Südafrikas Kampf gegen die Nashorn-Schlächter
In Südafrika machen Wilderer jeden Tag Jagd auf Nashörner. Der illegale Handel mit dem Horn der Tiere ist ein lukratives Geschäft. Im Krüger Nationalpark tobt inzwischen ein regelrechter Krieg zwischen Wildhütern und kriminellen Kartellen - mit Toten und Verletzten auf beiden Seiten.
Nilpferde tauchen prustend aus dem Fluss auf, wo ein bisschen weiter eine Elefantenkuh badet und an der Uferböschung ein Nashorn grast. Der Himmel ist wolkenlos, bis zum Horizont erstreckt sich weites Busch- und Savannenland. Diese afrikanische Bilderbuchlandschaft lockt jedes Jahr etwa anderthalb Millionen Touristen aus aller Welt in den Krüger Nationalpark. Doch das Idyll trügt.
Jenseits der Touristenrouten machen dort Wilderer Jagd auf Nashörner. Mehr als zwei Tiere werden in Südafrika jeden Tag brutal getötet, mit Abstand die meisten im Krüger-Park, erzählt Ranger Mark Broodryk, während er sich auf seine tägliche Patrouille vorbereitet.
"Einer der Gründe, warum die Wilderer besonders unseren Park ins Visier genommen haben, ist seine Größe. Mit knapp 20.000 Quadratkilometern ist er so groß wie einige Länder der Welt. Dazu kommt, dass er sich in einer Grenzregion befindet; im Norden liegt Simbabwe, im Osten Mosambik. Die Bevölkerung rund um den Park ist sehr arm. Die Menschen sind zu allem bereit, um ihre Familien zu ernähren. Und so wildern sie leider auch, um zu überleben."
Der illegale Handel mit dem Horn der Tiere ist ein lukratives Geschäft. Es ist mittlerweile wertvoller als Gold. Der Schwarzmarkt boomt vor allem in Asien. In Ländern wie Vietnam oder China gilt Nashornpulver als Wundermittel gegen Krebs, Grippe oder zur Steigerung der Potenz. International operierende kriminelle Kartelle schmuggeln die Hörner außer Land und statten die Wilderer mit Waffen aus. Regelmäßig liefern sie sich Feuergefechte mit den Wildhütern; es gibt Tote und Verletzte auf beiden Seiten.
"Es ist ein echter Krieg. Jedes Jahr hat sich die Krise weiter zugespitzt und mittlerweile gigantische Dimensionen angenommen. Wir kämpfen an allen Fronten: Die Regierung hat entsprechende Gesetze und Strafen verschärft. Es gibt zahlreiche Aufklärungskampagnen in der Bevölkerung. Wir haben die Grenzzäune verstärkt, die Zahl der Patrouillen und Einheiten verzehnfacht. Armee und Polizei unterstützen uns. Denn es ist ein Problem für das gesamte Land."
Dabei geht es in Südafrika um mehr als um den Schutz einer Tierart. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschafszweige in Südafrika. Seit der demokratischen Wende vor fast 20 Jahren nimmt die Zahl der Besucher aus dem Ausland stetig zu. Im vergangenen Jahr waren es über neun Millionen. Der Krüger Park ist bei ihnen besonders beliebt und für die Region ein bedeutender Arbeitgeber.
Jenseits der Touristenrouten machen dort Wilderer Jagd auf Nashörner. Mehr als zwei Tiere werden in Südafrika jeden Tag brutal getötet, mit Abstand die meisten im Krüger-Park, erzählt Ranger Mark Broodryk, während er sich auf seine tägliche Patrouille vorbereitet.
"Einer der Gründe, warum die Wilderer besonders unseren Park ins Visier genommen haben, ist seine Größe. Mit knapp 20.000 Quadratkilometern ist er so groß wie einige Länder der Welt. Dazu kommt, dass er sich in einer Grenzregion befindet; im Norden liegt Simbabwe, im Osten Mosambik. Die Bevölkerung rund um den Park ist sehr arm. Die Menschen sind zu allem bereit, um ihre Familien zu ernähren. Und so wildern sie leider auch, um zu überleben."
