Oper und Onlinemedien

Rettet das Feuilleton

07:40 Minuten
Eine gedruckte Zeitung steckt im Mülleimer einer Haltestelle. Aufgeschlagen ist das Feuilleton.
Zeitungen können Aufrufe und Leserverhalten kaum messen. Online sieht das anders aus, sagt Hannah Bethke. © imago images / Michael Gstettenbauer
Hannah Bethke im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
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Opernrezension gehören nicht zu den viel gelesenen Artikeln im Netz, und Printjournalismus verliert an Bedeutung. Trotzdem müsse das Feuilleton überleben, fordert die Journalistin Hannah Bethke. "Qualitätsmedien sind von großer Wichtigkeit."
"Ich finde, es gehört viel mehr ins Feuilleton", sagt die Journalistin Hannah Bethke. Sie befürchtet, dass die Aufmerksamkeit für das klassische Feuilleton durch die Onlinepräsenz zunehmend verloren geht. Die zunehmende Fixierung auf Klickzahlen könne kulturelle Rubriken in ihrer Existenz gefährden. "Theater- oder Kunstrezensionen sind etwas, das keine hohen Klickzahlen produziert", analysiert die Redakteurin von "Zeit online" und betrachtet diese Entwicklung mit Sorge.
Beim Feuilleton handele es sich um Spezialwissen, das nicht von Massen abgerufen werde, führt sie weiter aus. "Das knallt nicht so." In gedruckten Zeitungen kann es ihrer Meinung nach nur überleben, weil Abrufzahlen und Leserverhalten dort nur schwer messbar sind, so Bethkes These. Sie spricht vom "Gespenst der Nutzeroptimierung", das durch das Internet geistere.
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Porträtaufnahme der Journalistin Hannah Bethke in der ARD-Talkshow "Maischberger" im Studio.
Porträtaufnahme der Journalistin Hannah Bethke in der ARD-Talkshow "Maischberger" im Studio.

Eine Legitimität des Speziellen

Eine Reform des Feuilletons hält Bethke dennoch für nicht notwendig. "Ich finde, dort gehören politische Debatten ebenso rein wie Kunst, Theater und Musik." Man müsse sich darüber im Klaren sein, an wen es adressiert ist. "Es gibt eine Legitimität des Speziellen und eine Legitimität des Komplexen", sagt die Journalistin, deren Schwerpunkte Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind. Das Feuilleton sei auch dazu da, das Unbekannte kennenzulernen und seinen Horizont zu erweitern.
Sie betrachtet mit Sorge, dass beispielsweise Überschriften immer nutzerangepasster und damit plakativer werden, so Bethke weiter. "Das führt dazu, dass jegliche subtile Anspielung und Humor sowie eine größere Bandbreite verloren gehen." Die Feuilletonisten müssten dem Einhalt gebieten, fordert sie.
Zwar könne man die Printwelt nicht eins zu eins in die Onlinewelt übertragen, allerdings befürchtet Bethke einen Qualitätsverlust und setzt daher auf die Vernunft der Leserschaft, die weiterhin an Qualitätsjournalismus interessiert ist und bereit, dafür zu zahlen. "Die Qualitätsmedien sind von großer Wichtigkeit", postuliert die Feuilletonistin. "Das müssen wir verteidigen."
(lsc)
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