Ein Neuer Rechter im Feuilleton?
Der Schriftsteller und FAZ-Redakteur Simon Strauß steht in der Kritik: Er mache das Gedankengut der Neuen Rechten salonfähig, hieß es in der TAZ. Seitdem laufen die Debatten heiß. Doch was ist wirklich dran an den Vorwürfen? Nicht viel, sagt Knut Cordsen.
Um den FAZ-Theaterredakteur und Schriftsteller Simon Strauß ist eine Debatte entbrannt: In der TAZ warf Alem Grabovac dem Sohn des Schriftstellers Botho Strauß vor, in seinen Artikeln und seinem Roman "Sieben Tage" Diskurse und Ideen der Neuen Rechten salonfähig zu machen. Reaktionen folgten prompt: Der Wolff-Verlag veröffentlichte eine widersprechende Stellungnahme. Die der FDP nahe stehende Schriftstellerin Nora Bossong verteidigte ihren Freund und Kollegen in der TAZ. Das Berliner Literaturmagazin "Das Wetter" distanzierte sich mit eindeutigen Worten von dem Schriftsteller, der lose zu dessen Umfeld zählt. Dieser wiederum reagierte auf Facebook mit einer empörten Widerrede. In der Wochenzeitung "Die Zeit" wägen der Literaturedakteur Ijoma Mangold und die Kritikerin Antonia Baum in einem "Pro und Contra" die Frage ab, ob Strauß der Neuen Rechten zuzuordnen sei. Bei den Vorwürfen handle es sich um "lupenreinen Rufmord", sagt Mangold. Baum hingegen meint, der Autor schreibe "die Seiten [der FAZ] mit AfD-Sorgen in Proseminar-Sprache voll."
Debatte nicht nachvollziehbar
Der Literaturkritiker Knut Cordsen kann diese Debatte nicht nachvollziehen, sagte er im Deutschlandfunk Kultur. Zwar stecke in Strauß' Debüt sehr viel "thymotische Energie", viel Zorn - es gehe darin um die Orientierungslosigkeit heutiger junger Menschen, die in der Komfortzone aufwachsen ohne Ventil für ihren Zorn und ihre Vitalität. Ein "angry young man" könne man heutzutage "schließlich gar nicht mehr sein", so Cordsen. Richtig ist zwar, dass in dem Buch Zitate des umstrittenenen Staatsrechtlers Carl Schmitt aufgegriffen werden - doch würden diese ironisiert. Wer dies "neurechts interpretiert", mache sich lächerlich.
Auch die Kritik an Strauß' Feuilleton-Artikeln hält Cordsen für eine "Fehllektüre". Strauß wehre sich nur dagegen, dass Kunst sich heutzutage angeblich stets an einer politischen Zielvorgabe ausrichte und rein ästhetische Äußerungen damit in den Hintergrund träten.
Bei der Debatte um Strauß' Person handle es sich um einen "Popanz", zumal die Diskussion "um ein immer größeres Nichts" kreise. Sie fuße auf einer "Verdachtsberichterstattung" und auf Unterstellungen, so Cordsen. Ernstnehmen müsse man sie nicht.