Kassel wird Obelisk eventuell verlieren
Die Situation im Streit um den Obelisk von Kassel, einen der Publikumslieblinge der vergangenen Documenta, ist verfahren. Die Stadt will, dass er umzieht, der Künstler verweigert das. Jetzt droht der Verlust des Kunstwerks.
600.000 Euro wollte der amerikanisch-nigerianische Künstler Olu Oguibe eigentlich für sein Kunstwerk haben, für das er 2017 mit dem Bode-Preis ausgezeichnet wurde. Die Stadt Kassel schaffte es, durch Spenden 126.000 Euro zu sammeln und Oguibe akzeptierte. Allerdings entschieden die Stadtverordneten, der Obelisk solle weg vom zentralen Königsplatz, sagte im Deutschlandfunk Kultur die Kulturdezernentin von Kassel Susanne Völker.
Streit um den Standort
Denn während der Documenta würden andere Spielregeln für Kunst im öffentlichen Raum gelten, erklärte Völker. Ausführliche Prüfungen, unter anderem der städtischen Bauverwaltung, hätten ergeben, dass der Königsplatz nicht gut geeignet sei.
"Wir haben nach Alternativen gesucht, die dem Anliegen des Künstlers entsprechen. Einen lebendigen, weltoffenen, internationalen Ort in Innenstadtnähe." Die Wahl sei auf den Holländischen Platz gefallen, an dem auch das künftige Documenta-Institut entstehen solle. Dieser Ort sei Oguibe "nicht so willkommen" gewesen, da er am Rande der Innenstadt liegt.
Hat Kassel der AfD nachgegeben?
Der AfD-Stadtverordnete Thomas Materner hatte im vergangenen Jahr den Obelisk als "entstellende Kunst" bezeichnet. Auf den vier Seiten des Kunstwerkes steht in goldener Schrift auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch das Bibelzitat: "Ich war ein Fremdling, ihr habt mich beherbergt".
Völker stritt ab, sich der AfD zu beugen. "Es geht mitnichten um eine politische Debatte und schon gar nicht geht es darum, dass die AfD mit dieser tatsächlich infamen Äußerung einen Druck ausgeübt hat, denn die Stadt hat sich mit dieser Spendenaktion sehr um den Erhalt dieses Obelisken bemüht."
"Eine sehr bedauerliche Situation"
Die Stadtverordneten entschieden über den Ankauf und den Standtort eines Kunstwerkes. Diese hätten nun einen "sehr schmalen Entscheidungskorridor", da Oguibe das Kunstwerk an den Platz gekoppelt habe.
Die Verordneten könnten derzeit nur entscheiden, ob das Kunstwerk auf dem Königsplatz bleiben solle - oder es Kassel verlassen werde. "Insofern ist das tatsächlich eine sehr bedauerliche Situation. Wir hätten uns sehr gefreut, wenn wir hier in konstruktiven Gesprächen mit dem Künstler möglicherweise zu einer anderen Lösung gekommen wären", so die Kulturdezernentin.