Studie zum Erfolg bei Wahlen

Wer gut aussieht, gewinnt

Drei Wahlplakate der Partei FDP - mit Christian Lindner
Erfolgsfaktor Attraktivität und professionelle Präsentation © dpa / Revierfoto
Ulrich Rosar im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke |
Forscher haben einen Zusammenhang zwischen Schönheit von Kandidaten und Erfolg bei der Bundestagswahl gefunden: Es sei der zweitwichtigste Faktor. Sie wollen mit ihrer Studie auch aufklären: Der Bundestag solle schließlich nicht zum Laufsteg werden.
Nach dem Bekanntheitsgrad ist die physische Attraktivität das wichtigste Entscheidungskriterium bei Wählern – das ist das Ergebnis einer empirischen Studie, die an der Universität Düsseldorf entstanden ist.
Ulrich Rosar, der die Studie gemeinsam mit Anna Gaßner, Lena Masch und Sabrina Schöttle erstellt hat, erklärt dazu:
"Wir haben das empirisch auf der Grundlage von Daten überprüft, die wir für alle Direktkandidaten sowie die Spitzenkandidaten bei der letzten Bundestagswahl gesammelt haben. Und unsere statistischen Modelle, die wir durchgerechnet haben, zeigen uns in der Tat, dass nach der Bekanntheit beziehungsweise der prominenten Stellung in der Politik die äußere Anmutung den größten Einfluss auf den Erst- und Zweitstimmenanteil hat, den ein Kandidat für seine Partei erringen kann."

24 Probanden fürs Attraktivitätsurteil

Rosar und seine Kolleginnen haben die Attraktivität von 24 Versuchspersonen bewerten lassen. Das sei die ideale Zahl, so Rosar unter Verweis auf andere Studien. Selbst wenn 10.000 Personen die Attraktivität bewerten würden, käme man demnach nicht auf wesentlich andere Ergebnisse.
Rosar sagt, die Studie sei nicht zur Politikberatung angelegt. Sie richte sich eher an die Wählerinnen und Wähler:
"Eben weil es ein so subtiler Mechanismus ist, dass er den meisten gar nicht bewusst ist. Und ich glaube, die meisten würden es von sich weisen wollen, dass sie Wahlen als Schönheitswettbewerb begreifen, wo sie die Person goutieren wollen, die gerade am besten aussieht."

Ein Stück Aufklärung

Das Forschungsteam hoffte neben wissenschaftlicher Erkenntnis auch ein Stück Aufklärung zu leisten, sagt Rosar.
"Wenn es um die Parteien geht, dann wollen wir natürlich nicht, dass sie aus dem Bundestag einen Laufsteg machen."
Die Studie gebe allerdings einen deutlich Hinweis, dass die professionelle Präsentation der Kandidaten wichtig für den Erfolg sei:
"Es gibt Parteien, die sind da recht virtuos in der Präsentation gerade weniger bekannter Politikerinnen und Politiker, was die Gestaltung von Wahlplakaten angeht, auch was die digitale Aufbereitung der genutzen Fotografien angeht, und bei anderen, wenn man es mal salopp formulieren will, erinnert das dann doch teilweise an Fotos aus dem Passfoto-Automaten."

Die Studie wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 in dem von Karl-Rudolf Korte und Jan Schoofs herausgegebenem Band "Die Bundestagswahl 2017. Analysen der Wahl-, Parteien-, Kommunikations- und Regierungsforschung" bei Springer VS erscheinen.

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