Süßliches TV Movie, teurer Autorenfilm
Das erste Münchner Filmfest im Jahr 1983 war eine Art Sommerfest der Filmbranche und der Kinofans. Heute bietet das Festival eine breite Mischung aus cineastischen Nischen, Mainstream und Autorenkino. Stars auf dem roten Teppich gibt es auch.
"Ich habe so was noch nicht erlebt. Die sind aufgestanden, standing ovations,haben nicht mehr aufgehört zu klatschen, ungefähr fünf Minuten und die waren dann natürlich vor allem, als dann unsere beiden jungen Schauspieler kamen, waren kaum mehr zu halten, alle wollten Autogrammen von denen und haben sich wahnsinnig bedankt für diesen Film."
Der Schweizer Regisseur Markus Imhofen ist begeistert von der Premiere seines Films "Der Verdingbube" gestern in München. Imhofen erzählt in wunderschöner Alpenlandschaft die grausame Geschichte von Waisenkindern, die auf kleinen Bergbauernhöfen zur Arbeit gezwungen und misshandelt werden. Ein soziales Drama mit hervorragenden Schauspielern, die auch wieder Glamour auf den roten Teppich bringen. Für die neue Leiterin Diana Iljine ist das eine Tradition des Münchner Filmfestes:
"Ich bin jetzt weder total auf Glamour aus, das muss sich aus den Filmen ergeben, die wir zeigen und die Filme zeigen wir nur dann, wenn wir sie für gut befinden und wenn sie eine besondere Form haben, Themen zu behandeln und wenn wir da aber tolle Darsteller haben oder auch künftige Stars, dann stellen wir die aus und machen die Scheinwerfer aus."
Vor mehr als dreißig Jahren forderten engagierte deutsche Filmemacher ein Festival für den deutschen Autorenfilm in München, denn der käme auf der Berlinale zu kurz. Die verantwortlichen Lokalpolitiker im Münchner Rathaus und in der bayerischen Staatskanzlei träumten dagegen von Glanz und Glamour, vom roten Teppich voller Internationaler Stars von einer Art Mini-Cannes an der Isar.
Das erste Münchner Filmfest 1983 war ein Kompromiss. Bis heute prägt der Spagat zwischen Glamour und kulturellem Anspruch, zwischen Studiokino und den unabhängigen Autorenfilmen aus aller Welt, zwischen Mainstream und kreativem Wildwasser das Filmfest. Immer wieder waren auch die Stars und Sternchen der heimischen Film- und Fernsehproduktion mit dabei und Fernsehfilme waren bereits früh im Programm zu sehen. Mittlerweile ist das auch in anderen Festivals üblich, die Fernsehstars sind beim Publikum bekannter als manche Kinohelden und damit schmücken sich Sponsoren und Lokalpolitiker. Eine wichtige Änderung ist in diesem Jahr der Wegfall der traditionellen Länderschwerpunkte: das neue französische Kino, die lateinamerikanischen Visionen und die american independent.
"Diana Iljine: "Für uns ist es nicht mehr wichtig, woher ein Film kommt, sondern, wie er gemacht ist. Wir leben in Zeiten, in denen es ganz viele internationale Koproduktionen gibt, und ich spreche mit der Bavaria und mit dem Studio Babelsberg und es geht gar nicht um einen deutschen Film, sondern um einen irischen Film. Ich spreche mit einem deutschen Produzenten, aber es ist eine deutsch-israelisch-holländische Koproduktion. Wenn wir sagen, es gibt eben die international independents, das ist die eine Reihe, da finden die unabhängigeren Filmemacher, die oft kleineren, besonderen Filme statt, die vielleicht auch möglicherweise auch gar nicht so schnell ins Kino kommen. Denn wir sagen, solche unabhängige Handschrift, unabhängig von großen Finanzierungsmöglichkeiten, unabhängig von großen Studios in Amerika, die finden sich weltweit.""
Aber auch die deutschen Kollegen der international independents lernen frühzeitig mit geringen finanziellen Möglichkeiten zu arbeiten. Zwölf Filme stehen dieses Jahr im Wettbewerb um den Förderpreis Neues Deutsches Kino:
"Michael Kohlhaas: "Also ich will gar nicht lange drum rum reden. Die Produzenten sind ausgestiegen, die Förderung ist geplatzt, und das Restgeld ist auch weg. Wir sind hierher gekommen, um ein historisches Epos zu drehen und das historische Epos wird wahrscheinlich nicht so aussehen, wie wir uns das vorgestellt haben.""
