Deutscher PEN-Präsident kritisiert Preis für "Charlie Hebdo"
Die US-Sektion des Schriftstellerverbands PEN will die Zeitschrift "Charlie Hebdo" mit einem Preis für Mut und Meinungsfreiheit auszeichnen. Das hat in den USA viel Kritik ausgelöst. Auch der Chef des deutschen PEN findet die Entscheidung fragwürdig.
Im Streit um den Preis für "Charlie Hebdo" teilt der Präsident des deutschen PEN-Zentrums die Argumente der Kritiker. Die französische Satirezeitschrift überziehe religiöse Menschen mit Spott, dadurch fühlten sich viele beleidigt, sagte Josef Haslinger im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. "Das muss man nicht unbedingt mit einem Preis auszeichnen." Die Zeitschrift trage in Paris zur Verschärfung des Klimas zwischen den gesellschaftlichen Gruppen bei - und nicht zur Versöhnung.
Auslöser der Debatte war die Entscheidung der US-amerikanischen Sektion des Schriftstellerverbandes, "Charlie Hebdo" mit dem PEN-Preis für Mut und Meinungsfreiheit zu ehren. Mehrere prominente Autoren kritisierten das deutlich, darunter Michael Ondaatje, Teju Cole und Rachel Kushner.
Unterstützung für die prominenten Kritiker
"Wir sind darauf angewiesen, dass wir zu einem gedeihlichen Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen kommen", sagte Haslinger. Dies werde angesichts vermehrter Zuwanderung nach Europa immer wichtiger. Er wolle der Freiheit der Kritik und der Kunst zwar keine Grenzen setzen, aber man müsse nicht alles mit einem Preis unterstützen.
Auf die Redaktion von "Charlie Hebdo", die immer wieder religionskritische Karikaturen veröffentlicht hatte, war im Januar ein Anschlag von Islamisten verübt worden, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen.