Basil Kerski, deutsch-polnischer Publizist, ist Chefredakteur des Deutsch-Polnischen Magazins DIALOG und Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig.+
Wie positionieren sich Medien in den Zeiten des Populismus?
Ist Streit programmiert, wenn der türkische Präsident Erdogan heute US-Präsident Trump besucht? Wie weit schreitet der Umbau der Medien in Polen voran? Und wie positioniert sich der Journalismus zum Populismus? Das fragen wir den deutsch-polnischen Journalisten Basil Kerski in "Studio 9".
Für den türkischen Präsidenten Erdogan gibt es in Washington viel zu holen oder zu verlieren. Er will, dass die USA ihre Kurdenpolitik ändern. Und dann gäbe es da noch den in den USA lebenden Milliardär Gülen, den Erdogan für den Putschversuch im vergangenen Sommer verantwortlich macht.
Doch lässt sich jemand wie Trump einfach so zu einer Kurskorrektur bewegen?
Steinmeier in Warschau
Ähnlich unnachgiebig zeigt sich auch die polnische Regierung. Rigoros stemmt sie sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Auch die mahnenden Worte aus der EU zum Umbau des Medien- und Justizsystems lassen die rechtskonservative PiS-Regierung bislang kalt. Wie kann man mit diesem Politikertypus in den Dialog treten? Bald steht schließlich auch der Besuch von Bundespräsident Steinmeier in Warschau an.
Journalismus ins den Zeiten des Populismus
Und schließlich sprachen wir mit Basil Kerski auch über die Rolle und das Verhalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den Zeiten des wachsenden Populismus und gleichzeitigen "Lügenpresse"- und Fake news-Vorwürfen. Zu diesem Thema fand am 16. Mai ein Workshop beim Deutschlandfunk Kultur statt. Kerski sagte dazu:
"Wir alle stehen unter dem Druck, alles kurz in einem Satz zusammen zu fassen. Oder es auch so zu formulieren, dass es der Hörer, der Fernsehzuschauer, der Leser auch versteht. Wir haben es mit einer Welt zu tun, die sich so verändert, dass ihr Wiedererkennungswert nicht so hoch ist wie vor zehn oder 20 Jahren."
Daraus erwachse eine große Verantwortung der Journalisten. "Die Frage ist nur: Haben wir den Mut, sie wahrzunehmen?" Darauf angesprochen, wie sich das Verhältnis zur Presse in Polen gestalte, sagte Kerski: "'Lügenpresse' ist nichts, was ich mit Polen assoziieren würde. Schon eher 'Wutbürger'."
Es gebe eine grundsätzliche Angst, die sich gegenüber Autoritäten widerspiegele - und eine große Sehnsucht nach einem Bündnis von Journalisten, Politik und Kirche: Man pflege zwar seine Unterschiede, doch dies konstruktiv und in einem Ton, der Sicherheit suggeriere.
Das Problem der heutigen Medien sei nämlich "Wir grenzen uns alle zu sehr ab. Wir haben wenig Mut, auch Gemeinsamkeiten zu formulieren."
Hören Sie zum Thema "Populismus und die Medien" auch den Beitrag von Philipp Banse in Studio 9, ab 17.07 Uhr.