Supermarkt statt Barock-Denkmal
Altstadt-Streit im thüringischen Altenburg: Der Stadtrat will einen Teil des historischen Markplatzes abreißen, um ein neues Quartier zu errichten - für Wohnen, Einkaufen, Parken. Doch die Abrissgegner leisten Widerstand.
Es ist eine der vielen, kleinen schönen ehemaligen Residenzstädte Thüringens. Eine der "Perlen", wie Gotha, Greiz und Eisenach. Altenburg in Ostthüringen hat eine Bausubstanz, von der andere nur träumen. Doch genau das ist ein Problem. Teile davon wurden und weitere Teile sollen abgerissen werden.
"Bedenken Sie, werte Stadträte", heißt es in einem offenen Brief der Abrissgegner, "Denkmalauflagen sind privaten Investoren in Zukunft nicht mehr vermittelbar, wenn die Stadt Denkmale ohne zwingende Gründe abreißt".
Johannes Schäfer ist einer derjenigen, die sich für die historische Substanz engagieren und damit gegen die Pläne des Oberbürgermeisters stellen:
"Wir als Stadtforum haben festgestellt, dass es hier weder einen Architektenwettbewerb gibt, noch eine Rahmenplanung, die festlegt, was ist sinnvoll hier zu bauen, was könnte dieses Quartier aufnehmen, wie sehen Synergieeffekte aus. Nebenan gibt es eine Brache, die eine städtebauliche Lücke, einen Missstand darstellt."
Stein des Anstoßes ist ein barockes Einzeldenkmal, das in gutem Zustand erhalten ist, aber so eben nicht in ein modernes Quartier hinein passen würde. Nebenan steht ein spätklassizistisches Gebäude. Auch das soll dem Abrissbagger weichen. Denkmalschützer und Bürgerforum fragen sich: Warum?
"Wir haben versucht, vor jeder wichtigen Stadtratsitzung mit den Fraktionen zu sprechen, haben unsere Bedenken angemeldet, haben zu einem späteren Zeitpunkt versucht, Alternativen zu entwickeln, bauliche Alternativen durch ein Nutzungskonzept."
Nichts half. Im Gegenteil. Wer aufbegehrt ist unbequem, riskiert berufliche und persönliche Nachteile. Johannes Schäfer ist das egal, denn zu einem Stadtforum gehören viele Menschen, die wie er denken.
Auch Christine Büring vom der städtischen Tourismusgesellschaft. Ihr hilft beim Werben für die Stadt bislang die historische Substanz, etwas Einmaliges, sagt sie. Ein Abriss wäre fatal und ignorant:
"Für die Touristiker ist dieser Ort das Einfallstor in die Altstadt, insofern ist unser Produkt maßgeblich in Gefahr, wir haben dann nämlich Neubau und keinen Altbau. Das Echte, das Authentische fehlt und eben auch der Wille zum Authentischen."
Dort, wo jetzt die alten Gebäude sind, sollen 35 neue Wohnungen entstehen, im Untergeschoss ein Lebensmittelladen. Das barocke Einzeldenkmal soll als Kopie sichtbar werden, barocke Elemente durch Farbe, so sehen es Pläne vor. Die Pläne von SPD Oberbürgermeister Michael Wolf und der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft.
Heute nun soll der Stadtrat dafür grünes Licht geben und den Streit endlich beenden. Im nächsten Jahr sind Kommunalwahlen in Thüringen. Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft habe bereits an anderen Stellen 2,4 Millionen Euro in historische Substanz investiert, so der Bürgermeister. Die Bürger würden zudem modernen, altersgerechten Wohnraum bevorzugen. Die Diskussion um die beiden historischen Kleinode sei übertrieben.
Seine Gegner sehen das durchaus anders. Stadt und Stadträte sind gespalten. Dem Stadtforum der Abriss-Gegner steht nun eine Bürgerinitiative "pro Areal" gegenüber.
Eine festgefahrene Debatte, das sagt auch Birgit Klaubert, Stadträtin und Vize-Landtagspräsidentin der Fraktion Die Linke:
"Und vor diesem Hintergrund haben wir mehrere Problemlagen. Im Alltagsbewusstsein heißt es: bebauen, egal wie! Im kulturellen Bewusstsein: Die schöne Altstadt ist nur mit der alten Substanz reizvoll für die Besucher. Und das demokratische. Es wäre möglich gewesen, die alten Denkmale zu integrieren. Das ist auch mein Vorwurf. Andere Entwürfe hätten abgewogen werden können ... "
Die Kommunal- und Landespolitikerin weiß um die Zerrissenheit – auch in ihrer eigenen Fraktion. Dort gibt es nur wenig Gegenliebe für die alte Bausubstanz:
"Und die Leute im Alltagsbewusstsein sagen: baut 'mal endlich die Wohnungen und Einkaufsmöglichkeiten!"
Auch Oberbürgermeister Wolf ignoriert beharrlich seine Kritiker. Seit Monaten bemüht sich ein privater Investor aus Weimar um den Kauf des barocken Einzeldenkmals. Vergeblich.
Auch das Beantragen von Fördergeldern, Zuschüssen der Denkmalpflege für die beiden Objekte wurde gar nicht erst erwogen. Stattdessen mobilisiert eine Bürgerinitiative – unterstützt von einzelnen lokalen Medien – die Ideen des Oberbürgermeisters und seiner städtischen Wohnungsbaugesellschaft.
