Zu viel Fürsorge schadet Kindern
Kinder brauchen die Erfahrung, sich selbst zu bewähren, sagt der Erziehungswissenschaftler Herbert Renz-Polster. Überfürsorgliche "Helikopter-Eltern" wollen ihren Kindern dieses Erlebnis ersparen - doch das könnte unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Eine neue Studie zeigt (pdf), wie "Helikopter-Eltern" und Überfürsorglichkeit Kindern schaden können. "Eltern haben immer die Gratwanderung zwischen Schutz und Sicherheit und auch Freiheit geben - und natürlich schädigt es die Kinder indirekt, wenn sie sich nicht selbst bewähren dürfen", sagt der Kinderarzt und Wissenschaftler Herbert Renz-Polster dazu. "Bei der Frage, was Kinder für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung brauchen, kommen wir immer darauf, dass Kinder das wichtigste Fundament der Persönlichkeit eigentlich nur durch eigene Erfahrung anlegen können."
Kindheit muss Kindheit bleiben
Eltern könnten lediglich den Rahmen geben, in dem Kinder sich sicher fühlen. Doch das täten Eltern nicht, wenn sie die Kinder von morgens bis abends an die Hand nähmen und ihnen Programme vorsetzten. Am wichtigsten seien für Kinder Entdeckungsräume - und ausreichend Zeit, um "ihr Ding zu machen". Kindheit müsse Kindheit bleiben - wer als Eltern vor allem den späteren Job im Blick habe, der werde "helikoptern ohne Ende", prophezeit Renz-Polster.
Nur ein Randphänomen?
Kinder von überfürsorglichen Eltern litten vor allem darunter, dass sie sich nicht auf sich selbst verlassen könnten und immer von äußerer Motivation und Gratifikation abhängig seien. Im Übrigen nicht nur eine Schwäche der Eltern, auch in anderen Bereich wie unseren Kitas sieht Renz-Polster solche Tendenzen. Gleichzeitig seien Helikopter-Eltern für ihn ein Randphänomen, das zu viel Beachtung fände. "Ich sehe heute viele Kinder, die mehr Sicherheit haben und mehr aus sich heraus machen können", sagt er. (inh)