Für die Studie "Die Ängste der Deutschen" werden im Auftrag der R+V-Versicherung seit 1992 jährlich etwa 2400 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren befragt. Die Ergebnisse der 2019er-Umfrage wurden am Donnerstag in Berlin vorgestellt und können hier nachgelesen werden.
Die neue Gelassenheit
03:27 Minuten

Unängstlich wie lange nicht mehr präsentieren sich die Deutschen einer aktuellen Umfrage zufolge. Dennoch löst vor allem ein Thema bei der Mehrheit große Ängste aus. Überraschend, dass es sich dabei nicht um den Klimawandel handelt, meint Albrecht von Lucke.
German Angst - das war einmal? Zumindest zeigen sich die Deutschen einer Langzeitstudie im Auftrag der R+V-Versicherung derzeit so gelassen wie seit 25 Jahren nicht mehr. Der "Angstindex", also der Durchschnittswert aller abgefragten Ängste, sei gegenüber dem Vorjahr von 47 auf 39 Prozent gesunken, erklärte die Leiterin des R+V-Infocenters, Brigitte Römstedt.
Gleichwohl befürchtet mit 56 Prozent nach wie vor mehr als die Hälfte der Befragten, dass der deutsche Staat durch Flüchtlinge überfordert sein könnte – in Ostdeutschland sogar 64 Prozent. Zweitgrößte Angst der Deutschen ist, dass Migration den sozialen Frieden gefährden könnte: So befürchten 55 der Befragten "mögliche Spannungen durch den Zuzug von Ausländern" (Ostdeutschland: 64 Prozent).
Ebenfalls 55 Prozent der Befragten äußerten Ängste angesichts der Außenpolitik von US-Präsident Donald Trump. Diese hatte im vergangenen Jahr noch 69 Prozent aller Deutschen Sorge bereitet.
Umweltfragen nicht an der Spitze der Ängste
Für den Politikwissenschaftler und Politologen Albrecht von Lucke ist das Ergebnis der Studie überraschend: "Erstens ist die Tatsache, dass die Ängste gesunken sind, für mich erstaunlich. Weil wir doch ein Jahr hinter uns haben, das durchaus zu vielen Sorgen Anlass gibt", sagte er im Deutschlandfunk Kultur. Außerdem vermisst er die Angst vor den Folgen des Klimawandels auf den vorderen Plätzen. "Man würde doch meinen, dass auch die Umweltfrage eine große Rolle spielt."

Der Journalist Albrecht von Lucke© imago/APress
Umweltfragen finden sich im Angst-Ranking ab Platz 11: So fürchten sich 42 Prozent der Befragten vor Schadstoffen in Lebensmitteln und 41 Prozent vor Naturkatastrophen bzw. den Folgen des Klimawandels. Das sind jeweils deutlich weniger als im Jahr zuvor.
Erstmals abgefragt wurde die Angst, keinen bezahlbaren Wohnraum zu finden. 45 Prozent der Bürger teilten diese Sorge, die damit in der Rangliste auf Platz 6 kam.
(uko)