Aufbruchstimmung in Nordrhein-Westfalen
Knapp ein Jahr hat es gedauert, bis die Leitung des Kunstsammlung NRW neu besetzt wurde. Jetzt ist Kunsthistorikerin Susanne Gaensheimer im Amt und verspricht einen neuen Blick auf die Klassische Moderne und die Nachkriegskunst.
Überhaupt wünscht sich Susanne Gaensheimer einen weniger elitären und weniger eurozentrischen Blick auf die Kunst, was sich in den ersten geplanten Ausstellungen wiederspiegelt. Die kubanische Künstlerin Carmen Herrera bekommt eine Retrospektive, der Libanese Akram Zaatari zeigt demnächst seine Multimediakunst. Auch wenn der Ausstellungsplan so gut wie leer war, startet Susanne Gaensheimer in einer komfortablen Situation. Die neue Landesregierung hat zugesichert, 50 Prozent mehr Geld als bislang für die Kultur auszugeben. Und mit Isabel Pfeiffer-Poensgen als Kulturministerin stärkt ihr eine ausgewiesene Kunstexpertin wahrscheinlich den Rücken.
So könne man zurzeit auch von einer "Aufbruchsstimmung" in der Kulturpolitik in Nordrhein-Westfalen sprechen, sagte Susanne Gaensheimer im Detuschlandfunk Kultur.
"Das ist toll. Herr Laschet der Ministerpräsident hat ja sehr deutlich gemacht, dass er der Kultur einen größeren Stellenwert einräumen möchte. Sowohl mit der Anhebung des Kulturetats, aber eben auch mit der Wiedereinführung eines eigenen Kulturministeriums."
Anerkennde Worte für neue Kulturministerin Pfeiffer-Poensgen
Vor allem die Besetzung mit Isabel Pfeiffer-Poensgen als neue Kulturministerin bewertet Susanne Gaensheimer als besonders positiv:
"Das ist für uns ganz toll. Ich kenne Frau Pfeiffer-Poensgen auch persönlich schon länger und habe eine sehr hohe Achtung vor ihr als Kulturmensch, als Kennerin aller kultureller Branchen, aber natürlich auch als Mensch, als Person. Und deswegen freue ich mich sehr auf die Zusammenarbeit."
Umgang mit dem kolonialen Erbe
Der Umgangmit dem kolonialen Erbe wird gerade umfangreich diskutiert, wie auch die Debatte um das neue Humboldt-Forum in Berlin zeige. So wolle sich Susanne Gaensheimer auch zukünftig in ihrer Arbeit mit dem postkolonialen Erbe auseinandersetzen.
"Das ist natürlich auch in der bildenden Kunst schon lange eine sehr zentrales Thema. Und in meiner Arbeit in Frankfurt habe ich das ja insofern sehr intensiv eigentlich betrieben und umgesetzt und auch recherchiert, in dem wir eben versucht haben, unsere Sammlungs- und Programmtätigkeit in einen globalen Zusammenhang zu stellen. Und eben wirklich aus einer globalen Perspektive herauszuarbeiten. Hier in der Kunstsammlung in NRW ist das jetzt ein bisschen anders, aber eben umso reizvoller. Denn in der Klassischen Moderne und in der Nachkriegsmoderne – das sind ja die Schwerpunkte der Sammlung hier in Düsseldorf – ist das natürlich ein unbeschriebenes Blatt, zumindest in den Deutschen Museen."