Karen Krüger ist Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und Autorin des Buches "Eine Reise durch das islamische Deutschland". 1975 in Marburg geboren, wuchs sie im badischen Waldshut-Tiengen und in Istanbul auf, wo sie Abitur machte. Karen Krüger studierte Geschichte, Soziologie und Romanistik in Bielefeld, Berlin und Bordeaux und hatte mehrere Forschungsaufenthalte in Afrika.
Pilotinnen in die Kindergärten
Mädchen müssen viel früher andere Rollenbilder erleben als erst am "Girls'Day", sagt FAS-Journalistin Karen Krüger. "Die Geschlechterprägung, die dazu führt, was man sich überhaupt zutraut als Mädchen und junge Frau, findet im Alter von drei bis sechs Jahren statt." Weitere Themen: Massenverhaftungen in der Türkei und die Sicherheitsgesetze im Bundestag
Spätestens in der Grundschule, am besten aber bereits im Kindergartenalter, sollten Mädchen lernen, "dass es ist total normal ist, wenn eine Frau einen Bagger fährt oder Bauleiterin ist oder Pilotin und nicht immer nur Krankenschwester." Die genderneutrale Erziehung funktioniere nicht, da ErzieherInnen nach ihren eigenen Vorstellungen und Mustern handelten. "Meine dreijährige Tochter sagte kürzlich: ‚Klettern oder Raufen ist nur was für Jungs.' Diesen Satz kann sie nicht von mir haben." Auch Kinderbücher drückten Mädchen traditionelle Rollenbilder auf, "da ist die Mutter, die Hausfrau ist, und der Vater, der nach der Arbeit nach Hause kommt und für Abenteuer und Spaß sorgt." Der heutige Girl’sDay, an dem 10- bis 15-jährige Mädchen Berufe kennenlernen, setze da viel zu spät an, das sei "nicht nachhaltig".
Die Türkei funktioniert nur noch schlecht
Mit Verhaftungen und Entlassungen ist die Türkei erneut gegen vermeintliche Gülen-Anhänger vorgegangen. Dieses Vorgehen habe sie überrascht, sagte die Türkei-Kennerin Krüger. "Dass man fast ein Jahr nach dem Putschversuch so dreist ist zu sagen, oh, wir haben wieder Gülen-Anhänger entdeckt, das fand ich schon sehr erstaunlich." Die türkische Regierung habe es früher unterstützt, dass Gülen-Anhänger Polizisten werden, das sei ganz normal gewesen.
Seit dem Putschversuch im Juli letzten Jahres hat Ankara 40.000 Menschen festnehmen lassen und 120.000 entlassen, darunter Lehrer, Professoren und Richter. Angesichts dieses Aderlasses funktioniere die Türkei zwar noch, aber sehr schlecht. An den Schulen falle ständig Unterricht aus, an den Unis könnten keine Prüfungen abgehalten werden und auch in der Justiz mache sich der Personalmangel bemerkbar, alles würde noch länger dauern und junge Richter müssten plötzlich über einen politischen Fall entscheiden.
Erdogans Verantwortung
"Anfangs sah es so aus, als könnte Erdogan dem Land guttun, mit den Jahren ist ihm die Macht zu Kopf gestiegen. Sicherlich gab‘s auch eine Enttäuschung über die nicht vorangehenden EU-Verhandlungen und es scheint auch, dass seine islamistische Seite wieder stärker hervorgetreten ist."