Suchmaschine der Suchmaschinen
Bei vielen Suchmaschinen ist die Anfrage des Internet-Nutzers nur noch zweitrangig, denn es geht vor allem darum, mit der Platzierung kommerzieller Anbieter in der Trefferliste Geld zu verdienen. Eine neutrale und deshalb schon mehrfach prämierte Suchmaschine ist <papaya:link href="http://meta.rrzn.uni-hannover.de/" text="MetaGer" title="MetaGer" target="_blank" />, die von der Leibniz Universität Hannover betrieben wird.
Der Lärm ist ohrenbetäubend - im Rechenzentrum der Universität Hannover. Computer, die hier in Reihe und Glied stehen, haben das Format von Kleiderschränken. Laut dröhnen die Ventilatoren, damit sich die Rechner nicht überhitzen. Geradezu winzig nimmt sich dagegen MetaGer aus. Die Suchmaschine steckt in einem Kasten - kaum größer als ein DVD-Player. Flackernde Kontrolllämpchen zeigen an, dass viele User gerade online sind, erklärt Dr. Wolfgang Sander-Beuermann.
"Noch vor einem Jahr waren das drei ziemlich große Kästen, aber Dank der Fortschritte in der Verkleinerung ist das jetzt eine einzige Maschine, die ein kleiner Einschub ist, ein Rack. Die Maschine hat 64 virtuelle CPUs und ist so leistungsfähig wie 64 PCs, die man früher nebeneinander stellte."
(Atmo "Ventilation" abblenden – Kreuzblende Musik "Telekommunikation")
80.000 Zugriffe zählt MetaGer pro Tag. Bis zu zehn Anfragen können zeitgleich bearbeitet werden. Gegenüber "Google" mit mehr als 200 Millionen Anfragen am Tag ist MetaGer zwar nur ein unbedeutender Winzling, doch die Suchmaschine hat es in sich. Es handelt sich um eine sogenannte "Metasuchmaschine", die das Internet nicht selbst durchforstet, sondern andere Suchmaschinen – darunter auch Google - bemüht.
"Wenn ich Google oder eine andere Suchmaschine nehme, bekomme ich die üblichen zehn Ergebnisse in einer Reihenfolge, die ich nicht beeinflussen kann. Das ist bei MetaGer anders. Bei MetaGer kann ich mir aussuchen, wo die Ergebnisse herkommen sollen. Da kann ich von vornherein sagen, wenn ich etwas kaufen will, ich klicke die Produktsuche an. Oder wenn ich wissenschaftliche Ergebnisse will, ich klicke die wissenschaftlichen Suchmaschinen an. Und damit bestimme ich selber die Richtung meines Ergebnisses."
Wer nichts kaufen will, deaktiviert die Rubrik "Produktsuche" mit einem Mausklick. So bleibt unerwünschte Werbung außen vor. Doch auch im umgekehrten Fall bringt MetaGer unschätzbare Vorteile. Schnäppchen – Elektroartikel zum Beispiel – lassen sich effizient aus dem Internet herausfiltern. Denn MetaGer schaut nicht nur in einer, sondern in vielen Produktsuchmaschinen nach und findet deshalb immer sehr attraktive Angebote.
Wer eine Metasuchmaschine wie MetaGer benutzt, muss allerdings auch einige Nachteile in Kauf nehmen. So verstreichen ein bis zwei Sekunden, bis die Anfrage beantwortet wird, kritisiert Jo Bager von der Computerzeitschrift c’t:
"MetaGer ist eine Metasuchmaschine. Das heißt, die hat keine eigenen Crawler wie Google zum Beispiel, die sie auf die Websites loslässt, sondern sie nutzt die Suchergebnisse von vielen anderen Suchmaschinen und versucht, daraus eine Ergebnisliste zu generieren. Und ist dann natürlich auf die Qualität der Ergebnisse angewiesen und ist prinzipiell immer auch ein bisschen langsamer was die Suchergebnislisten betrifft. Vielleicht ist das auch ein Grund, wa"rum solche Metasuchmaschinen sich nie so richtig durchsetzen konnten."
