Am 18. Oktober trittt Alsarah in Berlin auf.
"Ich hoffe auf den Abschied von der Kategorie Weltmusik"
Alsarah bezeichnet ihre Musik selbst als ostafrikanischen Retro-Pop. Mit ihrem Debütalbum "Silt" hat sie vor zwei Jahren bereits international auf sich aufmerksam gemacht. Nun ist die sudanesische Sängerin mit ihrem zweiten Album "Manara" auf Europa-Tour.
"Ich sage immer, ich bin als Sudanesin geboren und werde als Sudanesin sterben. Und dazwischen entdecke ich meine eigene Identität."
Genau dieses Dazwischen ist es, was den Reiz an Alsarah und ihrer Musik ausmacht. Sie kreiert mit ihrer Band The Nubatones einen ganz neuen Klang. Eine fesselnde Mischung aus traditioneller arabischer Musik und Popmusik.
Genau dieses Dazwischen ist es, was den Reiz an Alsarah und ihrer Musik ausmacht. Sie kreiert mit ihrer Band The Nubatones einen ganz neuen Klang. Eine fesselnde Mischung aus traditioneller arabischer Musik und Popmusik.
Am Anfang steht ein traditionelles Volkslied
"Ich nenne meine Musik ostafrikanischen Retro-Pop, mir ist nichts Besseres eingefallen. Für mich klingt meine Musik einfach sehr ostafrikanisch, auch wenn man nicht genau sagen kann, welcher Teil Ostafrikas. Sie ist sehr poppig und gleichzeitig klingt sie sehr retro. Ich finde es enorm wichtig, die musikalischen Wurzeln zu bewahren, sie sind Teil der eigenen Identität.
Das, was ich mache, ist ein bisschen wie das Spiel Stille Post, das Kinder spielen. Für mich ist das ein großartiges Musikspiel. Am Anfang steht ein traditionelles Volkslied, das man als Kind gehört und geliebt hat. Und nach und nach verändert man dieses Lied, bringt neue Einflüsse dazu. Das Lied geht durch die Ohren der Bandmitglieder und am endet landet es dann wieder bei mir. Und ich singe dann das neue Lied. Irgendwie erinnert das an das ursprüngliche und gleichzeitig ist es etwas ganz anderes. So arbeite ich. Ich nehme ein traditionelles Lied und mache etwas ganz neues damit."
Das, was ich mache, ist ein bisschen wie das Spiel Stille Post, das Kinder spielen. Für mich ist das ein großartiges Musikspiel. Am Anfang steht ein traditionelles Volkslied, das man als Kind gehört und geliebt hat. Und nach und nach verändert man dieses Lied, bringt neue Einflüsse dazu. Das Lied geht durch die Ohren der Bandmitglieder und am endet landet es dann wieder bei mir. Und ich singe dann das neue Lied. Irgendwie erinnert das an das ursprüngliche und gleichzeitig ist es etwas ganz anderes. So arbeite ich. Ich nehme ein traditionelles Lied und mache etwas ganz neues damit."
Mit ihrem Debütalbum "Silt" vor zwei Jahren ging es Alsarah erstmal darum, die für viele erstmal ungewöhnliche Musik des Sudans vorzustellen. Der Erfolg der vergangenen zwei Jahre hat Alsarah gezeigt, dass die Welt bereit ist für ihre Musik. Und ganz sicher profitiert sie auch vom Hype, den es gerade um afrikanische Musik in der westlichen Popmusik gibt. Stars wie Beyoncé, Drake und Major Lazor lassen sich von afrikanischen Künstlern und der dortigen Musik inspirieren. Für Alsarah keine Überraschung. Egal, ob einem das gefällt oder nicht, am Ende habe jeder Mensch seine Wurzeln in Afrika, selbst wenn man aus Europa kommt, sagt sie. Ihr neues Album "Manara" ist ein Konzeptalbum mit einem großen Thema. Eigentlich das Thema ihres Lebens.
"Auf diesem Album geht es um Heimat. Wie fühlt und klingt Heimat für uns. Angefangen mit 'Salam Nubia', einem alten Begrüßungslied. Es geht um die Freude, die man empfindet, wenn man jemanden sieht, den man liebt. Um diesen Moment, wenn man nach Hause kommt.
Oder der Song 'Ya Watan'. Wir alle sind aufgewachsen mit der Vorstellung, dass man seine Heimat lieben muss, mehr als alles andere. Das nicht zu tun, wäre Verrat. Und obwohl in der Vergangenheit unsere Heimatländer uns immer wieder haben fallen lassen, sollen wir blind loyal sein. Das ist wie in einer Beziehung misshandelt zu werden, ohne etwas dagegen zu tun. Manchmal muss man einfach gehen, um sich selbst zu finden, Liebe zu finden und Leben."
Alle elf Stücke des Albums singt Alsarah auf arabisch, was ja auch nur authentisch ist, doch gleichzeitig hat man das Gefühl, die Botschaften der Texte zu verpassen, wenn man die Sprache nicht versteht. Oftmals werden Texte dann ja im Booklet zur CD übersetzt. Hier leider nicht. Aber immerhin schafft es Alsarah durch die Art der Interpretation, uns wenigstens ein Gefühl für die Lieder zu vermitteln. Freude, Trauer und Sehnsucht klingen da heraus.
Retro Pop ja, Weltmusik nein
Ihre kraftvolle und klare Stimme im Zusammenspiel mit traditionellen afrikanischen Instrumenten wie die Lauten Oud und Ngoni und Perkussion beeindruckt. Soweit so traditionell. Durch den Einsatz von Soundeffekten, die am Computer erzeugt wurden, Loops und Hall Effekte, schafft sie es aber gleichzeitig, ihrer Musik genau die richtige Prise westlicher Popeffekte beizumischen. Trotzdem könnte man schnell verleitet sein, die ohnehin fragwürdige Schublade Weltmusik für das neue Album von Alsarah And The Nubatones aufzuziehen. Für Alsarah ein großer Fehler. Ostafrikanischer retro Pop ja, Weltmusik nein.
"In den vergangenen Jahrzehnten haben Musiker aus Afrika viel Zeit darin investiert, dass ihre Musik im Westen nicht immer in irgendwelche Kategorien gepackt wird. Vor sechs, sieben Jahren gab es einen markanten Wendepunkt in der Underground-Szene. Und das setzte sich dann in anderen Musikstilen fort. Ich versuche mich von diesem westlichen Musikkonzept zu verabschieden, wo zwischen Tradition und Pop unterschieden wird. Und ich hab' das Gefühl, andere Musiker machen das auch so. Ich hoffe, dass man sich endlich mal von der Kategorie Weltmusik verabschiedet und spezifischer, genauer wird. Letztendlich ist alles in der Welt Weltmusik."
"In den vergangenen Jahrzehnten haben Musiker aus Afrika viel Zeit darin investiert, dass ihre Musik im Westen nicht immer in irgendwelche Kategorien gepackt wird. Vor sechs, sieben Jahren gab es einen markanten Wendepunkt in der Underground-Szene. Und das setzte sich dann in anderen Musikstilen fort. Ich versuche mich von diesem westlichen Musikkonzept zu verabschieden, wo zwischen Tradition und Pop unterschieden wird. Und ich hab' das Gefühl, andere Musiker machen das auch so. Ich hoffe, dass man sich endlich mal von der Kategorie Weltmusik verabschiedet und spezifischer, genauer wird. Letztendlich ist alles in der Welt Weltmusik."