Der illegale Handel mit dem Horn der Tiere ist ein lukratives Geschäft. Es ist mittlerweile wertvoller als Gold. Der Schwarzmarkt boomt vor allem in Asien. In Ländern wie Vietnam oder China gilt Nashornpulver als Wundermittel gegen Krebs, Grippe oder zur Steigerung der Potenz. International operierende kriminelle Kartelle schmuggeln die Hörner außer Land und statten die Wilderer mit Waffen aus. Regelmäßig liefern sie sich Feuergefechte mit den Wildhütern; es gibt Tote und Verletzte auf beiden Seiten.
"Es ist ein echter Krieg. Jedes Jahr hat sich die Krise weiter zugespitzt und mittlerweile gigantische Dimensionen angenommen. Wir kämpfen an allen Fronten: Die Regierung hat entsprechende Gesetze und Strafen verschärft. Es gibt zahlreiche Aufklärungskampagnen in der Bevölkerung. Wir haben die Grenzzäune verstärkt, die Zahl der Patrouillen und Einheiten verzehnfacht. Armee und Polizei unterstützen uns. Denn es ist ein Problem für das gesamte Land."
Dabei geht es in Südafrika um mehr als um den Schutz einer Tierart. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschafszweige in Südafrika. Seit der demokratischen Wende vor fast 20 Jahren nimmt die Zahl der Besucher aus dem Ausland stetig zu. Im vergangenen Jahr waren es über neun Millionen. Der Krüger Park ist bei ihnen besonders beliebt und für die Region ein bedeutender Arbeitgeber.
Armut, Aids und Arbeitslosigkeit
Huntington ist eines der Dörfer, das unmittelbar an den Nationalpark grenzt. Einige der kleinen Steinhäuser stehen nur ein paar Meter entfernt vom übermannshohen Sicherheitszaun. Die Wellblechdächer glänzen in der Sonne. Von der dichten Vegetation, die den Krüger Park prägt, ist hier kaum etwas übrig: Nur ein paar alte Obstbäume, die Mangos, gelbe Marula-Früchte und Avocados tragen. Der Rest wurde als Feuerholz und Baumaterial verbraucht. Frauen bewirtschaften kleine Gemüsegärten, am Straßenrand sitzen Männer mit Bierflaschen, Kinder spielen auf den ungeteerten, staubigen Straßen mit einem verschlissenen Fußball.
Huntington leidet unter den Problemen vieler ländlicher Regionen in Südafrika: Armut, Aids und Arbeitslosigkeit. Jobs gibt es eigentlich nur im Park, erzählt Kurula Ubisi. Sie ist 30 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern.
"Die Jobs der Parkangestellten sind sehr wichtig, denn sie ernähren die meisten Familien hier. Auch meine Eltern arbeiten dort. Die Wilderei bereitet ihnen zunehmend Sorgen. Sie haben Angst, dass weniger Touristen kommen und Leute entlassen werden könnten. Aber nicht alle denken so. Einige der Wilderer kommen aus unseren Dörfern. Sie interessieren sich mehr für das schnelle Geld als für die langfristigen Konsequenzen. Das wird sich nur ändern, wenn der Park sich stärker gegen die Armut engagiert und uns hilft. Denn nur so werden die Leute merken, dass die Wilderei falsch ist."
Kurula Ubisi arbeitet ehrenamtlich in einem Kindergarten. In einem winzigen Raum sitzen ein dutzend Kinder im Kreis auf dem Boden. Auf einem Holzregal liegen ein paar Bauklötze, Puppen und Buntstifte. Auf einer Herdplatte kocht ein großer Topf mit Maisbrei. Ohne die Spenden einiger Parkangestellter hätten die Kinder hier weder Spielzeug noch bekämen sie jeden Tag ein Mittagessen, betont Kurulas Kollegin Olga Sibuyi.
"In unserer Gemeinde gibt es viele Waisenkinder, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Ein anderes großes Problem ist das Trinkwasser. Denn das Wasser aus dem Reservoir ist nicht immer sauber und einige der Brunnen funktionieren nicht mehr. In den Camps des Parks gibt es dagegen alles, sogar sauberes Wasser."
