Der ehemalige Fußballstar auf der Opernbühne
Der argentinische Fußballstar Diego Maradona wird in Neapel wie ein Heiliger verehrt, seit er den SSC Neapel zur Meisterschaft geführt hat. Jetzt kehrt er zurück, nicht ins Stadion, sondern in das traditionsreiche Opernhaus San Carlo. Doch das Spektakel sorgt für Streit.
Diego Armando Maradona, das ist in Neapel nicht nur ein Fußballer, sondern eine Religion. Mitten in der Stadt, in der Bar Nilo, gibt es immer noch den Maradona-Altar mit seiner Haarlocke und den Tränen, die 1991 geweint wurden, als das Fußball-Genie die Stadt verließ. Maradona ist auch fast 26 Jahre danach immer noch ein Heiliger in Neapel.
Aber wie er diesmal zurückkehrt, ist umstritten: Heute Abend findet ein Maradona-Spektakel statt. Die fast 2000 Karten für bis zu 330 Euro sind längst verkauft – Maradona selbst wird die Bühne betreten, und der Schauspieler Alessandro Siani, der die Idee dazu hatte, ist zufrieden:
"Er kommt, weil er die Stadt liebt, weil es 30 Jahre her ist, dass Napoli zum ersten Mal Meister geworden ist. Das ist der Anfang der Festivitäten von Seiten der Stadt, denn was er getan hat, hat nach ihm niemand mehr geschafft. "
So weit, so gut. Umstritten ist nur der Ort. Die Maradona-Show "3x10", für seine legendäre Rückennummer und die 30 Jahre seit dem ersten Meistertitel, geht im Teatro San Carlo über die Bühne, dem ältesten, noch bespielten Opernhaus der Welt.
"Ein Abend des Spektakels"
Der Tempel der lyrischen Kunst werde vom Pop geschändet, heißt es nun. In dieses Haus, wo die größten Sänger und Komponisten aufgetreten sind, gehöre Maradona nun wirklich nicht hin. Es gehe nur ums Geschäft, heißt es.
Und selbst der Anwalt Claudio Botti, immerhin der Gründer der quasi-Religionsgemeinschaft "Te Diegum", beschwert sich über die hohen Preise. Maradona gehört ins Stadion, sagt er. Dann hätten auch viel mehr seiner Fans etwas davon.
So sieht sich selbst Neapels Bürgermeister, Luigi de Magistris, genötigt zu erklären, dass er die Aktion für gut hält und dass er selbstverständlich kommen werde:
"Er spielt ja nicht Geige, gibt kein Konzert. Das ist ein Abend des Spektakels, der Bilder, der Unterhaltung, der Freude und der Erinnerung an das, was Maradona war, der Neapel seinen ersten Meistertitel geschenkt hat. Ich sehe da keinen Trash, keine Veränderung für das Theater San Carlo von 1737. Das Haus hat seine Geschichte, und die ändert sich dadurch nicht."
Hört man sich in Neapel auf der Straße um, werden die kritischen Stimmen ohnehin schon deutlich weniger:
"Von mir aus kann er im San Carlo alles machen, sogar tanzen."
"Da drin waren schon Leute, die das viel weniger verdient hätten als Maradona. Der ist ein Phänomen und so muss man das leben."
"Maradona soll nicht ins Theater San Carlo? Er ist einer der größten Fußballer aller Zeiten. Er bräuchte einen doppelten roten Teppich, wenn Sie erlauben."
"Da drin waren schon Leute, die das viel weniger verdient hätten als Maradona. Der ist ein Phänomen und so muss man das leben."
"Maradona soll nicht ins Theater San Carlo? Er ist einer der größten Fußballer aller Zeiten. Er bräuchte einen doppelten roten Teppich, wenn Sie erlauben."
Kritiker sehen die Würde des Opernhauses verletzt
Daran, dass sich der Abend für das altehrwürdige Opernhaus finanziell lohnt, gibt es keinen Zweifel. Man rechnet mit Einnahmen für das San Carlo von rund 60.000 Euro.
Den Kritikern geht es jedoch ums Prinzip. Der Universitätsprofessor Domenico De Masi hat erklärt, ihn wundere inzwischen gar nichts mehr, seit Pink Floyd 1972 mitten in den Ausgrabungen von Pompeji aufgetreten ist.
Und Maradona selbst? Wird seine Show machen, und den Zuspruch der Neapolitaner genießen – er hatte ja zuletzt ein paar eher schwere Jahre:
"Liebe Neapolitaner, wir sehen uns am 16. Januar im Theater San Carlo, um all die Liebe zu zeigen, die ihr mir gegeben habt, und die ich in meinem Herzen trage."
Die Show geht also über die Bühne. Neapel wird es lieben, so wie die Stadt Diego Armando Maradona liebt. Und das Teatro San Carlo wird's überleben. Irgendwie.