Spaltung der Gesellschaft kein neues Phänomen
Gespaltene Gesellschaften, ein Phänomen unserer Zeit? Und Social Media ist Schuld daran? Diese Aussagen kann die Journalistin Elisabeth Niejahr nicht unterschreiben. Außerdem: Machtkampf in der AfD und Sinn und Unsinn von Volksabstimmungen.
Ob in den USA, Polen oder in Deutschland, viele Gesellschaften scheinen heute gespalten, viel stärker als noch vor Jahren. Ganz besonders nach dem Referendum in der Türkei und dem knappen Sieg von Präsident Erdogan scheint eine Entfremdung der Menschen unausweichlich.
Zwischen Kurden und Erdogan-Fans würde es jetzt schon gewaltsame Konflikte geben, sagt die Autorin und Journalistin Elisabeth Niejahr. Dennoch warnt sie vor Angst und Panikmache. "Ich frage mich, ob der Gedanke so richtig ist. Weil ich glaube, dass es früher auch viel stärker war, dass Schichten gespalten waren, dass zwischen Religionsgemeinschaften nicht geheiratet wurde. Heute gibt es doch sehr viel Verbindendes und Gemeinsames." Niejahr sieht durch die aktuellen Entwicklungen in Polen, Ungarn oder den USA auch die Chance, dass sich ein geschärftes politisches Bewusstsein entwickelt und eine Bereitschaft entsteht, Dinge zu korrigieren, die "schief" gelaufen sind.
"Es ist nicht die Lösung, immer das Volk zu befragen"
Klare Position bezieht Niejahr auch beim Thema Plebiszite. Nachdem in Großbritannien im Juni vorgezogene Neuwahlen stattfinden sollen, weil für die Brexit-Verhandlungen ein geeintes Parlament notwendig sei, so die britische Premierministerin May, sieht sich die "Zeit"-Journalistin in ihrer ablehnenden Meinung bestätigt. Ob in Großbritannien oder in Deutschland auf Landesebene, wenn über den EU-Austritt, Schulreformen oder Stuttgart 21 abgestimmt wird, immer würden nur bestimmte Gruppen zur Wahl gehen. Das führe auch zur Frustration. "Es ist nicht die Lösung, immer das Volk zu befragen."
"Frauen können sich mehr Härte erlauben"
Zum Machtkampf an der AfD-Spitze sagte Niejahr: "Die Partei heischt verzweifelt um Aufmerksamkeit." Die Streitereien zwischen Gauland und Petry würden die Wähler eher abschrecken. Als Frau und Parteichefin hätte Petry allerdings einen Vorteil. "Frauen können sich mehr Härte erlauben, weil man es ihnen nicht zutraut." Das würde helfen, das harte Vorgehen zum Beispiel bei Flüchtlingsthemen "harmloser" erscheinen zu lassen.