Olga Sibuyi war nur ein einziges Mal im Krüger-Park. Dabei ist sie hier aufgewachsen. Sie hatte damals kaum Augen für die wilden Tiere. Es waren die Toiletten mit automatischer Spülung, die mit Reet gedeckten, großzügigen Chalets, die Souvenirläden und Restaurants, die bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
In Skukuza, dem größten Camp des Parks, in dem auch die Verwaltung untergebracht ist, sitzt Helen Mmethi an ihrem Schreibtisch. Als Leiterin der Abteilung für Menschen und Naturschutz ist sie für Bildungs- und Entwicklungsprojekte in den Nachbargemeinden zuständig. Huntington ist nur eines von insgesamt 187 Dörfern; die meisten haben ähnliche soziale Probleme und erwarten, dass der Krüger Park sich um sie kümmert.
"Die Erwartungen sind sehr hoch. Ich habe hier einen ganzen Ordner mit Spendenanfragen. Da wird um alles Mögliche gebeten: Sie wollen, dass wir ihnen Rollstühle kaufen, Kirchen bauen, Bäume pflanzen und ihre Waisenkinder versorgen. Es ist schwierig zu erklären, dass wir nicht alles tun können. Denn wir leisten bereits einiges: Wir haben eine Schule gebaut und in einer anderen ein Computerzentrum eingerichtet. Ein paar junge Männer konnten sich durch unsere Hilfe als Reiseveranstalter etablieren. Kunsthandwerker aus der Gegend können hier ihre Schnitzereien verkaufen. Mit Bau- und Renovierungsarbeiten beauftragen wir lokale Unternehmen, die wir teilweise auch selbst ausgebildet haben. Dazu kommen insgesamt etwa 4000 Arbeitsplätze. Fast 80 Prozent der Angestellten im Krüger Nationalpark kommen aus den angrenzenden Gemeinden."
Huntington leidet unter den Problemen vieler ländlicher Regionen in Südafrika: Armut, Aids und Arbeitslosigkeit. Jobs gibt es eigentlich nur im Park, erzählt Kurula Ubisi. Sie ist 30 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern.
"Die Jobs der Parkangestellten sind sehr wichtig, denn sie ernähren die meisten Familien hier. Auch meine Eltern arbeiten dort. Die Wilderei bereitet ihnen zunehmend Sorgen. Sie haben Angst, dass weniger Touristen kommen und Leute entlassen werden könnten. Aber nicht alle denken so. Einige der Wilderer kommen aus unseren Dörfern. Sie interessieren sich mehr für das schnelle Geld als für die langfristigen Konsequenzen. Das wird sich nur ändern, wenn der Park sich stärker gegen die Armut engagiert und uns hilft. Denn nur so werden die Leute merken, dass die Wilderei falsch ist."
Kurula Ubisi arbeitet ehrenamtlich in einem Kindergarten. In einem winzigen Raum sitzen ein dutzend Kinder im Kreis auf dem Boden. Auf einem Holzregal liegen ein paar Bauklötze, Puppen und Buntstifte. Auf einer Herdplatte kocht ein großer Topf mit Maisbrei. Ohne die Spenden einiger Parkangestellter hätten die Kinder hier weder Spielzeug noch bekämen sie jeden Tag ein Mittagessen, betont Kurulas Kollegin Olga Sibuyi.
"In unserer Gemeinde gibt es viele Waisenkinder, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Ein anderes großes Problem ist das Trinkwasser. Denn das Wasser aus dem Reservoir ist nicht immer sauber und einige der Brunnen funktionieren nicht mehr. In den Camps des Parks gibt es dagegen alles, sogar sauberes Wasser."
Olga Sibuyi war nur ein einziges Mal im Krüger-Park. Dabei ist sie hier aufgewachsen. Sie hatte damals kaum Augen für die wilden Tiere. Es waren die Toiletten mit automatischer Spülung, die mit Reet gedeckten, großzügigen Chalets, die Souvenirläden und Restaurants, die bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
In Skukuza, dem größten Camp des Parks, in dem auch die Verwaltung untergebracht ist, sitzt Helen Mmethi an ihrem Schreibtisch. Als Leiterin der Abteilung für Menschen und Naturschutz ist sie für Bildungs- und Entwicklungsprojekte in den Nachbargemeinden zuständig. Huntington ist nur eines von insgesamt 187 Dörfern; die meisten haben ähnliche soziale Probleme und erwarten, dass der Krüger Park sich um sie kümmert.
