Stuttgarter Liederabend mit der Altistin Marie-Nicole Lemieux

Den Salonlöwen entgegenjubeln

Die Sängerin lacht und streckt die Arme in die Luft auf einem Dach in Paris.
Mit Lust in die Liedkultur gestürzt: Marie-Nicole Lemieux. © Marie-Nicole Lemieux / Manuel-Cohe
Moderation: Ulrike Klobes |
Das Programm der kanadischen Altistin Marie-Nicole Lemieux stellt vor allem Lieder voller Esprit aus Frankreich vor, aus der Zeit der großen Salons. Damit geht die Stuttgarter Hugo-Wolf-Akademie auf Spurensuche jenseits des deutschen Kunstliedes.
Schubert, Schumann, Wolf: Angesichts dieser Höhepunkte des deutschsprachigen Kunstliedes geraten Liedtraditionen anderer Länder leicht in Vergessenheit. Dabei gibt es vor allem in Frankreich, aber auch in England und Amerika veritable Liedkulturen mit einem spannenden Repertoire. Für ein französisch-amerikanisches Programm ist die Altistin Marie-Nicole Lemieux die Idealbesetzung, stammt sie doch aus Kanada, hat also die französische und englische Sprache gleichsam mit der Muttermilch aufgenommen.

Sanft skurril

Berühmt wurde Marie-Nicole Lemieux in erster Linie mit Partien in Barock-Opern: Dirigenten wie Marc Minkowski und René Jacobs haben Lemieux für ihre Erkundungen zwischen Monteverdi und Händel engagiert, aber die kanadische Altistin beherrscht auch andere Stilrichtungen: Ihren Stuttgarter Liederabend beginnt sie, gemeinsam mit dem Pianisten Daniel Blumenthal, mit späten Liedern des amerikanischen Komponisten Samuel Barber, geschrieben in den 1970er Jahren. Verspätete Romantik mit sanft skurriler Note, darunter ein Text des von Barber sehr geschätzten James Joyce.

Frankophil und frankopohon

Frankophon geht das Programm weiter, wobei Lemieux neben einigermaßen prominenten Liedern von Claude Debussy und Reynaldo Hahn auch Werke des sensiblen "Salonlöwen" Ernest Chausson und des exquisiten belgischen Komponisten Guillaume Lekeu präsentiert – zwei Meister, die ihr Genie nur in Ansätzen entfalten konnten: Chausson kam 44-jährig bei einem Fahrradsturz ums Leben, Lekeu starb bereits mit 24 Jahren an Typhus. Mit ausgewählten Liedern von Robert Schumann endet dieses exklusive Liedprogramm ganz klassisch.
Schwarz-Weiß-Aufnahme von Claude Debussy um 1918. Der Komponist sitzt an einem Tisch und hat seinen Ellenbogen auf die polierte Holzplatte gestützt.
Der französische Komponist Claude Debussy war viel in den Pariser Salons unterwegs und dort sehr willkommen.© imago / Collection Leemage
Mit diesem Programm, das wir vor fünf Jahren mitgeschnitten haben, ersetzen wir die eigentlich geplante Aufzeichnung eines Stuttgarter Liederabends von Daniel Behle und Burkhard Kehring. Dieses Konzert, das sich unterschiedlichen Vertonungen von Goethes "Diwan"-Gedichten widmen sollte, musste aus familiären Gründen kurzfristig verschoben werden. Ein neuer Sendetermin wird noch bekannt gegeben.
Aufzeichnung des Konzertes vom 13.02.2014 Staatsgalerie Stuttgart, Vortragssaal.

Samuel Barber
Three Songs op. 45
Claude Debussy
Fêtes galantes II
Guillaume Lekeu
Trois poèmes
Sowie ausgewählte Lieder von Ernest Chausson, Reynaldo Hahn und Robert Schumann.
Marie-Nicole Lemieux, Alt
Daniel Blumenthal, Klavier
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