Superhelden
Green Lantern, Superman und Batman: Drei Superhelden, die viel Gutes getan haben. © imago / Dreamstime / Martin Graf
Die ewige Sehnsucht nach dem Guten
Superhelden wie Superman oder Batman sind bald 100 Jahre alt und noch immer sehr erfolgreich – vor allem kommerziell. Das Superhelden-Universum wächst sogar immer weiter. Woher kommt diese Faszination bis heute?
Sie kämpfen immer und überall für Gerechtigkeit und sind mittlerweile Popkultur pur: Superhelden. Die Liebe zu ihnen erlischt seit vielen Jahrzehnten nicht. Zum Glück werden es immer mehr - denn wir werden sie auch in Zukunft brauchen.
Übersicht
Die Ursprünge der Superhelden
Storys über Superhelden gibt es, seit Menschen sich Geschichten erzählen. Vielleicht - so kann man es sehen - ist selbst die Bibel eine Superheldengeschichte: Jesus als ein erster Superheld, der Menschen heilen, über Wasser laufen und Wasser in Wein verwandeln konnte. Wow, was für Superkräfte.
Aber auch die Antike ist nicht arm an Superheldengeschichten. Die griechische Mythologie mit Figuren wie Hercules inspiriert moderne Superhelden und deren Welt bis heute. Es gibt sogar direkte Übernahmen im Marvel-Comic-Universum aus der griechisch-römischen wie nordisch-germanischen Mythologie - wie die Figur des Donnergottes Thor, wie Wonder Woman, deren Vorbild die Tochter des Zeus ist, oder eben der Halbgott Hercules.
Aber klar, eigentlich denkt jeder zuerst an Superman oder Batman, an Spider-Man oder Wonder Woman, wenn von Superhelden die Rede ist. Legendäre Figuren, deren Geschichten, wie wir sie kennen, in Comics ihren Anfang nahmen und die heutzutage lange Blockbuster bevölkern und damit die Kassen der Produktionsfirmen füllen. 2,75 Milliarden US-Dollar spielte zum Beispiel „Avengers: Endgame“ ein und ist damit die aktuell erfolgreichste Produktion der US-amerikanischen Film- und Fernsehproduktionsfirma Marvel.
Im Grunde brachte Superman den Stein ins Rollen. In der Riege der (modernen) Superhelden mit Weltruhm ist er der älteste. Sein „Geburtstag“ lässt sich exakt mit dem Erscheinen des ersten Heftes von Action Comics #1 im Jahr 1938 bestimmen. Batman tauchte dann ein gutes Jahr später auf.
Was macht eigentlich einen Superheld zum Superhelden?
Superheldengeschichten sind alle nach dem gleichen Schema aufgebaut. Platt könnte man sagen: Es braucht einen kostümierten Helden oder eine Heldin, der oder die fliegen oder andere Wunderdinge vollbringen kann. Der Superheld hat ganz besondere Fähigkeiten, oft durch Zufall erlangt, wie der Spinnenbiss bei Spider-Man. Diese Superkräfte - sein umfangreiches Wissen, seine besondere Stärke oder seine High-Tech-Ausrüstung - setzt er im Kampf gegen das Böse ein, wobei der Superheld nicht vor Gewalt zurückschreckt: Pazifistisch sind Superheldengeschichten nicht.
Gut gegen Böse, Superheld gegen Superschurke, das spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Superheld brauche seine Superkraft, aber er brauche eben auch das Tugendhafte, einen moralischen Kompass, der ihn immer auf der richtigen Seite stehen lasse, sagt Comic-Forscher Alain Bieber, der gerade eine aktuelle Ausstellung zu Superhelden in Düsseldorf kuratiert.
Bei ihrem ewigen Kampf gegen das Schlechte in der Welt retten Superhelden immer wieder die Menschheit und werden dabei zu „Verteidigern einer wehrhaften Demokratie“, wie es auf der Seite zur Ausstellung „Superheroes“ heißt.
Superhelden schafften es, jede Krise zu überwinden, egal, ob diese privat oder gigantisch galaktisch sei, sagt Felix Brinker. Das mache sie so interessant und faszinierend. Brinker forscht an der Universität Hannover zu Superhelden: „Man kann sich darauf verlassen, dass sie am Ende immer heil rauskommen.“
Natürlich gibt es auch Superhelden, die sich weiterentwickeln oder einen inneren Kampf führen, Batman zum Beispiel, um den es im Verlauf vieler Blockbuster immer dunkler wurde - doch darf er nie endgültig die Seite wechseln, am Ende das Gute aus dem Blick verlieren. Sonst wäre er kein Superheld mehr.
Wie politisch und divers sind Superheldengeschichten?
Ein Erfolgsrezept der Superhelden ist sicherlich ihr Vorstoß in neue Sphären. Waren die ersten Superhelden vor allem männlich und weiß, haben die superheldenaffinen Filmemacher später auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert. Charaktere entwickelten sich weiter und wurden zu Spiegeln der aktuellen Zeit.
Das Superhelden-Universum wächst, jeder Zielgruppe wird etwas geboten: Gesellschaftliche Fragen wie "diversity", "race" und "gender", Themen wie die Kolonialgeschichte oder Feminismus werden nun auch in den Superhelden-Welten verhandelt.
Weibliche Superheldinnen wurden gestärkt (zum Beispiel Ms. Marvel oder Spider-Gwen) und etablierte Figuren neu interpretiert und zum Beispiel als people of colour gezeigt, wie Nick Fury. Dabei dürfte allerdings klar sein: Wären diese Geschichten an der Kinokasse gefloppt, wäre es mit der Diversität sicherlich schnell wieder zu Ende gewesen.
Ein Erfolgsrezept der Superhelden-Storys sei auch, dass Superheldenfilme zwar aktuelle gesellschaftliche Themen aufgriffen, aber dennoch unbestimmt blieben, meint Felix Brinker. „Häufig schaffen es Superheldenfilme nicht wirklich, konkret politische Aussagen oder Positionierungen einzunehmen, die eindeutig und kohärent sind“, sagt der Superhelden-Forscher. Im Gegenteil: Sie scheinen nicht selten widersprüchliche Messages zu liefern. Dennoch schaffen sie es trotzdem, sich als Filme zu positionieren, die an größeren gesellschaftlichen Debatten teilhaben.
Kurator Alain Bieber ist überzeugt, ob in der Vergangenheit oder im Hier und Jetzt: Auf der Welt mangelt es nicht an Krisen und Superschurken. Deswegen sei es immer wieder Zeit für neue Heldinnen und Helden, die als Projektionsflächen der Hoffnung dienten. Und das bestimmt auch noch in 100 Jahren.