"Die Erwartungen sind sehr hoch. Ich habe hier einen ganzen Ordner mit Spendenanfragen. Da wird um alles Mögliche gebeten: Sie wollen, dass wir ihnen Rollstühle kaufen, Kirchen bauen, Bäume pflanzen und ihre Waisenkinder versorgen. Es ist schwierig zu erklären, dass wir nicht alles tun können. Denn wir leisten bereits einiges: Wir haben eine Schule gebaut und in einer anderen ein Computerzentrum eingerichtet. Ein paar junge Männer konnten sich durch unsere Hilfe als Reiseveranstalter etablieren. Kunsthandwerker aus der Gegend können hier ihre Schnitzereien verkaufen. Mit Bau- und Renovierungsarbeiten beauftragen wir lokale Unternehmen, die wir teilweise auch selbst ausgebildet haben. Dazu kommen insgesamt etwa 4000 Arbeitsplätze. Fast 80 Prozent der Angestellten im Krüger Nationalpark kommen aus den angrenzenden Gemeinden."
Die Schwarzen leben jenseits des Zauns
Diese Bemühungen sind relativ neu, Mmethis Abteilung ist die jüngste der Parkverwaltung. Sie wurde erst vor ein paar Jahren gegründet. Jahrzehntelang waren die Nachbardörfer zwar eine Quelle billiger Arbeitskräfte, ansonsten aber waren Einheimische unerwünscht. Während der Apartheid durften schwarze Südafrikaner den Park nicht besuchen. Generationen von Dorfbewohnern wurden auf diese Weise systematisch von der Natur und Tierwelt ihrer Heimat entfremdet, kritisiert Sylvester Hlati. Er ist einer der bedeutendsten traditionellen Heiler der Region.
"Wenn man die Leute in unmittelbarer Nachbarschaft fragt, ob sie manchmal in den Park fahren, dann werden die meisten mit "nein" antworten. Für sie hat ein solcher Ausflug keine Bedeutung. Sie verstehen auch nicht, was den Reiz für die Touristen ausmacht. Die Parkverwaltung bemüht sich zwar sichtlich, zu betonen, dass das Schutzgebiet und die Tiere allen Südafrikanern gehören, aber noch besteht diese tiefe Kluft weiter. Schauen sie sich einmal um: Hier sind überwiegend weiße Touristen, die Schwarzen leben draußen jenseits des Zauns."
Sylvester Hlati ist von seinem Heimatdorf im äußersten Norden ins rund 200 Kilometer weit entfernte Hauptcamp Skukuza gekommen, weil er zu einem Gespräch über die ausufernde Wilderei eingeladen ist. Als traditioneller Heiler spielt er eine bedeutende Rolle in der lokalen Bevölkerung. Sein Wort zählt. Seit ein paar Jahren macht er diesen Einfluss auch geltend, indem er sich gegen die illegale Abschlachtung der Nashörner engagiert.
"Das Nashorn ist für uns ein ganz besonderes Tier. In unserer traditionellen Medizin ist das Horn tabu. Anders als in asiatischen Ländern, wo es als Wundermittel gilt. Unsere Vorväter haben nie Jagd auf Nashörner gemacht. Die Tiere gehören zu unserem kulturellen Erbe. Leider wissen das viele heute nicht mehr. Wenn junge Leute an ein Nashorn denken, dann denken sie an ein lukratives Geschäft."
Sylvester Hlati setzt in seiner privaten Initiative an mehreren Stellen an: Er klärt Dorfbewohner über die kulturelle Bedeutung des Nashorns auf und spricht auch mit anderen traditionellen Heilern. Sie sollen die Wilderer abweisen, wenn sie bei ihnen Muthi, also traditionelle Medizin, kaufen wollen oder um den Schutz der Ahnen bitten. Viele von ihnen glauben fest daran, dass nur so Glück und Erfolg bei der Jagd garantiert sind. In allen Gesprächen betont Hlati auch, dass die Nashörner Touristen in die Region bringen und damit Geld und Arbeitsplätze. Doch ohne Unterstützung von der Regierung und der Parkverwaltung bringen meine Appelle nur wenig, meint er nachdenklich.
