"Wald der Erinnerungen"
Ehrenhain ' Wald der Erinnerung ' © picture alliance / photothek / Thomas Trutschel
Stilles Gedenken an gefallene Soldaten
06:34 Minuten
Knapp 60 Soldaten starben im Afghanistan-Einsatz. Ihnen zu Ehren gibt es nun einen Hain in einem Brandenburger Wald. Veteran Andreas Eggert hält diesen Ort für "schön und würdevoll". Er wünscht sich allerdings mehr Anerkennung aus der Politik.
59 Soldaten starben seit 2002 während ihres Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan. Er gilt damit als einer der gefährlichsten Einsätze der deutschen Streitkräfte im Ausland. Um der Gefallenen zu gedenken, wurde im damals größten Feldlager Masar-i-Scharif ein Ehrenhain errichtet. Dieser wurde nun ins brandenburgische Schwielowsee bei Potsdam verlegt.
Andreas Eggert vom Bund Deutscher Einsatzveteranen erklärt die Bedeutung des Ehrenhains, an dem für jeden einzelnen Toten eine Gedenkplatte angebracht wurde: "Dort haben alle Kameraden die Möglichkeit, in einer stillen Minute ihrer gefallenen Kameraden zu gedenken."
Würdig, schön und zugleich traurig
Eggert beschreibt den Ehrenhain in Masar-i-Scharif: "Es war ein großer Platz, der geschottert war, im Hintergrund waren Berge. Man hatte einen weiten Blick auf die kleine Mauer, konnte mit vielen Soldaten antreten und die Flugzeuge mit den toten Kameraden von dort aus im Hintergrund starten sehen." Es sei ein sehr würdiger und schöner, zugleich aber auch trauriger Ort gewesen. "Deshalb hatten sich viele gewünscht, dass dieser Ort nach dem Abzug aus Afghanistan nach Deutschland umzieht", sagt Eggert.
Die von Eggert beschriebene Gedenkmauer sowie die Gedenktafeln sind nun im "Wald der Erinnerung" in kleinerem Maßstab wieder errichtet worden. Dafür wurden laut einem Bundeswehrsprecher Ziegel aus Afghanistan verwendet. Herzstück des Gedenkortes ist aber ein 27 Tonnen schwerer Felsblock aus dem Marmal-Gebirge. Der Findling aus dem Bundeswehrcamp Marmal im Norden Afghanistans wurde im vergangenen Mai mit einer Antonow-Frachtmaschine nach Deutschland transportiert.
Für die Soldatinnen und Soldaten sei es unheimlich wichtig gewesen, diesen Gedenkort selbst zu gestalten, sagt Eggert. "Es ist ein schöner Ort, der gut erreichbar, aber auch nur kontrolliert zugänglich ist", so der Veteran, der selbst sieben Mal in Afghanistan im Einsatz war. So müsse man keine Angst vor einer möglichen Schändung der Gedenkstätte haben. "Man hat dort die Möglichkeit, Dinge noch einmal zu reflektieren und die Kameraden noch einmal zu besuchen."
Mehr Interesse aus der Politik gefordert
Einen sichtbareren zentralen Gedenkort in der Innenstadt wünscht Eggert sich nicht. Stattdessen spricht er sich für kleinere regionale Denkmäler etwa in den Heimatorten der Gefallenen aus. Die Idee für den "Wald der Erinnerungen" auf dem 4500 Quadratmeter großen Waldstück kam laut Bundeswehr von Angehörigen. Inzwischen gibt es dort sieben Ehrenhaine, auch für Gefallene aus früheren Einsatzgebieten in Kabul und Kundus. Daneben gibt es im Verteidigungsministerium in Berlin ein Ehrenmal als zentrale Gedenkstätte.
Ein Anerkennungsproblem in der Gesellschaft hat die Bundeswehr nicht, meint Eggert. "Die Leute nehmen seit dem Abzug aus Afghanistan mehr war, dass es die Bundeswehr gibt und was sie leistet". In der Politik fehle aber das Bewusstsein, dass Politiker und Politikerinnen über parlamentarische Beschlüsse Soldatinnen und Soldaten in die Einsätze schickten und damit letztlich auch die gefallenen Kameraden zu verantworten hätten. Man könne von der Bevölkerung kein Interesse erwarten, wenn die Politik keins habe, so Eggert weiter.
Das Einsatzführungskommando in der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Schwielowsee ist die Nahtstelle für Auslandseinsätze der Streitkräfte. Von hier aus werden alle Missionen geplant und geführt. Die Bundeswehr hatte Afghanistan im Juni 2021 schneller als ursprünglich geplant verlassen.
(lsc/dpa)