"Am Anfang denkt man: Das klappt nie!"
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Nadine ist lesbisch und hätte gern ein Kind. Mit ihrem Wunsch beginnt für sie und ihre Partnerin eine lange Suche. Nach einem Samenspender – aber vor allem nach ihren ganz persönlichen Antworten auf die Frage: Was braucht ein Kind, um glücklich aufzuwachsen?
Der Wunsch kam plötzlich. An ihrem 30. Geburtstag merkt Nadine: Sie hätte gern ein Kind. "Ein Gedanke, der mich völlig erschreckt hat. Weil das vorher gar nicht in meinem Bewusstsein war und auch nicht in mein Leben gepasst hätte."
Nadine ist frisch in einer neuen Beziehung – und ihre Freundin Judith zieht mit. Wo heterosexuelle Paare erst einmal die Verhütung absetzen, beginnt für Nadine und Judith eine lange Auseinandersetzung: Auf welchem Weg soll die Befruchtung erfolgen? Mit welchem Mann? Was soll das zukünftige Kind über seinen Vater erfahren dürfen?
Es ist schnell klar, auf welchem Weg Nadine schwanger werden will: Sie will den Samenspender kennen. Eine Samenbank kommt deshalb nicht infrage. "Weil ich meinem Kind nicht erklären wollte: 'Ich hab den Spender Nummer 385 genommen, weil der hat blaue Augen.'
Das fand ich nicht ausreichend", sagt Nadine. "Weil ich glaube, man ist doch mehr von seinen Eltern als nur ein Stückchen DNA."
Männer bieten im Internet ihren Samen an
Doch in ihrem Bekanntenkreis gibt es keinen geeigneten Samenspender. Also machen sich Nadine und Judith im Internet auf die Suche. Auf speziellen Webseiten, über die Männer ihren Samen anbieten.
"Das war dann oft so: 'Jaja, das geht alles klar!' Wenn's dann aber konkreter wurde, wurde auf einmal doch Hilfe verlangt beim Befüllen des Bechers", erinnert sich Nadine. "Also wenn man filtert: Ohne Geld, ohne Sex – dann wird die Luft echt dünn."
Lisa Krauser erzählt bei "Plus Eins" die Geschichte der beharrlichen Suche und mutigen Auseinandersetzung von Nadine mit ihrem Kinderwunsch: "Ich hatte nur so grob schon davon gehört, dass es tatsächlich auch Frauenpaare gibt, die Kinder haben und dass es natürlich schwierig ist. Man muss da ganz viel in sich gehen und als Paar viel darüber sprechen, welchen Weg man für gangbar hält – oder welchen halt eben nicht."