"Ich habe ihnen gesagt, dass sie lange über Maßnahmen gegen die Wilderei diskutieren, Millionenbeträge für Forschung und die neusten Technologien ausgeben können. Den Kampf können sie nur dann gewinnen, wenn sie die lokale Bevölkerung mit einbeziehen. Denn hier werden die Wilderer rekrutiert. Die internationalen kriminellen Syndikate sind auf die Ortskenntnis der Einheimischen angewiesen. Angesichts der Armut ist es leicht, einen jungen Mann zu überreden, ein Nashorn zu erlegen. Viele sehen keine andere Alternative. Und da muss man ansetzen. Mir ist klar, dass nicht jeder im Park einen Job bekommen kann, aber man könnte trotzdem mehr für die Menschen in den Dörfern tun. Sei es die Förderung einer Schule oder ein Sportprojekt für Jugendliche. Sie müssen in irgendeiner Weise vom Park profitieren, wenn sie zu dessen Schutz beitragen sollen."
"Wenn man die Leute in unmittelbarer Nachbarschaft fragt, ob sie manchmal in den Park fahren, dann werden die meisten mit "nein" antworten. Für sie hat ein solcher Ausflug keine Bedeutung. Sie verstehen auch nicht, was den Reiz für die Touristen ausmacht. Die Parkverwaltung bemüht sich zwar sichtlich, zu betonen, dass das Schutzgebiet und die Tiere allen Südafrikanern gehören, aber noch besteht diese tiefe Kluft weiter. Schauen sie sich einmal um: Hier sind überwiegend weiße Touristen, die Schwarzen leben draußen jenseits des Zauns."
Sylvester Hlati ist von seinem Heimatdorf im äußersten Norden ins rund 200 Kilometer weit entfernte Hauptcamp Skukuza gekommen, weil er zu einem Gespräch über die ausufernde Wilderei eingeladen ist. Als traditioneller Heiler spielt er eine bedeutende Rolle in der lokalen Bevölkerung. Sein Wort zählt. Seit ein paar Jahren macht er diesen Einfluss auch geltend, indem er sich gegen die illegale Abschlachtung der Nashörner engagiert.
"Das Nashorn ist für uns ein ganz besonderes Tier. In unserer traditionellen Medizin ist das Horn tabu. Anders als in asiatischen Ländern, wo es als Wundermittel gilt. Unsere Vorväter haben nie Jagd auf Nashörner gemacht. Die Tiere gehören zu unserem kulturellen Erbe. Leider wissen das viele heute nicht mehr. Wenn junge Leute an ein Nashorn denken, dann denken sie an ein lukratives Geschäft."
Sylvester Hlati setzt in seiner privaten Initiative an mehreren Stellen an: Er klärt Dorfbewohner über die kulturelle Bedeutung des Nashorns auf und spricht auch mit anderen traditionellen Heilern. Sie sollen die Wilderer abweisen, wenn sie bei ihnen Muthi, also traditionelle Medizin, kaufen wollen oder um den Schutz der Ahnen bitten. Viele von ihnen glauben fest daran, dass nur so Glück und Erfolg bei der Jagd garantiert sind. In allen Gesprächen betont Hlati auch, dass die Nashörner Touristen in die Region bringen und damit Geld und Arbeitsplätze. Doch ohne Unterstützung von der Regierung und der Parkverwaltung bringen meine Appelle nur wenig, meint er nachdenklich.
