Stuttgarter bitten zum Tanz
Die 1983 in St. Petersburg geborene Geigerin Alina Pogostkina gewann im Dezember 2005 als erste Deutsche den 9. Internationalen Sibelius Wettbewerb in Helsinki. Die Musikerin, die anfangs durch ihren Vater ausgebildet wurde und derzeit noch an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin studiert, konnte in ihrer bisherigen Karriere bereits zahlreiche Wettbewerbe für sich entscheiden. In Stuttgart spielt sie mit den Philharmonikern unter der Leitung von Gabriel Feltz, dessen Vertrag als Chef des Orchesters gerade bis 2012 verlängert wurde.
"Darf ich bitten?" ist das Motto dieses Konzertes, das wir am 26. Juni live aus dem Beethovensaal der Liederhalle Stuttgart übertragen. Vier Werke demonstrieren, wie verschieden man das Thema Tanz behandeln kann.
Den ersten Schritt auf eine unbekannte Schöne zuzugehen, wenn man mit dieser sich in einen Tanz hineinstürzen will, kostet eine gewisse Überwindung. Selbst Doktor Faust ziert sich in Lenaus Dichtung, als er in einer Dorfschenke einem Mädchen mit schwarzen Augen verfällt. Mephisto lässt sich daher von einem Spielmann die Fiedel reichen und spielt selbst zum Tanz auf. Dem kann sich auch Faust nicht mehr entziehen: "Bald wogen und schwinden die scherzenden Töne/ wie selig hinsterbendes Lustgestöhne". Faust ergreift das Mädchen und reißt sie in ein bacchantisches Kreisen hinein. Franz Liszts (1811 - 1886) Vertonung dieser Szene im 1. Mephistowalzer treibt den dämonischen Spuk mit für die Zeit äußerst modernen musikalischen Mitteln auf den Höhepunkt.
Wäre der erotische Tanz olympische Disziplin, Damen aus Spanien und Ländern des Orients zählten vermutlich zu den Favoritinnen. In der "Symphonie espagnole" von Edouard Lalo (1823 - 1892) begegnen wir Tänzen, die der spanischen Folklore entlehnt zu sein scheinen, etwa Flamenco-Anklängen im "Scherzando" oder dem Rhythmus der Habanera im "Intermezzo".
Den Duft des Orients dagegen atmet die Musik des "Tanzrätsels" von Ottorino Respighi: Eine atemberaubende Schönheit, die Königin ihres Landes, hat sich - so träumt es jedenfalls ein weiser Herrscher - mit ihren Soldaten nach Jerusalem aufgemacht. Kriegerischen Tänzen folgt das verführerische Spiel der Königin, das schließlich in einem orgiastischen Taumel kulminiert.
Maurice Ravels (1875 - 1937) "Bolero" setzt dieser Abfolge lustvoller Tänze die Krone auf. Denn das 1927 für die Tänzerin Ida Rubinstein geschriebene Stück zieht wie kaum ein anderes den Hörer beinahe ausschließlich durch Rhythmus in seinen Bann. Der Bolero steuert, sich langsam aber stetig steigernd, die Spannung immer weiter anheizend, auf eine gewaltige, geradezu eruptive Entladung hin. Diese Anlage hat Ravels Komposition zum Inbegriff für die Sinnlichkeit der Musik werden lassen.
www.stuttgart.de/philharmoniker
Live aus dem Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle
Franz Liszt
Mephisto Walzer
Edouard Laló
Symphonie espagnole d-Moll für Violine und Orchester op. 21
Ottorino Respighi
"Tanzrätsel 9"
Maurice Ravel
Boléro
Alina Pogostkina, Violine
Stuttgarter Philharmoniker
Leitung: Gabriel Feltz
Den ersten Schritt auf eine unbekannte Schöne zuzugehen, wenn man mit dieser sich in einen Tanz hineinstürzen will, kostet eine gewisse Überwindung. Selbst Doktor Faust ziert sich in Lenaus Dichtung, als er in einer Dorfschenke einem Mädchen mit schwarzen Augen verfällt. Mephisto lässt sich daher von einem Spielmann die Fiedel reichen und spielt selbst zum Tanz auf. Dem kann sich auch Faust nicht mehr entziehen: "Bald wogen und schwinden die scherzenden Töne/ wie selig hinsterbendes Lustgestöhne". Faust ergreift das Mädchen und reißt sie in ein bacchantisches Kreisen hinein. Franz Liszts (1811 - 1886) Vertonung dieser Szene im 1. Mephistowalzer treibt den dämonischen Spuk mit für die Zeit äußerst modernen musikalischen Mitteln auf den Höhepunkt.
Wäre der erotische Tanz olympische Disziplin, Damen aus Spanien und Ländern des Orients zählten vermutlich zu den Favoritinnen. In der "Symphonie espagnole" von Edouard Lalo (1823 - 1892) begegnen wir Tänzen, die der spanischen Folklore entlehnt zu sein scheinen, etwa Flamenco-Anklängen im "Scherzando" oder dem Rhythmus der Habanera im "Intermezzo".
Den Duft des Orients dagegen atmet die Musik des "Tanzrätsels" von Ottorino Respighi: Eine atemberaubende Schönheit, die Königin ihres Landes, hat sich - so träumt es jedenfalls ein weiser Herrscher - mit ihren Soldaten nach Jerusalem aufgemacht. Kriegerischen Tänzen folgt das verführerische Spiel der Königin, das schließlich in einem orgiastischen Taumel kulminiert.
Maurice Ravels (1875 - 1937) "Bolero" setzt dieser Abfolge lustvoller Tänze die Krone auf. Denn das 1927 für die Tänzerin Ida Rubinstein geschriebene Stück zieht wie kaum ein anderes den Hörer beinahe ausschließlich durch Rhythmus in seinen Bann. Der Bolero steuert, sich langsam aber stetig steigernd, die Spannung immer weiter anheizend, auf eine gewaltige, geradezu eruptive Entladung hin. Diese Anlage hat Ravels Komposition zum Inbegriff für die Sinnlichkeit der Musik werden lassen.
www.stuttgart.de/philharmoniker
Live aus dem Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle
Franz Liszt
Mephisto Walzer
Edouard Laló
Symphonie espagnole d-Moll für Violine und Orchester op. 21
Ottorino Respighi
"Tanzrätsel 9"
Maurice Ravel
Boléro
Alina Pogostkina, Violine
Stuttgarter Philharmoniker
Leitung: Gabriel Feltz