Doch auch die herkömmlichen Suchmaschinen haben ihre Tücken. Viele Nutzer fühlen sich überfordert, wenn die Suchanfrage mit Tausenden, im Extremfall sogar Millionen von Treffern beantwortet wird.
"Wenn ich im Internet etwas suche, dann gebe ich zuerst die Stichwörter bei Google ein. Meistens kann man da auch schon eine Menge finden. Aber manchmal muss man die Suchbegriffe variieren. Und manchmal muss man auch um die Ecke denken, um an die Sachen ranzukommen. Bei Google hat man oft 100.000 Treffer. Und da gehe ich die ersten drei vier Seiten durch und meistens wiederholt es sich. Irgendwann höre ich dann auf damit."
Google, Yahoo und Co. setzen kommerzielle Anbieter – zum Beispiel Internethändler – gerne ganz oben auf die Trefferlisten, weil die dafür bezahlen. Dabei hinterlassen die Nutzer auch noch "digitale Spuren", die von den Suchmaschinen-Betreibern ausgewertet werden, kritisiert Wolfgang Sander-Beuermann von der Uni Hannover.
"Privatsphäre ist für uns wirklich etwas Heiliges. Und ich denke, da unterscheiden wir uns ganz krass von allen anderen. Wir machen nichts von alledem – Cookies, Session-Ids, Tracking der Ergebnis-Klicks, womit man nachverfolgen kann, wer was, wann gesucht hat, und wir anonymisieren die IP-Adressen komplett, so dass bei uns wirklich jeder anonym ist, nichts gespeichert wird und die Privatsphäre als unser heiligstes Gut hier erhalten bleibt."
Dr. Wolfgang Sander-Beuermann ist Gründungsmitglied der "Suma eV" – des "Gemeinnützigen Vereins zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs". Der Verein will ein Problembewusstsein schaffen, dass mit Suchmaschinen auch Wissensmonopole entstehen können.
"Und da kann man sich vorstellen, was man will. Da kann man darüber philosophieren, ob der CIA das alles längst schon übernommen hat, da drin sitzt oder das tun wird. Oder das genutzt wird, um alles Mögliche auf dieser Welt zu kontrollieren und zu steuern. Um Regierungen in missliebigen Ländern zu stürzen. Alles Mögliche ist da denkbar."
"Nur Vielfalt und Pluralismus können verhindern, dass Einzelinteressen den freien Zugang zum digital vernetzten Weltwissen kontrollieren", heißt es in der Satzung des SuMa-Vereins. Metager als Retter der Wissensgesellschaft? Wohl kaum. Bemerkenswert ist die kleine Kiste im Rechenzentrum der Uni Hannover aber allemal.
"Noch vor einem Jahr waren das drei ziemlich große Kästen, aber Dank der Fortschritte in der Verkleinerung ist das jetzt eine einzige Maschine, die ein kleiner Einschub ist, ein Rack. Die Maschine hat 64 virtuelle CPUs und ist so leistungsfähig wie 64 PCs, die man früher nebeneinander stellte."
(Atmo "Ventilation" abblenden – Kreuzblende Musik "Telekommunikation")
80.000 Zugriffe zählt MetaGer pro Tag. Bis zu zehn Anfragen können zeitgleich bearbeitet werden. Gegenüber "Google" mit mehr als 200 Millionen Anfragen am Tag ist MetaGer zwar nur ein unbedeutender Winzling, doch die Suchmaschine hat es in sich. Es handelt sich um eine sogenannte "Metasuchmaschine", die das Internet nicht selbst durchforstet, sondern andere Suchmaschinen – darunter auch Google - bemüht.
"Wenn ich Google oder eine andere Suchmaschine nehme, bekomme ich die üblichen zehn Ergebnisse in einer Reihenfolge, die ich nicht beeinflussen kann. Das ist bei MetaGer anders. Bei MetaGer kann ich mir aussuchen, wo die Ergebnisse herkommen sollen. Da kann ich von vornherein sagen, wenn ich etwas kaufen will, ich klicke die Produktsuche an. Oder wenn ich wissenschaftliche Ergebnisse will, ich klicke die wissenschaftlichen Suchmaschinen an. Und damit bestimme ich selber die Richtung meines Ergebnisses."
