer kann Musikmixe erstellen und veröffentlichen. Doch auch bei Spotify arbeiten gut 75 Musikredakteure weltweit, die mit dem Ordnen und Verknüpfen von Songs ihr Geld verdienen.
"Die Leute, die bei uns als Musikredakteure arbeiten sind einmal Genre-Experten, das heißt wir sind schon interessiert, entweder hier in Berlin oder in den Büros, wo Musikredakteure angestellt sind, Leute zu haben, die einen Fokus vielleicht haben auf lateinamerikanischer Musik, auf Hip Hop oder auf Klassik oder Heavy Metal. Es gibt aber auch Generalisten."
Marcel Grobe ist Sprecher von Spotify und sitzt im Berliner Büro des Konzerns, wo eine Handvoll Musikredakteure Genre-Playlisten wie "Deutschpop" und "Generation Deutschrap" bestücken – aber auch thematische Listen, die zum Sommerwetter passen oder sich zum Lernen eignen.
"Man möchte schnell, mit ein, zwei Klicks etwas haben, was man dann in den Momenten irgendwie auch genießen will, die am Mobiltelefon stattfinden. Das heißt ich möchte nicht ständig suchen, sondern ich möchte eine Playlist haben, die mir vielleicht etwas bietet, was nah dran ist an meinem Musikgeschmack, was ich gerne höre."
Jeder Nutzer kann Musikmixe erstellen und veröffentlichen. Doch auch bei Spotify arbeiten gut 75 Musikredakteure weltweit, die mit dem Ordnen und Verknüpfen von Songs ihr Geld verdienen.
"Die Leute, die bei uns als Musikredakteure arbeiten sind einmal Genre-Experten, das heißt wir sind schon interessiert, entweder hier in Berlin oder in den Büros, wo Musikredakteure angestellt sind, Leute zu haben, die einen Fokus vielleicht haben auf lateinamerikanischer Musik, auf Hip Hop oder auf Klassik oder Heavy Metal. Es gibt aber auch Generalisten."
Marcel Grobe ist Sprecher von Spotify und sitzt im Berliner Büro des Konzerns, wo eine Handvoll Musikredakteure Genre-Playlisten wie "Deutschpop" und "Generation Deutschrap" bestücken – aber auch thematische Listen, die zum Sommerwetter passen oder sich zum Lernen eignen.
"Man möchte schnell, mit ein, zwei Klicks etwas haben, was man dann in den Momenten irgendwie auch genießen will, die am Mobiltelefon stattfinden. Das heißt ich möchte nicht ständig suchen, sondern ich möchte eine Playlist haben, die mir vielleicht etwas bietet, was nah dran ist an meinem Musikgeschmack, was ich gerne höre."
Dem Hörverhalten auf der Fährte
Ein wichtiges Kriterium bei der Zusammenstellung der Playlisten sind die Daten über das Verhalten der Musikhörer. Kommt ein Song in einer Playlist gut an, wird er etwa gespeichert und nicht geskippt. Die Redakteure werten diese Daten aus und passen ihre Listen den aktuellen Präferenzen des Publikums an.
"Am Anfang steht erstmal immer der Mensch. Der Mensch in der Form, dass er, der Nutzer, bei uns Musikkonsum erzeugt und wir natürlich diese Sachen erfassen können, indem wir sehen, welche Songs ein Nutzer hört. Rechnen wir das hoch auf die 140 Millionen Nutzer, hat man natürlich einen ganz guten Überblick, welche Musik oder welche Tracks gerade angesagt sind. Musikkonsum steht an erster Stelle und nicht meine persönliche Meinung."
Dennoch haben die Playlist-Experten Freiheiten und können ihre Ideen einbringen. Die 4500 kuratierten Spotify-Listen bieten auch für unbekannte Künstler genug Raum. Das Playlist-Format ist zu einem wichtigen Marketing-Instrument geworden. Musikkonzerne wie Sony oder Universal sind auf den Streamingplattformen längst mit eigenen Playlisten vertreten, um ihre Künstler zu promoten.
