"Streitbar und polarisierend"
Ivan Nagel hat sich immer als Lernender verstanden und dieses Lernen als "unvergleichliches Glück" empfunden. Wolfgang Hagen hat ihn über die vergangenen zwei Jahre persönlich kennengelernt. Für das Deutschlandradio hat er gemeinsam mit Jens-Malte Fischer letzte Interviews mit Nagel geführt.
Wolfgang Hagen hat den am Ostermontag verstorbenen Theatermacher Ivan Nagel als einen der wichtigsten Theatertheoretiker des vergangenen Jahrhunderts bezeichnet. Immer wieder hätte Nagel dem deutschen Theater neue Impulse verliehen, sich aber auch auf anderen Gebieten hervorgetan, zum Beispiel als Essayist und Philosoph, sagte Hagen im Deutschlandradio Kultur. Damit bezog er sich vor allem auf die Zeit, in der Nagel das Schauspielhaus in Hamburg leitete und das Festival "Theater der Welt" begründete.
Wenige Monate vor seinem Tod habe er die Gelegenheit bekommen, Nagel zusammen mit Jens-Malte Fischer zu interviewen. Dabei habe er ihn als "eine ganz eigene Persönlichkeit" kennengelernt. Die daraus enstandene sechsteilige Gesprächsreihe läuft seit der Osterwoche im Programm von Deutschlandradio Kultur. Am Ostermontag sei Nagel "friedlich entschlafen".
Hagen wies darauf hin, dass Nagel nie selbst inszeniert habe und auch nie auf der Bühne gestanden habe. Dennoch habe er das Nachkriegstheater in Deutschland wie kaum ein Zweiter geprägt. Dass er sich in fortgeschrittenem Alter noch zu Interviews bereit erklärt habe, sei ein großes Glück gewesen, denn er "wollte nie über sein Leben reden. Er wollte nie das Individuum zelebrieren und inszenieren."
"So eine Persönlichkeit können wir suchen. [...] Er hat die Möglichkeiten gehabt, das Theater der späten 60er, er war ja Chefdramaturg Kortners, und dann der 70er Jahre zu befördern. Man muss auch sozusagen diese Chancen haben, um sie dann zu ergreifen. Ich würde jedenfalls nicht empfehlen, einen großen Heroen aufzubauen, denn das war Ivan Nagel, weiß Gott, nicht. Ein streitbarer Mensch, ein strittiger Mensch, ein Homosexueller, der ja auch wirklich sehr strittige Thesen zu den großen Künstlern der Kunst- und Theatergeschichte vertrat, nämlich zum Beispiel den großen Kunstsinn Shakespeares auch mit seiner Homosexualität erklärte."
Links auf dradio.de:
Trauer um einen großen Theaterförderer - Früherer Theaterintendant Ivan Nagel ist tot
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"Dieses Rätsel will ich leben" - Der Kulturwissenschaftler Jens-Malte Fischer führte mit Wolfgang Hagen letzte Interviews mit Ivan Nagel
Monsieur Lazhar von Philippe Falardeau
Wenige Monate vor seinem Tod habe er die Gelegenheit bekommen, Nagel zusammen mit Jens-Malte Fischer zu interviewen. Dabei habe er ihn als "eine ganz eigene Persönlichkeit" kennengelernt. Die daraus enstandene sechsteilige Gesprächsreihe läuft seit der Osterwoche im Programm von Deutschlandradio Kultur. Am Ostermontag sei Nagel "friedlich entschlafen".
Hagen wies darauf hin, dass Nagel nie selbst inszeniert habe und auch nie auf der Bühne gestanden habe. Dennoch habe er das Nachkriegstheater in Deutschland wie kaum ein Zweiter geprägt. Dass er sich in fortgeschrittenem Alter noch zu Interviews bereit erklärt habe, sei ein großes Glück gewesen, denn er "wollte nie über sein Leben reden. Er wollte nie das Individuum zelebrieren und inszenieren."
"So eine Persönlichkeit können wir suchen. [...] Er hat die Möglichkeiten gehabt, das Theater der späten 60er, er war ja Chefdramaturg Kortners, und dann der 70er Jahre zu befördern. Man muss auch sozusagen diese Chancen haben, um sie dann zu ergreifen. Ich würde jedenfalls nicht empfehlen, einen großen Heroen aufzubauen, denn das war Ivan Nagel, weiß Gott, nicht. Ein streitbarer Mensch, ein strittiger Mensch, ein Homosexueller, der ja auch wirklich sehr strittige Thesen zu den großen Künstlern der Kunst- und Theatergeschichte vertrat, nämlich zum Beispiel den großen Kunstsinn Shakespeares auch mit seiner Homosexualität erklärte."
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