Russland warnt NATO vor Einmischung
Russlands Außenminister Lawrow hat am Mittwoch mit scharfer Kritik auf eine NATO-Erklärung zur Ukraine reagiert. Der Westen dürfe sich nicht in innere Angelegenheiten des Landes einmischen. Unterdessen hat die Opposition ihre Proteste in Kiew fortgesetzt.
Mit einer Dauerblockade des ukrainischen Parlaments will die prowestliche Opposition um UDAR-Chef Witali Klitschko den Machtwechsel erzwingen. Einen Tag nach dem gescheiterten Misstrauensvotum gegen die Regierung besetzte der amtierende Boxweltmeister mit Abgeordneten das Rednerpult und erzwang so einen Abbruch der Sitzung."Wir werden das Parlament solange blockieren, bis die Regierung zurückgetreten und Julia Timoschenko freigelassen ist", sagte Arseni Jazenjuk von der Partei der inhaftierten Ex-Regierungschefin. Mehr als 15.000 Demonstranten protestierten im Zentrum der Hauptstadt erneut gegen Regierungschef Nikolai Asarow.
Russland kritisiert Vorgehen der ukrainischen Opposition
Die Krise in der Ukraine belastet zunehmend auch das Verhältnis zwischen der NATO und Russland. Am Mittwoch hat Russlands Außenminister Sergej Lawrow eine Erklärung der NATO zur politischen Lage in der Ukraine scharf kritisiert. Nach einem Treffen mit NATO-Außenministern in Brüssel sagte Lawrow: "Ich verstehe nicht, wieso die NATO solche Erklärungen abgibt." Damit trage die Allianz zu einem "verzerrten Bild" der Lage in der Ukraine bei. "Das ist Sache der Ukraine, eine interne Angelegenheit", warf Lawrow der NATO vor. Ebenso kritisierte er die Aggressivität der ukrainischen Opposition.
In einer am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung hatten die NATO-Staaten Regierung und Opposition in der Ukraine zum Dialog aufgerufen. Zudem verurteilten sie den Einsatz "exzessiver Gewalt" gegen Demonstranten und forderten "alle Seiten auf, von Provokationen und Gewalt Abstand zu nehmen". Ein NATO-Diplomat bezeichnete den Ton der Erklärung als "gemäßigt" - schließlich solle in der Beziehung zu Moskau kein Porzellan zerschlagen werden, während in anderen Bereichen, wie etwa den Verhandlungen um das iranische Atomprogramm, gut zusammengearbeitet werde.
Westerwelle will in Kiew vermitteln
Die NATO wirft Russland vor, die ukrainische Regierung massiv unter Druck gesetzt zu haben, damit diese ein Assoziierungsabkommen und einen Freihandelsvertrag mit der EU nicht unterzeichnet. Diese Kehrtwende der Regierung in Kiew hatte die seit Tagen andauernden Massenproteste der Opposition ausgelöst. Besonders die Europäer wurden von der Entscheidung kalt erwischt.
Wie Deutschlandradio-Koresspondent Stephan Laack berichtet, kündigte der noch amtierende Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) an, noch am Mittwoch nach Kiew zu fliegen, um dort am Rande einer Tagung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bilaterale Gespräche mit allen Beteiligten zu führen. "Die Ukraine gehört zu Europa", sagte Westerwelle. Deswegen sei es auch wichtig, dass Europa "sich kümmer".
Wie Oppositionsführer Klitschko sagte, erhofft er sich vom Besuch Westerwelles, dass auch wieder über das Assoziierungsabkommen mit der EU gesprochen werde. "Diese Menschen zeigen jeden Tag auf der Straße, dass sie zu Europa gehören wollen." Ein stärkeres Zeichen an die EU könne es nicht geben. Zugleich kündigte er für die kommenden Tage weitere Proteste an. "Wir machen weiter mit unserem Kampf gegen diese korrupte Regierung, die Tage von Janukowitsch sind gezählt", sagte Klitschko der "Bild"-Zeitung.
Wie Deutschlandradio-Koresspondent Stephan Laack berichtet, kündigte der noch amtierende Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) an, noch am Mittwoch nach Kiew zu fliegen, um dort am Rande einer Tagung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bilaterale Gespräche mit allen Beteiligten zu führen. "Die Ukraine gehört zu Europa", sagte Westerwelle. Deswegen sei es auch wichtig, dass Europa "sich kümmer".
Wie Oppositionsführer Klitschko sagte, erhofft er sich vom Besuch Westerwelles, dass auch wieder über das Assoziierungsabkommen mit der EU gesprochen werde. "Diese Menschen zeigen jeden Tag auf der Straße, dass sie zu Europa gehören wollen." Ein stärkeres Zeichen an die EU könne es nicht geben. Zugleich kündigte er für die kommenden Tage weitere Proteste an. "Wir machen weiter mit unserem Kampf gegen diese korrupte Regierung, die Tage von Janukowitsch sind gezählt", sagte Klitschko der "Bild"-Zeitung.
Witali Klitschko: Zwischen Boxring und Revolution
Unterdessen scheint die Boxkarriere von Witali Klitschko langsam zu Ende zu gehen. Bereits seit 2006 engagiert sich der heute 42-Jährige für einen pro-westlichen Kurs der Ukraine. Seit 2010 ist der Vorsitzender der neu gegründeten Partei "Ukrainische demokratische Allianz für Reformen", kurz UDAR, was auf Ukrainisch soviel wie "Fausthieb" heißt. Doch mit den Fäusten wird der promovierte Sportwissenschaftler, der den Kampfnamen "Dr. Eisenfaust" trägt, wohl nie wieder kämpfen. Auch seiner deutscher Trainer Fritz Sdunek zweifelt an einer baldigen Rückkehr seines Schützlings in den Boxring.
"Witali trainiert zwar jeden Morgen im Fitnesscenter, oder er geht schwimmen, doch so wie er sich in die politische Sache reinkniet, sehe ich schwarz. Ich kenne Witali genau. Wenn er etwas anfängt, bringt er es auch mit 100 Prozent zu Ende", sagte der langjährige Coach der Tageszeitung "Die Welt".
"Witali trainiert zwar jeden Morgen im Fitnesscenter, oder er geht schwimmen, doch so wie er sich in die politische Sache reinkniet, sehe ich schwarz. Ich kenne Witali genau. Wenn er etwas anfängt, bringt er es auch mit 100 Prozent zu Ende", sagte der langjährige Coach der Tageszeitung "Die Welt".
Noch ist Klitschko amtierender Schwergewichtsweltmeister nach Version des internationalen Boxverbandes WBC, doch bis Mitte Dezember muss er erklären, ob er einen weiteren WM-Kampf bestreiten will. Schon mehrfach hatte der WBC Klitschkos nächsten Kampf gegen den kanadischen Pflichtherausforderer Bermane Stiverne verschoben. Im Sommer musste der Linksausleger wegen einer Handverletzung absagen. Zuletzt gewährte das World Boxing Council einen Aufschub bis zum 15. Dezember, da Stiverne im juristischen Streit mit seinem Promoter Don King liegt.
Auch Tomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, glaubt nicht an eine Fortsetzung von Klitschkos Boxkarriere: "Er ist zu intensiv in seine politische Tätigkeit eingebunden. Da kann er sich gerade in der gegenwärtigen Umbruchphase in seiner ukrainischen Heimat nicht für zwei Monate verabschieden, um sich auf einen Kampf vorzubereiten", sagte Pütz am Mittwoch. "Witali kann nicht sagen: Jetzt bin ich mal ein bisschen Boxer, und dann bin ich wieder ein bisschen Politiker."