Die neue Art zu löschen
15:32 Minuten
Vorläufiges Ergebnis des NetzDGs: Es wird mehr gelöscht. Aber nicht nur rechtswidrige Inhalte. Welchen Einfluss hat Filtern auf die Kommunikation in der Gesellschaft?
Es sollte Hate-Speech, Pornografie und Gewalt Einhalt gebieten und war doch ein Schnellschuss: Seit Beginn des Jahres gilt das Netzwerkdurchsetzungsgesetz. "Offensichtliche rechtswidrige Inhalte" müssen nun innerhalb von 24 Stunden aus den sozialen Netzwerken entfernt werden. Doch mit dem Gesetz ist auch die Debatte über das Filtern und Löschen neu entfacht.
Noch immer kursiert viel Schmutz im Netz
Die geeigneten Mittel gegen rechtswidrige Inhalte scheinen jedenfalls noch nicht gefunden worden zu sein. Denn immer noch kursiert jede Menge Schmutz im Netz, während gleichzeitig die Gefahr besteht, dass unliebsamer Content einfach verschwindet, obwohl er gegen kein Gesetz verstößt.
Als "unqualifiziert" bezeichnet Frank Rieger in der Wochenzeitung Freitag das Gesetz, das den "Werbeplattform-Konzernen" nur noch mehr Macht gebe: "Statt die überfällige Ertüchtigung des Rechtsstaats für das Digitalzeitalter einzuleiten und ernsthaft über die Regulierung von manipulativen Geschäftsmodellen zu reden, machte man den Bock zum Gärtner."
Täglich neue verstörende Bilder
Gelöscht und gefiltert wird von den sozialen Netzwerken schon seit längerem. Auf die sogenannten Content Moderatoren warten jeden Tag Tausende neue Inhalte, die Nutzer auf Online-Plattformen stellen, viele davon verstörend. Wie geht es denen, die täglich Gewaltvideos, Pornografie und Hate-Speech löschen sollen?
Daniel Bouhs hat unter anderem den Theaterregisseur Moritz Riesewieck gesprochen, der auf den Philippinen Content Moderatoren getroffen hat. Dessen Fazit: "Damit wir hier ein sauberes Internet vorfinden, leiden dort die Menschen." Eine Psychologin berichtete von Niedergeschlagenheit der Mitarbeiter über Libido-Verluste, weil sie den ganzen Tag Porno-Bilder sehen mussten, bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen.
Wie verändert Filtern die Kommunikation?
Bessere Standards für die Menschen, die den Müll aus den Sozialen Netzwerken filtern und klare Kriterien sowie Transparenz, was die Filter betrifft, mahnt Andreas Zick von der Uni Bielefeld an. Wir haben mit dem Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld darüber gesprochen, was es für eine Gesellschaft bedeutet, wenn sie weiß, dass sie im Netz permanent gefiltert wird.