"Das ist ein völlig demokratisches System. Angefangen von einer Privatperson bis hin zu einem Major-Label: Jeder kann Playlisten anlegen, jeder kann versuchen, die über unsere Kanäle groß zu machen. Das liegt sogar in unserem Interesse, denn was wir am Ende wollen, ist ein Musikprogramm auf unserer Plattform zu haben, das der Nutzer mag."
"Am Anfang steht erstmal immer der Mensch. Der Mensch in der Form, dass er, der Nutzer, bei uns Musikkonsum erzeugt und wir natürlich diese Sachen erfassen können, indem wir sehen, welche Songs ein Nutzer hört. Rechnen wir das hoch auf die 140 Millionen Nutzer, hat man natürlich einen ganz guten Überblick, welche Musik oder welche Tracks gerade angesagt sind. Musikkonsum steht an erster Stelle und nicht meine persönliche Meinung."
Dennoch haben die Playlist-Experten Freiheiten und können ihre Ideen einbringen. Die 4500 kuratierten Spotify-Listen bieten auch für unbekannte Künstler genug Raum. Das Playlist-Format ist zu einem wichtigen Marketing-Instrument geworden. Musikkonzerne wie Sony oder Universal sind auf den Streamingplattformen längst mit eigenen Playlisten vertreten, um ihre Künstler zu promoten.
"Das ist ein völlig demokratisches System. Angefangen von einer Privatperson bis hin zu einem Major-Label: Jeder kann Playlisten anlegen, jeder kann versuchen, die über unsere Kanäle groß zu machen. Das liegt sogar in unserem Interesse, denn was wir am Ende wollen, ist ein Musikprogramm auf unserer Plattform zu haben, das der Nutzer mag."
Der persönliche Mix
Zunehmend ist dabei auch die Personalisierung von Musikempfehlungen von Bedeutung. Bei Spotify erstellen Computer automatisch Musikmixe, die auf jeden einzelnen Nutzer zugeschnitten sind. Zum Beispiel "Dein Mix der Woche", der jeden Montag neu erscheint und auf dem Musikgeschmack des jeweiligen Nutzers basiert:
"Ganz wichtige Information ist: Was hast du in den letzten 30 oder 60 Tagen gehört? Zweite wichtige Information ist: Was speicherst du in deiner Bibliothek? Der dritte wichtige Punkt ist: Was teilst du mit deinem Netzwerk über Messenger oder über Facebook, Whatsapp?"
Der Algorithmus erstellt ein sogenanntes Cluster oder Taste Profile – ein Profil des Musikgeschmacks. So werden die Spotify-Hörer verknüpft.
"Wir haben 140 Millionen aktive Nutzer. Wer hört so ähnlich wie du? Dann legt man eine Schablone drauf und sagt: Okay, wo sind die Schnittstellen an Musik, die du von ähnlichen Hörern noch nicht gehört hast? Und das sind Musikstücke oder Tracks, die dann eventuell in deinem Mix der Woche landen."
Algorithmen kennen unseren Musikgeschmack wahrscheinlich besser als wir selbst. Dennoch beschäftigt Spotify noch immer Musikredakteure aus Fleisch und Blut.
"Es gibt eine Playlist, die heißt 'Sonne' oder 'Wintersonne', das hat ein bisschen was mit den Jahreszeiten zu tun, und da ist die Hypothese dahinter, dass die Playlist sich anfühlen soll wie Sonne auf deiner Haut. Wie soll ein Algorithmus so etwas berechnen?"
"Ganz wichtige Information ist: Was hast du in den letzten 30 oder 60 Tagen gehört? Zweite wichtige Information ist: Was speicherst du in deiner Bibliothek? Der dritte wichtige Punkt ist: Was teilst du mit deinem Netzwerk über Messenger oder über Facebook, Whatsapp?"
Der Algorithmus erstellt ein sogenanntes Cluster oder Taste Profile – ein Profil des Musikgeschmacks. So werden die Spotify-Hörer verknüpft.