Ein junger Regisseur sitzt auf einem Pferd und sagt seinem Team die Wahrheit: Er steht vor dem Nichts. Noch gestern hatte er die Finanzierung für ein Historiendrama in der Tasche, den "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist, jetzt hat er nicht einmal mehr Geld für die Unterkunft. Aaron Lehman beschreibt in seinem Spielfilmdebüt "Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel" die Entstehung eines Films, gegen alle Widrigkeiten, lakonisch, mit fröhlichen Sarkasmus und durchaus poetisch.
Ein trockener Humor, der sich auch in anderen Filmen junger deutscher Regisseure findet: So porträtiert Dietrich Brüggemann in seinem dritten Film "3 Zimmer/Küche/Bad" seine eigene Generation zwischen Umzügen, gescheiterten Lebensentwürfen und fröhlichem Fatalismus. Der 36-jährige Filmemacher fordert verstärkt intelligente Unterhaltung im Deutschen Film:
"Dietrich Brüggemann: "Festivals müssen sich ja auch irgendwo positionieren, weil das Kino ja immer mehr auseinanderdriftet in so ein sehr codiertes Festivalkino, was sich auf eine Art in allen Ländern ähnelt, ob man das jetzt Berliner Schule nennt oder das gibt es in Österreich genauso, oder sonst wo. Was eben auf Festivals immer wieder gern genommen wird, aber sich zusehends vom Publikum entfernt, aber dann macht ja jedes Land auch so einen Mainstream, der oft aber überhaupt nicht gut ist, und ich habe das Gefühl, das es aber auch jetzt gerade in meiner Generation so eine Gegenbewegung gibt, dass Leute Filme machen wollen, die eben nicht auf Kunst codiert sind, aber eben auch nicht auf Mainstream-Format gebürstet und da mit einer eigenen Haltung erzählen und da sehe ich dieses Jahr in München einiges.""
Insgesamt sind weniger Filme zu sehen, als in vergangenen Jahren. Das breite Angebot auch gegensätzlicher Angebote, vom süßlichen TV Movie bis zum spröden Autorenfilm, vom billigen Debütfilm zum teuren Fernsehmehrteiler ist aber erhalten geblieben.
Der Schweizer Regisseur Markus Imhofen ist begeistert von der Premiere seines Films "Der Verdingbube" gestern in München. Imhofen erzählt in wunderschöner Alpenlandschaft die grausame Geschichte von Waisenkindern, die auf kleinen Bergbauernhöfen zur Arbeit gezwungen und misshandelt werden. Ein soziales Drama mit hervorragenden Schauspielern, die auch wieder Glamour auf den roten Teppich bringen. Für die neue Leiterin Diana Iljine ist das eine Tradition des Münchner Filmfestes:
"Ich bin jetzt weder total auf Glamour aus, das muss sich aus den Filmen ergeben, die wir zeigen und die Filme zeigen wir nur dann, wenn wir sie für gut befinden und wenn sie eine besondere Form haben, Themen zu behandeln und wenn wir da aber tolle Darsteller haben oder auch künftige Stars, dann stellen wir die aus und machen die Scheinwerfer aus."
Vor mehr als dreißig Jahren forderten engagierte deutsche Filmemacher ein Festival für den deutschen Autorenfilm in München, denn der käme auf der Berlinale zu kurz. Die verantwortlichen Lokalpolitiker im Münchner Rathaus und in der bayerischen Staatskanzlei träumten dagegen von Glanz und Glamour, vom roten Teppich voller Internationaler Stars von einer Art Mini-Cannes an der Isar.
