Serien und Filme aus Polen, Tschechien und Ungarn
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In Osteuropa werden seit Jahren hochqualitative Serien produziert. Manche von ihnen lassen sich über Streamingdienste auch in Deutschland gucken – wie beispielsweise die polnische Serie "Im Sumpf" oder die tschechische HBO-Produktion "Wasteland".
Nicht immer ist es einfach, gute Serien aus Osteuropa auf den Streamingportalen zu finden. Denn teilweise seien sie dort ziemlich gut "versteckt", meint Filmkritiker Jörg Taszman. Nichtsdestotrotz – es gibt sie. Und viele sind exzellent.
Ein düsterer Thriller – "Im Sumpf" aus Polen
Die düstere polnische Serie "Im Sumpf" beispielsweise, die auf Netflix zu sehen ist. Sie spielt Anfang der 1980er-Jahre in einer schlesischen Kleinstadt. Nach einem Doppelmord an einer Prostituierten und einem kommunistischen Jungendfunktionär präsentiert die Polizei sehr schnell einen Mörder, der alles gesteht.
Nur zwei Zeitungsreporter wollen diese Version nicht glauben: der ältere Witold, der sich nicht mehr auflehnen will, und der junge, idealistische Piotr. Er ist Sohn eines Parteifunktionärs aus Krakau und möchte die Wahrheit um jeden Preis aufdecken.
Ein Thriller, der in die düstere, bleierne Zeit der 80er-Jahre führt, als Polen im Kriegsrecht lebte. Damals hatten viele Polen die Hoffnung auf ein besseres Leben oder politische Teilhabe verloren und viele Bürger wollten nur noch das Land verlassen, wie der Journalist Witold.
Andere arrangierten sich mit dem politischen System – schauten weg und passten sich an. Der Doppelmord in "Im Sumpf" legt diese Doppelmoral frei. Und so geht es in der Serie unter anderem um Zivilcourage, Mut und Feigheit.
Harte Serienkost – die tschechische Serie "Wasteland"
Eine weitere herausragende osteuropäische Serie ist die tschechische HBO-Produktion "Wasteland" – im Original "Pustina": ebenfalls eine düstere Geschichte über eine Dorfgemeinschaft. Der kleine Ort Pustina liegt in einem Braunkohleabbaugebiet – und soll bald dem Tagebau weichen. Nun steht stehen die Bewohner vor der Wahl: Die hohe "Ablösesumme" des Konzerns akzeptieren und wegziehen oder gegen die Zerstörung des Dorfes protestieren.
Die Bürgermeisterin entschließt sich zu kämpfen. Bis plötzlich ihre 14-jährige Tochter spurlos verschwindet. Alles deutet auf ein Verbrechen hin. Verdächtig sind gleich mehrere Männer des Dorfes. "Pustina" ist eine "harte Serienkost", meint Jörg Taszman – und eine "der besten Serien, die man zurzeit sehen kann".
Viele der osteuropäischen Serien werden durch ausländische Produzenten und Streamingplattformen finanziert. Doch es gibt auch Ausnahmen: In Bulgarien produzierte das Staatsfernsehen beispielsweise die national und international höchst erfolgreiche, spannende Mafiaserie "Undercover".
Der Film "Curtiz" aus Ungarn – mehrfach ausgezeichnet
Weitere Serien aus Osteuropa, die sich lohnen könnten, sind: "Curtiz" aus Ungarn. Der Film handelt von dem "Casablanca"-Regisseur Michael Curtiz – ein Ungar mit dem ursprünglichen Namen Mihály Kertész. "Ein sehr, sehr schöner Schwarz-Weiß-Film", sagt Taszman – der auch mehrfach ausgezeichnet worden sei.
Auf dem ARD-Spartensender One kann man aber derzeit noch einmal "Hackerville" sehen: eine Koproduktion zwischen HBO Romania und TNT-Serie aus Deutschland.
"Das Mineninferno" - ein tschechischer Fernsehfilm
Und auf Amazon Prime kann man einen sehr sehenswerten tschechischen Zweiteiler sehen: "Das Mineninferno" (im Original "Dukla 61"). Regie führte der Kinoregisseur David Ondricek. Der Fernsehfilm handelt von dem größten Minenunglück in der Tschechoslowakei im Jahr 1961, dessen Ursachen – wie Schlamperei und Planerfüllung um jeden Preis – lange verschwiegen wurden.
Das Geschehen wird aus Sicht der Arbeiter, als vielschichtiges Familiendrama erzählt. "Ein sehr packender Film", so Filmkritiker Taszman. "Auch eine wirkliche Empfehlung von mir."
(lkn)