"Deutschland verliert Vorreiterrolle beim Klimaschutz"
Die Deutschen Weltmeister beim Umweltschutz? Das war einmal. Nur noch jeder Fünfte zählt Umwelt- und Klimaschutz zu den wichtigsten aktuellen Problemen. Für Sascha Müller-Kraenner liegen die Versäumnisse vor allem bei der Politik: zum Beispiel durch mangelhafte Umweltsiegel.
Studie zum Umweltbewusstsein - Umweltschutz rückt in den Hintergrund - Beitrag von Johannes Kulms -
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Zählten vor zwei Jahren noch für 35 Prozent der Deutschen Umwelt- und Klimaschutz zu den wichtigsten aktuellen Problemen, ist heute nur noch jeder fünfte dieser Meinung. Zu diesem Ergebnis kommt die am Montag veröffentlichte zehnte "Umweltbewusstseinsstudie" des Bundesumweltministeriums. Sascha Müller-Kraenner vom Vorstand der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sieht die Probleme jedoch nicht bei den Menschen, sondern in der Politik:
"Wir als Deutsche Umwelthilfe beobachten zum Beispiel mit großer Sorge, dass die Energiewende und der Klimaschutz heute nicht mehr die Rolle spielen, die sie noch in den letzten Jahren gespielt haben, und dass da Deutschland eine Vorreiterrolle, die es sehr lange gehabt hat, so langsam verliert."
Falsche Auszeichnungen und überholte Klasseneinteilung bei den Umweltsiegeln
Beispielsweise müssten die Umweltsiegel "ganz, ganz dringend ausgemistet werden", so Müller-Kraenner. Die wenigstens Menschen wüssten, wie unterschiedlich die Qualität dieser Siegel sei. Als Beispiel nannte er die Energieeffizienzklassen bei Elektrogeräten, die von A+++ bis G reichten: "Man denkt sich doch normalerweise, bei A bis G ist A immer gut. Dabei hat oft das schlechteste Produkt heutzutage den Wert A."
Außerdem werde im Bereich der Umweltsiegel sehr oft falsch ausgezeichnet, kritisierte Müller-Kraenner. "Und da wäre es auch Aufgabe der Gewerbeaufsichtsämter beispielsweise, dafür zu sorgen, dass wirklich auch nur ökologisch hochwertige Produkte die entsprechenden Siegel tragen, weil heutzutage passiert da doch noch sehr viel Beschiss."
Positiv hob der DUH-Vorstand hingegen hervor, dass immer mehr Menschen einen Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Wettbewerbsfähigkeit herstellten. "Das ist doch ein ganz hoffnungsvolles Zeichen, dass Umweltschutz jetzt nicht mehr als Gegenteil von Wirtschaftswachstum und sozialer Sicherheit verstanden wird, sondern als Bestandteil davon."