"Ich habe ihnen gesagt, dass sie lange über Maßnahmen gegen die Wilderei diskutieren, Millionenbeträge für Forschung und die neusten Technologien ausgeben können. Den Kampf können sie nur dann gewinnen, wenn sie die lokale Bevölkerung mit einbeziehen. Denn hier werden die Wilderer rekrutiert. Die internationalen kriminellen Syndikate sind auf die Ortskenntnis der Einheimischen angewiesen. Angesichts der Armut ist es leicht, einen jungen Mann zu überreden, ein Nashorn zu erlegen. Viele sehen keine andere Alternative. Und da muss man ansetzen. Mir ist klar, dass nicht jeder im Park einen Job bekommen kann, aber man könnte trotzdem mehr für die Menschen in den Dörfern tun. Sei es die Förderung einer Schule oder ein Sportprojekt für Jugendliche. Sie müssen in irgendeiner Weise vom Park profitieren, wenn sie zu dessen Schutz beitragen sollen."
Im Park patrouillieren paramilitärisch geschulte Ranger
Lange hat der Park versucht, das Problem der Wilderei allein in den Griff zu bekommen. Mit Patrouillen von paramilitärisch geschulten Rangern, besserer Überwachungstechnik und dem Einsatz der Armee. Doch langsam setze sich die Erkenntnis durch, dass der Krüger-Park keine Insel sei, betont Jo Shaw von der internationalen Naturschutzorganisation WWF.
"Die Menschen müssen in Zukunft Teil der Maßnahmen für den Arten- und Tierschutz sein. Und zwar nicht nur kurzfristig, sondern über Jahrzehnte. Wir entwickeln gerade eine Kampagne gegen die Wilderei, die sich gezielt an die Nachbargemeinden der Nationalparks richtet. Denn mit den bisherigen Initiativen haben sich eher jene angesprochen gefühlt, denen das Problem ohnehin schon bewusst war. Millionen von Menschen leben in unmittelbarer Nähe der Parks. Wenn wir sie nicht zum Schutz der Nashörner ins Boot holen, entscheiden sie sich im Zweifelsfall für die Wilderei. Es ist also dringend notwendig, dass wir uns dort stärker engagieren."
Jo Shaw blickt dabei auch über Südafrika hinaus. Der Krüger Park grenzt auf einer Länge von über 300 Kilometern an die Nachbarländer Mosambik und Simbabwe. Dort sind die Menschen noch ärmer als in Südafrika. Die Zäune wurden vor mehreren Jahren entfernt, damit sich die Tiere frei bewegen und auch in die angrenzenden Nationalparks wandern können. Doch das kommt auch den Wilderern zu Gute.
"Vor allem Mosambik bereitet uns momentan große Sorgen. Unsere Kollegen vor Ort beginnen auch dort gerade mit einer Aufklärungskampagne. Es gibt enormen Nachholbedarf. Das Land hat einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg hinter sich, die Menschen sind bitterarm. Dazu kommen veraltete Gesetze: Wilderei gilt dort nur als Vergehen, nicht als Straftat. Das muss sich dringend ändern. Wir arbeiten auch daran, die Kontrolle an Häfen und Flughäfen zu verbessern, damit die Hörner nicht mehr so leicht außer Landes geschmuggelt werden können. Und schließlich geht es darum, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den mosambikanischen und südafrikanischen Behörden zu verbessern."
Im Krüger-Park kehrt Ranger Mark Broodryk am Nachmittag von seiner Patrouille zurück. Es war ein langer Tag in brütender Hitze. Wilderer hat er nicht entdeckt, nur ein paar verdächtige Fußspuren. Broodryk setzt sich auf eine Bank in den Schatten einer Schirmakazie, streckt die Beine mit den schweren Stiefeln aus. Auch ihm ist bewusst, dass seine Männer und er den Krieg, wie er ihn nennt, nicht allein gewinnen können.
"Dazu müssen wir auch die Konsumenten in Angriff nehmen. Man kann die Wilderei langfristig nur wirksam bekämpfen, wenn die Nachfrage eingedämmt wird. Es gibt entsprechende Kampagnen und Abkommen unserer Regierung mit Ländern wie China oder Vietnam. Ich hoffe, dass sie nun auch in die Tat umgesetzt werden. Wir können uns hier nur um den unmittelbaren Schutz der Tiere und ein besseres Verhältnis zu den Nachbargemeinden kümmern. Jeden Samstag laden wir Kinder aus den Dörfern in den Park ein, damit sie verstehen, was wir hier tun. Obwohl sie direkt nebenan wohnen, hätten viele von ihnen sonst nie die Möglichkeit unsere Tiere zu sehen."
