Suche nach dem Sinn des Universums

Wäre das Weltall auch nur ein kleines bisschen anders, wäre Leben in der Form, die wir kennen, wohl kaum denkbar. Insofern leben wir in einem idealen Universum. Die Suche nach den Gründen dafür führt den amerikanischen Physiker Paul Davies in seinem Buch "Der kosmische Volltreffer" auf die großen Fragen nach Gott und dem Zufall in der Natur.
Was wäre, wenn die Naturgesetze minimal anders lauteten? Was wäre, wenn der Kosmos eine Winzigkeit anders aus dem Urknall herausgekommen wäre? Gäbe es in diesem Universum trotzdem Leben? Für Paul Davies verdanken Sie und ich unsere Existenz einem kosmischen Volltreffer: Die Bedingungen im Weltall sind haargenau austariert, um Leben entstehen zu lassen. Auf den ersten Blick ist das verblüffend, auf den zweiten aber schon nicht mehr so aufregend: Ein Universum, das unser Leben hervorbringt, muss nun einmal für Leben gut geeignet sein. Wäre das Weltall etwas anders, gäbe es vermutlich kein Leben – zumindest nicht das Leben, das wir kennen. Aber dann würde sich auch niemand Gedanken machen, dass es kein Leben gibt ...

Paul Davies geht in seinem Buch der ganz großen Frage nach dem Sinn des Universums nach und fährt mit unseren Gedanken und Vorstellungen Achterbahn. Ist es ein Zufall, dass wir da sind? Oder hat ein wie auch immer gearteter Schöpfer daran gedreht? Hat das Universum einen Plan, der aus den mathematischen Gesetzen der Physik besteht? Womöglich sind wir gar nicht so besonders. Ist unser Kosmos nur ein Teil des Multiversums? Nach dieser Theorie platzen ständig neue Universen aus Raum und Zeit hervor, bleiben für uns allerdings prinzipiell nicht zu beobachten. Demnach wäre unser Universum nur eines von sagenhaften 10 hoch 500, einer 1 mit 500 Nullen. Damit müsste man nicht die Einzigartigkeit unserer Welt erklären, dafür aber die Absurdität des Kosmos, stöhnen viele Kosmologen. Die Forscher durchleben ein Wechselbad der Gefühle: Nie zuvor ist so viel über den Kosmos bekannt gewesen wie heute. Aber es war auch nie so offensichtlich, was an diesem Universum alles rätselhaft und vermutlich prinzipiell nicht zu ergründen ist.

Paul Davies ist Physiker und Kosmologe an der Universität von Arizona. Er ist einer der führenden Vertreter seines Fachs und hat die seltene Gabe, nicht nur exzellent zu forschen, sondern auch allgemein verständlich davon zu berichten. "Der kosmische Volltreffer" richtet sich an interessierte Laien. Wo andere Wissenschaftler wegen vermeintlicher wissenschaftlicher Präzision sich hinter einer Vielzahl von Formeln verstecken, nimmt sich Davies die Mühe, und erklärt den aktuellen Stand der Forschung in möglichst einfachen Worten. Besonders wichtige Begriffe erläutert er in Textkästen, etwa Lichtgeschwindigkeit, Relativitätstheorie oder Quantenwelt. Einige Grafiken sollen das Verständnis erleichtern. Äußerst hilfreich sind die "Stichworte", die am Ende jedes der zehn Kapitel die wichtigsten Ideen zusammenfassen. In diesem Buch geht es um viel mehr als das Leben im Kosmos: Paul Davies hat eine umfassende und vergleichsweise klare Einführung in die Kosmologie und die Grundlagen der Physik geschrieben.

Letztlich ist auch Paul Davies klar, dass es auf die ganz großen und letzten Fragen nie eine Antwort geben wird. Auch ein Gott, der von den Anhängern des "intelligenten Design" so gern für die Schaffung des Universums und des in ihm wohnenden Lebens bemüht wird, hilft für Davies nicht weiter. Jedenfalls dann nicht, wenn man nichts darüber sagen kann, wie und warum er es getan hat. Zudem müsse man klären, wer den Gott erschaffen hat. Die Fragen gehen den Forschern nie aus. So kann auch Paul Davies nur darüber spekulieren, ob das Leben wirklich ein kosmischer Volltreffer ist. Sicher ist dagegen, dass sein Buch über den Kosmos ein Volltreffer ist.

Rezensiert von Dirk Lorenzen

Paul Davies: Der kosmische Volltreffer. Warum wir hier sind und das Universum wie für uns geschaffen ist
Aus dem Englischen von Carl Freytag
Campus Verlag 2008
370 Seiten, 24,90 Euro