Suhrkamp Verlag als Aktiengesellschaft

"Die beste und einzig vernünftige Lösung"

Bücher des Suhrkamp-Verlags liegen am 13.02.2013 in einer Buchhandlung in Frankfurt am Main (Hessen) auf einem Tisch.
Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft könnte dem Traditionshaus Suhrkamp dabei helfen, seine Alleinstellung auf dem Sektor der Geistes- und Literaturwissenschaften weiter zu pflegen. © dpa / picture alliance / Arne Dedert
Autor Michael Krüger im Gespräch mit Jörg Magenau |
Die jahrelange Schlammschlacht um den Suhrkamp Verlag hat ein Ende: Das Traditionshaus ist - mit Hilfe der vermögenden Familie Ströher - in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. Suhrkamp-Autor und Ex-Verleger Michael Krüger hofft, dass das Schule macht und die Mäzene in Deutschland mobilisiert.
Der Schriftsteller, Übersetzer und ehemalige Verleger des Carl Hanser Verlags, Michael Krüger, begrüßt die Umwandlung des Suhrkamp Verlags in eine Aktiengesellschaft "aus vollem Herzen". Im Interview mit Deutschlandradio Kultur sagte er: "Ich glaube, es ist die beste und, nach Maßgabe der Dinge, auch einzig vernünftige Lösung".
In dem Streit zwischen Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz und dem Mit-Eigentümer Hans Barlach sei eine Grenze überschritten worden - Barlach habe einfach zu viel Geld verlangt - "und die Aktiengesellschaft drückt ihn nun sozusagen ins Glied. Er hat keine Mehrheit, er kann nichts sperren." Da die Aktienmehrheit in der neuen gemeinsamen Stiftung mit der Familie Ströher liege und Familie Ströher wiederum sehr vermögend sei, könne diese "im Bedarfsfall auch mal aushelfen, was Barlach nie getan hätte".
Was passiert, wenn Familie Ströher die Lust verliert?
Bei allem müsse man jedoch auch die Zukunft im Auge behalten, sagte Krüger, der selbst zu den Autoren des Suhrkamp Verlages zählt. Für den Augenblick sei das, was nun erreicht worden sei, ideal. "Was dann passiert, wenn die Ströhers mal keine Lust mehr haben oder ihre Aktien verkaufen wollen, das weiß ich nicht." Ihm sei nicht bekannt, ob die Aktien überhaupt verkauft werden dürften.
Krüger zeigte sich überzeugt, dass die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft den "alten" Suhrkamp Verlag in bewährter Qualität erhalten werde. Auch künftig - das habe die Entwicklung in der letzten Zeit gezeigt - würden bei Suhrkamp die Literatur- und die Geisteswissenschaften gepflegt. "Sie müssen wissen: Es gibt nicht mehr so viele Verlage für geisteswissenschaftliche Titel." Die Sammlung "Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft" sei nach wie vor eine wichtige Anlaufstelle und ideales Werkzeug für Studierende. Andere Verlage wie etwa dtv mit seiner historischen Reihe seien nach und nach abgeschafft worden.
Wenige Mäzene in Deutschland
Hält Krüger das "Modell Suhrkamp" für ein Vorbild für andere, kleinere Verlage? "Ich habe mich immer gewundert, warum in diesem acht Jahre langen Streit nicht einer dieser Menschen, die sich für zehn Millionen einen bekloppten Kiefer an die Wand hängen oder für 20 Millionen irgendeine amerikanische Micky Maus aus Edelstahl kaufen - dass keiner von denen auf die Idee gekommen ist zu sagen, ich werde mit ein paar lächerlichen Millionen einen großen Anteil an einem der großen, bedeutenden Verlage erwerben können." Dies zeige, dass es in Deutschland wenig "mäzenatische Figuren" vom Schlage der Familie Ströher gebe. Er hoffe, dass "dieses Beispiel Schule machen wird".
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