Über dem mächtigen Fluss geht langsam die Sonne unter. Die Nilpferde kommen aus dem Wasser zum Grasen ans Ufer. In der weiten Savannenlandschaft sind die ersten Hyänen zu hören. Um dieses afrikanische Idyll sowohl für Touristen als auch für Einheimische zu bewahren, muss der Park eng mit den Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Daran zweifelt mittlerweile niemand mehr.
"Die Menschen müssen in Zukunft Teil der Maßnahmen für den Arten- und Tierschutz sein. Und zwar nicht nur kurzfristig, sondern über Jahrzehnte. Wir entwickeln gerade eine Kampagne gegen die Wilderei, die sich gezielt an die Nachbargemeinden der Nationalparks richtet. Denn mit den bisherigen Initiativen haben sich eher jene angesprochen gefühlt, denen das Problem ohnehin schon bewusst war. Millionen von Menschen leben in unmittelbarer Nähe der Parks. Wenn wir sie nicht zum Schutz der Nashörner ins Boot holen, entscheiden sie sich im Zweifelsfall für die Wilderei. Es ist also dringend notwendig, dass wir uns dort stärker engagieren."
Jo Shaw blickt dabei auch über Südafrika hinaus. Der Krüger Park grenzt auf einer Länge von über 300 Kilometern an die Nachbarländer Mosambik und Simbabwe. Dort sind die Menschen noch ärmer als in Südafrika. Die Zäune wurden vor mehreren Jahren entfernt, damit sich die Tiere frei bewegen und auch in die angrenzenden Nationalparks wandern können. Doch das kommt auch den Wilderern zu Gute.
"Vor allem Mosambik bereitet uns momentan große Sorgen. Unsere Kollegen vor Ort beginnen auch dort gerade mit einer Aufklärungskampagne. Es gibt enormen Nachholbedarf. Das Land hat einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg hinter sich, die Menschen sind bitterarm. Dazu kommen veraltete Gesetze: Wilderei gilt dort nur als Vergehen, nicht als Straftat. Das muss sich dringend ändern. Wir arbeiten auch daran, die Kontrolle an Häfen und Flughäfen zu verbessern, damit die Hörner nicht mehr so leicht außer Landes geschmuggelt werden können. Und schließlich geht es darum, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den mosambikanischen und südafrikanischen Behörden zu verbessern."
Im Krüger-Park kehrt Ranger Mark Broodryk am Nachmittag von seiner Patrouille zurück. Es war ein langer Tag in brütender Hitze. Wilderer hat er nicht entdeckt, nur ein paar verdächtige Fußspuren. Broodryk setzt sich auf eine Bank in den Schatten einer Schirmakazie, streckt die Beine mit den schweren Stiefeln aus. Auch ihm ist bewusst, dass seine Männer und er den Krieg, wie er ihn nennt, nicht allein gewinnen können.
"Dazu müssen wir auch die Konsumenten in Angriff nehmen. Man kann die Wilderei langfristig nur wirksam bekämpfen, wenn die Nachfrage eingedämmt wird. Es gibt entsprechende Kampagnen und Abkommen unserer Regierung mit Ländern wie China oder Vietnam. Ich hoffe, dass sie nun auch in die Tat umgesetzt werden. Wir können uns hier nur um den unmittelbaren Schutz der Tiere und ein besseres Verhältnis zu den Nachbargemeinden kümmern. Jeden Samstag laden wir Kinder aus den Dörfern in den Park ein, damit sie verstehen, was wir hier tun. Obwohl sie direkt nebenan wohnen, hätten viele von ihnen sonst nie die Möglichkeit unsere Tiere zu sehen."
Über dem mächtigen Fluss geht langsam die Sonne unter. Die Nilpferde kommen aus dem Wasser zum Grasen ans Ufer. In der weiten Savannenlandschaft sind die ersten Hyänen zu hören. Um dieses afrikanische Idyll sowohl für Touristen als auch für Einheimische zu bewahren, muss der Park eng mit den Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Daran zweifelt mittlerweile niemand mehr.