Strom aus erneuerbaren Energien

Wer bremst die Energiewende − und warum?

Luftbild: Blick auf die Baustelle für ein Windrad
Blick auf die Baustelle für ein Windrad © dpa-Zentralbild / Patrick Pleul
Moderation: Gisela Steinhauer |
Es gibt sie, die alternativen Energien aus Wind und Sonne, doch ihr Ausbau stockt und der Netzausbau holpert. Deutschland strauchelt auf seinem Weg zur Energiewende. Über die Gründe diskutieren Kohlekommissionsmitglied Stefan Kapferer und die Grünen-Politikerin Simone Peter.
Sie ist eine der zentralen politischen Herausforderungen und Streitthemen: Die Energiewende. Überall in Deutschland prangen zwar Sonnenkollektoren auf den Hausdächern, auf vielen Äckern drehen sich Windräder. Kommunen betreiben ihre eigenen Stromnetze mit Erneuerbaren Energien, Hauswände werden gedämmt. Viele Verbraucher versuchen, Energie zu sparen und etwas für den Klimaschutz zu tun. Doch so richtig kommen wir damit nicht vom Fleck. Hauptbremser sind die fossile Energielobby und die Politik. Ein Hindernis ist aber auch der Protest vieler Anwohner gegen Windparks und Stromtrassen. Wer meint es noch ernst mit der Energiewende?

Nicht über die Köpfe hinweg planen

"Wenn wir uns 2050 vollständig mit Erneuerbaren versorgen wollen, bzw. 65 Prozent Anteil an erneuerbarem Strom bis 2030 haben wollen, dann hat das Konsequenzen für alle", sagt Simone Peter. Seit dem 1. März 2018 ist sie Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie. Die ehemalige Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen vermisst ein klares Aufbruchssignal für die Erneuerbaren seitens der Regierung. Stattdessen knicke die Große Koalition vor der Industrie ein und gebe nicht entschieden genug die Marschrichtung vor. Man könne die Bürger sehr gut mitnehmen, weiß die ehemalige Umweltministerin des Saarlandes. "Die Energiewende hat einen großen Nutzen, aber das muss man den Menschen erklären." Sie setzt auf Bürgerbeteiligung: "Das ist der Schlüssel zum Erfolg, dass man die Bürger früh einbindet. Sonst haben die Leute das Gefühl, es wird über ihre Köpfe hinweg geplant."

Speicherkapazitäten sind ein zentraler Faktor

"Schnellerer Netzausbau führt zu mehr Klimaschutz", sagt Stefan Kapferer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW. In dem Verband sind rund 1.800 Konzerne vertreten, darunter Stadtwerke, große Energiekonzerne wie RWE, EnBW und Exxon Mobil, aber auch Windparkbetreiber. Stefan Kapferer ist zudem Mitglied der "Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung", kurz Kohlekommission. Sie soll bis Ende des Jahres ein Konzept für den Kohleausstieg vorlegen. Seine Kritik an der Politik: "Es geht leider nur im Schneckentempo voran. Wir müssen Klarheit haben über den Ausbaupfad der Erneuerbaren, wir fordern mehr Tempo bei der Kraftwärmekopplung; wir müssen über die Situation bei der Speicherung reden." Der Energiemanager sieht auch Probleme in den wachsenden Bürgerprotesten gegen Stromtrassen und Windräder: "Der Umbau auf die Erneuerbaren, der auch Lebensqualität sichern soll, wird immer mit Eingriffen verbunden sein. Und ich sehe mit großer Sorge, dass sich die Verantwortlichen in einigen Bundesländern vor den Karren der Gegner spannen lassen." Das zeige sich aktuell auch in der Auseinandersetzung um die Rodung des Hambacher Forstes.

Energiewende: Warum kommen wir nicht zu Potte? Darüber diskutiert Gisela Steinhauer von 9 bis 11 Uhr mit Stefan Kapferer und Simone Peter. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.

Mehr zum Thema