Südafrikas Kirchen kämpfen für Klimaschutz
In Durban kommen Delegationen aus 180 Ländern zum Weltklimagipfel zusammen. Ob ein neues Klimaabkommen verabschiedet wird, ist fraglich. Südafrika will sich als grüner Gastgeber präsentieren. Dass man am Kap Wert auf Klimaschutz legt, liegt auch an der Lobbyarbeit von Kirchen.
"Ich habe schon als junger Mensch mit Umweltproblemen zu tun gehabt. Als Theologiestudent wurde mir bewusst, dass dieser Planet Gottes Geschenk an uns Menschen ist, dass jeder von uns die Erde braucht, um zu überleben. Wenn wir sie zerstören, zerstören wir wirklich uns selbst. Die Sorge um unseren Planeten hat aus mir und anderen Gläubigen leidenschaftliche Umweltschützer gemacht."
Craig Morrison hat Anfang der 90er-Jahre in Durban Theologie studiert. Damals war gerade herausgekommen, dass die britische Firma Thor Chemicals illegal giftige Abfälle aus aller Welt unweit der Stadt lagerte, ein Skandal, der Morrison aufrüttelte. Heute arbeitet der 44-Jährige als Pfarrer einer evangelischen Gemeinde in Johannesburg. Craig Morrison predigt seinen Gemeindemitgliedern nicht nur das Wort Gottes, er versucht sie darüber hinaus zu umweltfreundlichem Verhalten anzustiften.
Vor sechs Jahren hat er das Southern African Faith Communities Environment Institute mit begründet, kurz SAFCEI genannt. SAFCEI ist ein Netzwerk der Religionsgemeinschaften im Lande, das sich für den Umweltschutz einsetzt. Neben den christlichen Kirchen sind hier auch Hindus, Juden, Muslime und Bahai vertreten. Denn wenn es um die Bewahrung der Schöpfung geht, wollen die Gläubigen ein Wörtchen mitreden, sagt Morrison:
"Die Glaubensgemeinschaften in Südafrika waren früher in der Zivilgesellschaft nicht sehr stark vertreten. Aber wir sind ein wichtiger Teil davon und unsere Stimme muss gehört werden. Außerdem wollen wir dem Umweltschutz innerhalb der Kirche mehr Bedeutung einräumen."
Diesen Vorsatz scheint SAFCEI erfolgreich umzusetzen. Zurzeit rührt das Institut die Trommel für die große Klimakonferenz: schon im September haben sich die Glaubensgemeinschaften aus allen Teilen des Landes in Durban getroffen und einen Appell zur Klimagerechtigkeit an die Entscheidungsträger der Konferenz verfasst. SAFCEI unterstützt die afrikaweite Kampagne: "We have faith - act now - zu Deutsch etwa: "Wir glauben daran - handelt jetzt".
Die Kampagne sammelt Unterschriften in aller Welt und hat eine Klima-Karawane mit 160 Jugendlichen auf den Weg von Nairobi in Kenia durch Tansania, Malawi, Sambia und Botswana bis nach Durban geschickt. Höhepunkt der Glaubenskampagne ist ein großes Konzert vor Ort an diesem Sonntag, das von Erzbischof Desmond Tutu moderiert wird. Richard Brand reist für den evangelischen Entwicklungsdienst nach Durban:
"SAFCEI hat sich bewusst aufgestellt als überreligiöse Gemeinschaft, dadurch decken sie alle gesellschaftlichen Gruppen in Südafrika ab, was ein Vorteil ist und das Zweite ist, dass sie uns sagen, dass sie gute Zugänge zur Politik kriegen, weil die Verbindung von Politik und Religion in Südafrika durchaus noch enger ist und die Regierung auch versucht zu hören, was zivilgesellschaftliche Organisationen oder Religionsgemeinschaften sagen."