Das erste Münchner Filmfest 1983 war ein Kompromiss. Bis heute prägt der Spagat zwischen Glamour und kulturellem Anspruch, zwischen Studiokino und den unabhängigen Autorenfilmen aus aller Welt, zwischen Mainstream und kreativem Wildwasser das Filmfest. Immer wieder waren auch die Stars und Sternchen der heimischen Film- und Fernsehproduktion mit dabei und Fernsehfilme waren bereits früh im Programm zu sehen. Mittlerweile ist das auch in anderen Festivals üblich, die Fernsehstars sind beim Publikum bekannter als manche Kinohelden und damit schmücken sich Sponsoren und Lokalpolitiker. Eine wichtige Änderung ist in diesem Jahr der Wegfall der traditionellen Länderschwerpunkte: das neue französische Kino, die lateinamerikanischen Visionen und die american independent.
"Diana Iljine: "Für uns ist es nicht mehr wichtig, woher ein Film kommt, sondern, wie er gemacht ist. Wir leben in Zeiten, in denen es ganz viele internationale Koproduktionen gibt, und ich spreche mit der Bavaria und mit dem Studio Babelsberg und es geht gar nicht um einen deutschen Film, sondern um einen irischen Film. Ich spreche mit einem deutschen Produzenten, aber es ist eine deutsch-israelisch-holländische Koproduktion. Wenn wir sagen, es gibt eben die international independents, das ist die eine Reihe, da finden die unabhängigeren Filmemacher, die oft kleineren, besonderen Filme statt, die vielleicht auch möglicherweise auch gar nicht so schnell ins Kino kommen. Denn wir sagen, solche unabhängige Handschrift, unabhängig von großen Finanzierungsmöglichkeiten, unabhängig von großen Studios in Amerika, die finden sich weltweit.""
Aber auch die deutschen Kollegen der international independents lernen frühzeitig mit geringen finanziellen Möglichkeiten zu arbeiten. Zwölf Filme stehen dieses Jahr im Wettbewerb um den Förderpreis Neues Deutsches Kino:
"Michael Kohlhaas: "Also ich will gar nicht lange drum rum reden. Die Produzenten sind ausgestiegen, die Förderung ist geplatzt, und das Restgeld ist auch weg. Wir sind hierher gekommen, um ein historisches Epos zu drehen und das historische Epos wird wahrscheinlich nicht so aussehen, wie wir uns das vorgestellt haben.""
Ein junger Regisseur sitzt auf einem Pferd und sagt seinem Team die Wahrheit: Er steht vor dem Nichts. Noch gestern hatte er die Finanzierung für ein Historiendrama in der Tasche, den "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist, jetzt hat er nicht einmal mehr Geld für die Unterkunft. Aaron Lehman beschreibt in seinem Spielfilmdebüt "Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel" die Entstehung eines Films, gegen alle Widrigkeiten, lakonisch, mit fröhlichen Sarkasmus und durchaus poetisch.
Ein trockener Humor, der sich auch in anderen Filmen junger deutscher Regisseure findet: So porträtiert Dietrich Brüggemann in seinem dritten Film "3 Zimmer/Küche/Bad" seine eigene Generation zwischen Umzügen, gescheiterten Lebensentwürfen und fröhlichem Fatalismus. Der 36-jährige Filmemacher fordert verstärkt intelligente Unterhaltung im Deutschen Film:
"Dietrich Brüggemann: "Festivals müssen sich ja auch irgendwo positionieren, weil das Kino ja immer mehr auseinanderdriftet in so ein sehr codiertes Festivalkino, was sich auf eine Art in allen Ländern ähnelt, ob man das jetzt Berliner Schule nennt oder das gibt es in Österreich genauso, oder sonst wo. Was eben auf Festivals immer wieder gern genommen wird, aber sich zusehends vom Publikum entfernt, aber dann macht ja jedes Land auch so einen Mainstream, der oft aber überhaupt nicht gut ist, und ich habe das Gefühl, das es aber auch jetzt gerade in meiner Generation so eine Gegenbewegung gibt, dass Leute Filme machen wollen, die eben nicht auf Kunst codiert sind, aber eben auch nicht auf Mainstream-Format gebürstet und da mit einer eigenen Haltung erzählen und da sehe ich dieses Jahr in München einiges.""
Insgesamt sind weniger Filme zu sehen, als in vergangenen Jahren. Das breite Angebot auch gegensätzlicher Angebote, vom süßlichen TV Movie bis zum spröden Autorenfilm, vom billigen Debütfilm zum teuren Fernsehmehrteiler ist aber erhalten geblieben.