Wenn der Freund und Helfer zuschlägt
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Polizeigewalt in Deutschland ist keine Ausnahme, so das Zwischenergebnis einer aktuellen Studie der Ruhr-Universität Bochum. Die meisten Betroffenen bringen die Vorfälle jedoch nicht zur Anzeige - aus Angst vor negativen Konsequenzen.
Laut einer Studie der Ruhr-Universität Bochum kommt es immer wieder vor, dass Menschen durch Polizeigewalt verletzt werden. Für die Studie wurden Betroffene gebeten, sich zu melden und Fragebögen auszufüllen. Insgesamt habe man 3300 ausgefüllte Fragebögen analysiert, sagt der Leiter der Studie, der Kriminologe Tobias Singelnstein.
Rund 70 Prozent der Befragten berichteten demnach von körperlicher Gewalt seitens der Polizeibeamten, 19 Prozent trugen schwere Verletzungen mit erheblicher Genesungsdauer davon. Große Chancen, Opfer polizeilicher Gewalt zu werden, bestehen laut Singelnstein bei Großdemonstrationen oder Fußballspielen.
Hohe Dunkelziffer
Auffällig sei die extrem niedrige Anzeigequote, sagt Singelnstein. Nur neun Prozent der Befragten hätten Anzeige erstattet. Die meisten anderen hätten angegeben, sie hätten den Eindruck, gegen die Polizeibeamten sowieso keine Chance zu haben. Andere wiederum fürchteten negative Konsequenzen seitens der Polizei wie z.B. Gegenanzeigen.
Auch sei die Nicht-Identifizierbarkeit der Polizisten ein Hindernis für die Anzeigebereitschaft. Insgesamt sei die Dunkelziffer bei solchen Vorfällen noch ungleich höher, so Singelnstein weiter.
Polizei verdrängt das Problem
Bei der Institution Polizei sei die Bereitschaft bislang nicht sehr groß ausgeprägt, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, sagt Singelnstein. Da werde dann oft die Einzelfall-Theorie als Verteidigung herangeführt.
"Ich würde mir wünschen, dass die Polizei stärker anerkennt, dass es sich durchaus um ein strukturelles Problem polizeilicher Tätigkeit handelt", so der Kriminologe.
(abu)