Tatsächlich garantiert die südafrikanische Verfassung der Zivilgesellschaft ein Mitspracherecht bei der Gesetzgebung. Weil sich in Südafrika fast jeder einer Religion zugehörig fühlt, ist der Zusammenschluss der Glaubensgemeinschaften die größte zivilgesellschaftliche Organisation im Land. Diese Chance, Einfluss auf den Kurs des Landes zu nehmen, lässt sich SAFCEI nicht mehr entgehen:
"Wir haben die Regierung bei den Umweltgesetzen in die Verantwortung genommen, genauso bei den Gesetzen zu Energie, Biodiversität, Nahrungssicherheit - zu all diesen Themen konnten wir mit Politikern sprechen, und ich denke, wir waren recht erfolgreich. Zum Beispiel konnten wir der Regierung klarmachen, dass die erneuerbare Energien eine Zukunftsbranche sind, dass hier Jobs geschaffen werden und dass die erneuerbaren Energien wichtig für unsere eigene Zukunft sind."
Keine Selbstverständlichkeit in einem Land, das seine Energie ganz überwiegend aus Kohlekraftwerken bezieht und wo große Teile der armen Bevölkerung im Bergbau arbeiten. Hier geraten die engagierten Gläubigen durchaus auch mit der Gewerkschaft aneinander. Aber Armutsbekämpfung kann nur in einer intakten Umwelt funktionieren, sagt Morrison. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind in Südafrika schon jetzt deutlich spürbar. Erst Anfang dieses Jahres haben Überschwemmungen zahlreiche Todesopfer gefordert. Aufgrund der Erwärmung droht sich Malaria bis in die kühleren Breitengrade an der südlichen Spitze des afrikanischen Kontinents auszubreiten. Vielen Südafrikanern ist darum tatsächlich etwas daran gelegen, dass es auf der Konferenz in Durban zu konkreten Ergebnissen kommt, sagt Craig Morrison:
"Der Klimawandel betrifft uns alle in Südafrika, in manchen Gegenden hier gibt es seit Jahren kein Wasser, anderswo kommt es zu Überschwemmungen, dadurch gibt es Probleme mit der Wasserversorgung. So erleben wir schon jetzt die Effekte des Klimawandels."
Der Pfarrer Craig Morrison hat früher gegen die Apartheid gekämpft. Auch bei seinem Engagement gegen den Klimawandel geht es ihm um Gerechtigkeit.
Südafrika zählt zu den Industrienationen, die die meisten umweltschädlichen Gase ausstoßen. Unter den Folgen leiden vor allem die Armen in den Entwicklungsländern. Damit die Staatsvertreter aus aller Welt in Durban eine "Sprache der Gerechtigkeit" finden, wie Morrison sagt, und sich endlich auf ein verbindliches Klimaabkommen einigen, lädt SAFCEI für den vierten Dezember zu einem großen Gebetstag der Glaubensgemeinschaften.
Craig Morrison hat Anfang der 90er-Jahre in Durban Theologie studiert. Damals war gerade herausgekommen, dass die britische Firma Thor Chemicals illegal giftige Abfälle aus aller Welt unweit der Stadt lagerte, ein Skandal, der Morrison aufrüttelte. Heute arbeitet der 44-Jährige als Pfarrer einer evangelischen Gemeinde in Johannesburg. Craig Morrison predigt seinen Gemeindemitgliedern nicht nur das Wort Gottes, er versucht sie darüber hinaus zu umweltfreundlichem Verhalten anzustiften.
Vor sechs Jahren hat er das Southern African Faith Communities Environment Institute mit begründet, kurz SAFCEI genannt. SAFCEI ist ein Netzwerk der Religionsgemeinschaften im Lande, das sich für den Umweltschutz einsetzt. Neben den christlichen Kirchen sind hier auch Hindus, Juden, Muslime und Bahai vertreten. Denn wenn es um die Bewahrung der Schöpfung geht, wollen die Gläubigen ein Wörtchen mitreden, sagt Morrison:
"Die Glaubensgemeinschaften in Südafrika waren früher in der Zivilgesellschaft nicht sehr stark vertreten. Aber wir sind ein wichtiger Teil davon und unsere Stimme muss gehört werden. Außerdem wollen wir dem Umweltschutz innerhalb der Kirche mehr Bedeutung einräumen."