"Wir haben 140 Millionen aktive Nutzer. Wer hört so ähnlich wie du? Dann legt man eine Schablone drauf und sagt: Okay, wo sind die Schnittstellen an Musik, die du von ähnlichen Hörern noch nicht gehört hast? Und das sind Musikstücke oder Tracks, die dann eventuell in deinem Mix der Woche landen."
Algorithmen kennen unseren Musikgeschmack wahrscheinlich besser als wir selbst. Dennoch beschäftigt Spotify noch immer Musikredakteure aus Fleisch und Blut.
"Es gibt eine Playlist, die heißt 'Sonne' oder 'Wintersonne', das hat ein bisschen was mit den Jahreszeiten zu tun, und da ist die Hypothese dahinter, dass die Playlist sich anfühlen soll wie Sonne auf deiner Haut. Wie soll ein Algorithmus so etwas berechnen?"
Menschliches Knowhow ist weiterhin gefragt
Andere Streaming Anbieter kombinieren Algorithmen und menschliches Know-How. Bei dem US-amerikanischen Streaming-Anbieter Pandora klassifizieren menschliche Kuratoren jeden Song anhand von bis zu 450 Attributen. Anhand dieses feinmaschigen Song-Profils erkennen Computer-Algorithmen Songs und Stile, die gut zusammenpassen. So entstehen individuelle Playlisten auf der Basis von Songs oder Genres.
Ob Pandora, Apple Music, Deezer oder Spotify: Unabhängig von der Entstehungsweise der verfügbaren Playlisten muss jeder Hörer letztlich selbst entscheiden, wie er Musik erleben und entdecken möchte.
"Wir wollen ein Angebot schaffen für möglichst verschiedene Hörer, dass sie sich bei uns wiederfinden und das kann derjenige sein, der sagt, genau, ich weiß, was ich hören will, ich geh auf die Suche, finde die Musik und möchte den Track hören. Aber es soll auch derjenige sein, der einfach sagt, okay, ich habe jetzt hier meine Sonos-Anlage angeschlossen, ich koche jetzt zwei Stunden und möchte einfach nur gute, klassische Musik im Hintergrund hören."
Das Musikhören ist einfacher geworden. Vielleicht ein bisschen zu einfach. Wir müssen uns nicht mehr selbst auf die Musiksuche begeben, uns nicht mehr so intensiv mit Musik beschäftigen. Menschliche und maschinelle Filter übernehmen das für uns. Playlisten für jede Gelegenheit und jeden Geschmack sind nur einen Klick entfernt.
Ob Pandora, Apple Music, Deezer oder Spotify: Unabhängig von der Entstehungsweise der verfügbaren Playlisten muss jeder Hörer letztlich selbst entscheiden, wie er Musik erleben und entdecken möchte.
"Wir wollen ein Angebot schaffen für möglichst verschiedene Hörer, dass sie sich bei uns wiederfinden und das kann derjenige sein, der sagt, genau, ich weiß, was ich hören will, ich geh auf die Suche, finde die Musik und möchte den Track hören. Aber es soll auch derjenige sein, der einfach sagt, okay, ich habe jetzt hier meine Sonos-Anlage angeschlossen, ich koche jetzt zwei Stunden und möchte einfach nur gute, klassische Musik im Hintergrund hören."
Das Musikhören ist einfacher geworden. Vielleicht ein bisschen zu einfach. Wir müssen uns nicht mehr selbst auf die Musiksuche begeben, uns nicht mehr so intensiv mit Musik beschäftigen. Menschliche und maschinelle Filter übernehmen das für uns. Playlisten für jede Gelegenheit und jeden Geschmack sind nur einen Klick entfernt.
Doch das Musikhören ist heute auch vielfältiger und demokratischer: Jeder Mensch kann nach seinen individuellen Bedürfnissen Musik hören und den perfekten Musikmix entdecken. Für sich, und für den Moment.
(Bearbeitung: mkn)