"Heute Abend werden wir die schwierigste Entscheidung im Altenburger Stadtrat seit Jahren haben. Es wird ein Bebauungsplan beschlossen, der integriert den Abbruch von denkmalgeschützter Substanz."
Sollte sich der Stadtrat eindeutig für den Abriss aussprechen, so behalten sich Johannes Schäfer und das Stadtforum Altenburg weitere Schritte vor.
"Bedenken Sie, werte Stadträte", heißt es in einem offenen Brief der Abrissgegner, "Denkmalauflagen sind privaten Investoren in Zukunft nicht mehr vermittelbar, wenn die Stadt Denkmale ohne zwingende Gründe abreißt".
Johannes Schäfer ist einer derjenigen, die sich für die historische Substanz engagieren und damit gegen die Pläne des Oberbürgermeisters stellen:
"Wir als Stadtforum haben festgestellt, dass es hier weder einen Architektenwettbewerb gibt, noch eine Rahmenplanung, die festlegt, was ist sinnvoll hier zu bauen, was könnte dieses Quartier aufnehmen, wie sehen Synergieeffekte aus. Nebenan gibt es eine Brache, die eine städtebauliche Lücke, einen Missstand darstellt."
Stein des Anstoßes ist ein barockes Einzeldenkmal, das in gutem Zustand erhalten ist, aber so eben nicht in ein modernes Quartier hinein passen würde. Nebenan steht ein spätklassizistisches Gebäude. Auch das soll dem Abrissbagger weichen. Denkmalschützer und Bürgerforum fragen sich: Warum?
"Wir haben versucht, vor jeder wichtigen Stadtratsitzung mit den Fraktionen zu sprechen, haben unsere Bedenken angemeldet, haben zu einem späteren Zeitpunkt versucht, Alternativen zu entwickeln, bauliche Alternativen durch ein Nutzungskonzept."
Nichts half. Im Gegenteil. Wer aufbegehrt ist unbequem, riskiert berufliche und persönliche Nachteile. Johannes Schäfer ist das egal, denn zu einem Stadtforum gehören viele Menschen, die wie er denken.
Auch Christine Büring vom der städtischen Tourismusgesellschaft. Ihr hilft beim Werben für die Stadt bislang die historische Substanz, etwas Einmaliges, sagt sie. Ein Abriss wäre fatal und ignorant:
"Für die Touristiker ist dieser Ort das Einfallstor in die Altstadt, insofern ist unser Produkt maßgeblich in Gefahr, wir haben dann nämlich Neubau und keinen Altbau. Das Echte, das Authentische fehlt und eben auch der Wille zum Authentischen."
Dort, wo jetzt die alten Gebäude sind, sollen 35 neue Wohnungen entstehen, im Untergeschoss ein Lebensmittelladen. Das barocke Einzeldenkmal soll als Kopie sichtbar werden, barocke Elemente durch Farbe, so sehen es Pläne vor. Die Pläne von SPD Oberbürgermeister Michael Wolf und der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft.
Heute nun soll der Stadtrat dafür grünes Licht geben und den Streit endlich beenden. Im nächsten Jahr sind Kommunalwahlen in Thüringen. Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft habe bereits an anderen Stellen 2,4 Millionen Euro in historische Substanz investiert, so der Bürgermeister. Die Bürger würden zudem modernen, altersgerechten Wohnraum bevorzugen. Die Diskussion um die beiden historischen Kleinode sei übertrieben.
Seine Gegner sehen das durchaus anders. Stadt und Stadträte sind gespalten. Dem Stadtforum der Abriss-Gegner steht nun eine Bürgerinitiative "pro Areal" gegenüber.
Eine festgefahrene Debatte, das sagt auch Birgit Klaubert, Stadträtin und Vize-Landtagspräsidentin der Fraktion Die Linke:
"Und vor diesem Hintergrund haben wir mehrere Problemlagen. Im Alltagsbewusstsein heißt es: bebauen, egal wie! Im kulturellen Bewusstsein: Die schöne Altstadt ist nur mit der alten Substanz reizvoll für die Besucher. Und das demokratische. Es wäre möglich gewesen, die alten Denkmale zu integrieren. Das ist auch mein Vorwurf. Andere Entwürfe hätten abgewogen werden können ... "
Die Kommunal- und Landespolitikerin weiß um die Zerrissenheit – auch in ihrer eigenen Fraktion. Dort gibt es nur wenig Gegenliebe für die alte Bausubstanz:
"Und die Leute im Alltagsbewusstsein sagen: baut 'mal endlich die Wohnungen und Einkaufsmöglichkeiten!"
Auch Oberbürgermeister Wolf ignoriert beharrlich seine Kritiker. Seit Monaten bemüht sich ein privater Investor aus Weimar um den Kauf des barocken Einzeldenkmals. Vergeblich.
Auch das Beantragen von Fördergeldern, Zuschüssen der Denkmalpflege für die beiden Objekte wurde gar nicht erst erwogen. Stattdessen mobilisiert eine Bürgerinitiative – unterstützt von einzelnen lokalen Medien – die Ideen des Oberbürgermeisters und seiner städtischen Wohnungsbaugesellschaft.
"Heute Abend werden wir die schwierigste Entscheidung im Altenburger Stadtrat seit Jahren haben. Es wird ein Bebauungsplan beschlossen, der integriert den Abbruch von denkmalgeschützter Substanz."
Sollte sich der Stadtrat eindeutig für den Abriss aussprechen, so behalten sich Johannes Schäfer und das Stadtforum Altenburg weitere Schritte vor.