Diesen Vorsatz scheint SAFCEI erfolgreich umzusetzen. Zurzeit rührt das Institut die Trommel für die große Klimakonferenz: schon im September haben sich die Glaubensgemeinschaften aus allen Teilen des Landes in Durban getroffen und einen Appell zur Klimagerechtigkeit an die Entscheidungsträger der Konferenz verfasst. SAFCEI unterstützt die afrikaweite Kampagne: "We have faith - act now - zu Deutsch etwa: "Wir glauben daran - handelt jetzt".
Die Kampagne sammelt Unterschriften in aller Welt und hat eine Klima-Karawane mit 160 Jugendlichen auf den Weg von Nairobi in Kenia durch Tansania, Malawi, Sambia und Botswana bis nach Durban geschickt. Höhepunkt der Glaubenskampagne ist ein großes Konzert vor Ort an diesem Sonntag, das von Erzbischof Desmond Tutu moderiert wird. Richard Brand reist für den evangelischen Entwicklungsdienst nach Durban:
"SAFCEI hat sich bewusst aufgestellt als überreligiöse Gemeinschaft, dadurch decken sie alle gesellschaftlichen Gruppen in Südafrika ab, was ein Vorteil ist und das Zweite ist, dass sie uns sagen, dass sie gute Zugänge zur Politik kriegen, weil die Verbindung von Politik und Religion in Südafrika durchaus noch enger ist und die Regierung auch versucht zu hören, was zivilgesellschaftliche Organisationen oder Religionsgemeinschaften sagen."
Tatsächlich garantiert die südafrikanische Verfassung der Zivilgesellschaft ein Mitspracherecht bei der Gesetzgebung. Weil sich in Südafrika fast jeder einer Religion zugehörig fühlt, ist der Zusammenschluss der Glaubensgemeinschaften die größte zivilgesellschaftliche Organisation im Land. Diese Chance, Einfluss auf den Kurs des Landes zu nehmen, lässt sich SAFCEI nicht mehr entgehen:
"Wir haben die Regierung bei den Umweltgesetzen in die Verantwortung genommen, genauso bei den Gesetzen zu Energie, Biodiversität, Nahrungssicherheit - zu all diesen Themen konnten wir mit Politikern sprechen, und ich denke, wir waren recht erfolgreich. Zum Beispiel konnten wir der Regierung klarmachen, dass die erneuerbare Energien eine Zukunftsbranche sind, dass hier Jobs geschaffen werden und dass die erneuerbaren Energien wichtig für unsere eigene Zukunft sind."
Keine Selbstverständlichkeit in einem Land, das seine Energie ganz überwiegend aus Kohlekraftwerken bezieht und wo große Teile der armen Bevölkerung im Bergbau arbeiten. Hier geraten die engagierten Gläubigen durchaus auch mit der Gewerkschaft aneinander. Aber Armutsbekämpfung kann nur in einer intakten Umwelt funktionieren, sagt Morrison. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind in Südafrika schon jetzt deutlich spürbar. Erst Anfang dieses Jahres haben Überschwemmungen zahlreiche Todesopfer gefordert. Aufgrund der Erwärmung droht sich Malaria bis in die kühleren Breitengrade an der südlichen Spitze des afrikanischen Kontinents auszubreiten. Vielen Südafrikanern ist darum tatsächlich etwas daran gelegen, dass es auf der Konferenz in Durban zu konkreten Ergebnissen kommt, sagt Craig Morrison:
"Der Klimawandel betrifft uns alle in Südafrika, in manchen Gegenden hier gibt es seit Jahren kein Wasser, anderswo kommt es zu Überschwemmungen, dadurch gibt es Probleme mit der Wasserversorgung. So erleben wir schon jetzt die Effekte des Klimawandels."
Der Pfarrer Craig Morrison hat früher gegen die Apartheid gekämpft. Auch bei seinem Engagement gegen den Klimawandel geht es ihm um Gerechtigkeit.
Südafrika zählt zu den Industrienationen, die die meisten umweltschädlichen Gase ausstoßen. Unter den Folgen leiden vor allem die Armen in den Entwicklungsländern. Damit die Staatsvertreter aus aller Welt in Durban eine "Sprache der Gerechtigkeit" finden, wie Morrison sagt, und sich endlich auf ein verbindliches Klimaabkommen einigen, lädt SAFCEI für den vierten Dezember zu einem großen Gebetstag der Glaubensgemeinschaften.