Sunniten, Quäker und das Spaghettimonster

"Ich fand inhaltlich keine Religion überzeugend"

Fliegendes Spaghettimonster - das Bild entstand in Anlehnung an Michaelangelos "Die Erschaffung Adams".
Fliegendes Spaghettimonster - das Bild entstand in Anlehnung an Michaelangelos "Die Erschaffung Adams". © imago/ZUMA Press
Gideon Böss im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke |
Gideon Böss wollte wissen, woran die Menschen in Deutschland glauben und schrieb ein Buch über seine Begegnungen. Uns hat der Autor berichtet, wie es ist, 'mal den Spieß umzudrehen und zum Beispiel den Zeugen Jehovas ein Gespräch über Gott aufzudrängen.
Gideon Böss war bei Sunniten, Schiiten und Alewiten, er hat an der Tür der Heilsarmee in Dresden geklopft und eine Portion Nudeln in der Uckermark mit den Pastafaris von der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters gegessen. Daraus wurde das Buch "Deutschland, deine Götter".
Seine Motivitation sei die generelle Neugier an Religionen gewesen, sagte der Autor im Deutschlandradio Kultur. Außerdem habe er einen Artikel gelesen, der seine Aufmerksamkeit erregte. Es ging um das Erweckungserlebnis eines Mannes. Der Familienvater habe plötzlich erkannt, dass er Gott sei und habe daraufhin sein Leben geändert und neue Privilegien eingefordert. Böss fand das "freakig" und staunte darüber, dass derart merkwürdige Glaubenserlebnisse auch in Deutschland stattfinden.

Humorvoll, aber nicht herablassend

Böss wollte wissen, warum und woran die Menschen glauben, obwohl er nicht davon ausging, durch die Recherche gläubig zu werden:
"Ich bin zwar nicht religiös, aber ich kann die Herablassung gegenüber Religion eigentlich nicht leiden."
So habe er zwar humorvoll aber nicht herablassend über die Gläubigen berichten wollen. Es sei ihm darum gegangen, den Menschen eine Bühne zu geben, auf der sie ihre Überzeugungen beschreiben können, ohne das Gesagte zu relativieren. Ihm war es dabei aber auch wichtig, mit Humor über Religion zu schreiben, da ihn bisherige Erscheinungen meist zu trocken waren.

Beeindruckendes Engagement für Flüchtlinge

Die Recherche bescherte Böss die Möglichkeit, die Europa-Zentrale der Zeugen Jehovas im Taunus zu besuchen. So konnte er mal die gewöhnliche Gesprächssituation umdrehen und selbst ein Gespräch über Gott einleiten: "Die Möglichkeit, bei den Zeugen Jehovas zu klingeln, war wirklich reizvoll."
Die persönlichen Begegnungen und die Hilfsbereitschaft der Menschen - egal, an welchen Gott sie glauben - seien beeindruckend gewesen. Sie alle hätten sich zum Beispiel stark für die Flüchtlingshilfe engagiert, sagte Böss. Trotzdem konstatiert er: "Ich fand inhaltlich keine Religion überzeugend." Das religiöse Konzept sei einfach nicht plausibel und eher vom Wunschdenken getrieben.
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