Wer nichts kaufen will, deaktiviert die Rubrik "Produktsuche" mit einem Mausklick. So bleibt unerwünschte Werbung außen vor. Doch auch im umgekehrten Fall bringt MetaGer unschätzbare Vorteile. Schnäppchen – Elektroartikel zum Beispiel – lassen sich effizient aus dem Internet herausfiltern. Denn MetaGer schaut nicht nur in einer, sondern in vielen Produktsuchmaschinen nach und findet deshalb immer sehr attraktive Angebote.
Wer eine Metasuchmaschine wie MetaGer benutzt, muss allerdings auch einige Nachteile in Kauf nehmen. So verstreichen ein bis zwei Sekunden, bis die Anfrage beantwortet wird, kritisiert Jo Bager von der Computerzeitschrift c’t:
"MetaGer ist eine Metasuchmaschine. Das heißt, die hat keine eigenen Crawler wie Google zum Beispiel, die sie auf die Websites loslässt, sondern sie nutzt die Suchergebnisse von vielen anderen Suchmaschinen und versucht, daraus eine Ergebnisliste zu generieren. Und ist dann natürlich auf die Qualität der Ergebnisse angewiesen und ist prinzipiell immer auch ein bisschen langsamer was die Suchergebnislisten betrifft. Vielleicht ist das auch ein Grund, wa"rum solche Metasuchmaschinen sich nie so richtig durchsetzen konnten."
Doch auch die herkömmlichen Suchmaschinen haben ihre Tücken. Viele Nutzer fühlen sich überfordert, wenn die Suchanfrage mit Tausenden, im Extremfall sogar Millionen von Treffern beantwortet wird.
"Wenn ich im Internet etwas suche, dann gebe ich zuerst die Stichwörter bei Google ein. Meistens kann man da auch schon eine Menge finden. Aber manchmal muss man die Suchbegriffe variieren. Und manchmal muss man auch um die Ecke denken, um an die Sachen ranzukommen. Bei Google hat man oft 100.000 Treffer. Und da gehe ich die ersten drei vier Seiten durch und meistens wiederholt es sich. Irgendwann höre ich dann auf damit."
Google, Yahoo und Co. setzen kommerzielle Anbieter – zum Beispiel Internethändler – gerne ganz oben auf die Trefferlisten, weil die dafür bezahlen. Dabei hinterlassen die Nutzer auch noch "digitale Spuren", die von den Suchmaschinen-Betreibern ausgewertet werden, kritisiert Wolfgang Sander-Beuermann von der Uni Hannover.
"Privatsphäre ist für uns wirklich etwas Heiliges. Und ich denke, da unterscheiden wir uns ganz krass von allen anderen. Wir machen nichts von alledem – Cookies, Session-Ids, Tracking der Ergebnis-Klicks, womit man nachverfolgen kann, wer was, wann gesucht hat, und wir anonymisieren die IP-Adressen komplett, so dass bei uns wirklich jeder anonym ist, nichts gespeichert wird und die Privatsphäre als unser heiligstes Gut hier erhalten bleibt."
Dr. Wolfgang Sander-Beuermann ist Gründungsmitglied der "Suma eV" – des "Gemeinnützigen Vereins zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs". Der Verein will ein Problembewusstsein schaffen, dass mit Suchmaschinen auch Wissensmonopole entstehen können.
"Und da kann man sich vorstellen, was man will. Da kann man darüber philosophieren, ob der CIA das alles längst schon übernommen hat, da drin sitzt oder das tun wird. Oder das genutzt wird, um alles Mögliche auf dieser Welt zu kontrollieren und zu steuern. Um Regierungen in missliebigen Ländern zu stürzen. Alles Mögliche ist da denkbar."
"Nur Vielfalt und Pluralismus können verhindern, dass Einzelinteressen den freien Zugang zum digital vernetzten Weltwissen kontrollieren", heißt es in der Satzung des SuMa-Vereins. Metager als Retter der Wissensgesellschaft? Wohl kaum. Bemerkenswert ist die kleine Kiste im Rechenzentrum der Uni Hannover aber allemal.