"Wir erleben die Kehrseite des Modells Billigfliegen"
Der bisher härteste Arbeitskampf bei Ryanair geht weiter. Piloten aus Irland, Schweden, Belgien und Deutschland haben für Freitag Streiks angekündigt. Prekäre Arbeitsbedingungen seien die Kehrseite des Billigfliegens, meint der Journalist Marc Brost.
Das Personal wurde nach Belieben unter Druck gesetzt, einen Betriebsrat gab es lange nicht. Das Motto des Ryanair-Chefs, Michael O’Leary, war unerbittlich: "Wir müssen größer sein, schneller sein und günstiger sein als alle anderen."
Nun wird der größte Streik in der Geschichte des Luftfahrtunternehmens erwartet. Die deutsche Gewerkschaft Cockpit hat angekündigt, sich dem für Freitag angekündigten Ganztagesstreik ihrer Kollegen in Irland, Schweden und Belgien anzuschließen.
Unser Studiogast Marc Brost von der Wochenzeitung "Die Zeit" erkennt darin den Preis des enormen Expansionskurses bei Ryanair in den letzten Jahren:
"Wenn ein Ticket nur 20 Euro kostet, müssen diese fehlenden Euro, die zu einem angemessenen Flugpreis fehlen, die müssen irgendwo eingespart werden, und das werden sie offensichtlich bei den Piloten oder eben beim Personal."
Ein angemessener Preis fürs Fliegen
Ryan Air habe in den zurückliegenden Jahren sehr stark auf Arbeitskräfte aus Osteuropa zurückgegriffen, doch dieses Reservoir sei nicht unerschöpflich, meinte Brost, zumal viele Mitarbeiter das Unternehmen wieder verlassen hätten. Seine Drohung mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Polen könne O'Leary am Ende "wahrscheinlich doch nicht durchziehen", so Brost.
Der Konflikt lasse sich lösen, wenn Fliegen einen angemessenen Preis bekomme - im Hinblick auf die Kosten für die Umwelt wie auch auf die sozialen Kosten für Arbeitsbedingungen und Gehälter. "Wir erleben eben die Kehrseite des Modells Billigfliegen", meinte Brost.
Zudem stehe der deutsche Staat in der Pflicht, die Bahn als "ideales Konkurrenzprodukt zum Flugzeug" attraktiver zu machen.
(huc)