Stiftung will Gebeine wieder nach Namibia geben
Die Deutschen brachten aus ihrer damaligen Kolonie - dem heutigen Namibia - Schädel und Gebeine Einheimischer nach Berlin. Sie sollten die angebliche Minderwertigkeit der Afrikaner belegen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist zur Rückgabe bereit, sollte sie Herero- oder Nama-Schädel in ihrer Sammlung haben.
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat angekündigt, Schädel und Gebeine aus früheren deutschen Kolonien zurückzugeben, sollte sich herausstellen, dass sie unrechtmäßig nach Deutschland verbracht wurden. Stiftungspräsident Hermann Parzinger erklärte, eine Arbeitsgruppe sei eingesetzt worden, die die genaue Herkunft der Gebeine untersuchen solle, um zu entscheiden, welche tatsächlich aus Kolonialgebieten stammten. Die Sammlung menschlicher Überreste, die die Stiftung vor einiger Zeit von der Berliner Charité übernommen habe, bestehe allerdings auch aus prähistorischen anthropologischen Funden, erklärte Parzinger.
Allerdings sei nicht erwiesen, dass sich tatsächlich noch Schädel und Gebeine von Herero und Nama im Besitz der Stiftung befänden. Seiner Information nach seien diese bereits in den vergangenen Jahren durch die Charité zurückgegeben worden. Aber auch die älteren Gebeinen würden jetzt überprüft, erklärt Parzinger.
Geschichte der Schädel bis heute ein Trauma
Die vollständige Rückgabe der Schädel und Gebeine von durch die deutschen Kolonialtruppen ermordeten Herero und Nama ist seit Jahren eine der zentralen Forderungen der Opfergruppen aus Namibia. Die Deutschen hatten damals die Gebeine nach Berlin bringen lassen, um sie rassenideologisch zu vermessen und so die angebliche Minderwertigkeit der Afrikaner wissenschaftlich zu belegen.
Der Historiker Jürgen Zimmerer, der sich seit Jahren mit der Kolonialgeschichte befasst, geht davon aus, dass damals über 1000 menschliche Überreste nach Deutschland gelangten, deren Reste teilweise bis heute in Archiven, Magazinen und Kliniken liegen. Die Geschichte der Schädel, das sei bis heute ein Trauma für ihr Volk, empört sich Ester Utjiua Muinjangue, Angehörige der Volksgruppe der Herero aus Namibia:
"Die deutsche Schutztruppe brachte die abgetrennten Köpfe zu den Herero-Frauen und zwang sie, sie zu reinigen, damit sie wie Eier fein säuberlich in Kartons nach Deutschland transportiert werden könnten, beschriebt Muinjangue. Es konnten die Köpfe ihrer Ehemänner, Brüder oder Schwestern sein."
Bundesregierung spricht nicht offiziell von Genozid
Muinjangue ist Teil der Delegation von Herero und Nama, die am Montag im Bundespräsidialamt eine Petition übergeben haben, in der sie die Anerkennung des Massakers deutscher Kolonialtruppen an ihren Völkern zwischen den Jahren 1904 und 1908 als Völkermord fordern.
Bislang spricht die Bundesregierung nicht offiziell von Genozid, eine Entschuldigung lehnt sie ab. Die Herero erwägen nun, Deutschland auf Anerkennung zu verklagen. Gestern hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erstmals den Vernichtungskrieg deutscher Kolonialtruppen vor über hundert Jahren im heutigen Namibia als Völkermord bezeichnet.